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Stichwort: Weimarer Dreieck

7. Februar 2011

Wenn sich Regierungsvertreter von Deutschland, Frankreich und Polen zu gemeinsamen Sitzungen treffen, spricht man vom "Weimarer Dreieck". Seit 1991 finden die Treffen statt - doch zu welchem Zweck?

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Angela Merkel (Mitte) und Nicolas Sarkozy (rechts) begrüßen sich in Warschau, wo sie sich mit Bronislaw Komorowski (links) treffen (Foto: dapd)
Gipfel 2011: Komorowski, Merkel und SarkozyBild: dapd

Es sollte ein Motor der europäischen Integration sein - das Weimarer Dreieck, das für die deutsch-französisch-polnischen Beziehungen steht. Initiiert wurde es am 28. August 1991 von den damaligen Außenministern: Roland Dumas aus Frankreich, Hans-Dietrich Genscher aus Deutschland und Krysztof Skubiszewski aus Polen. Sie wollten zunächst gemeinsame Grundinteressen für die Entwicklung und Zukunft Europas abstimmen.

Unterschiedliche Ansätze der drei Länder

Die frueheren Aussenminister, Krzystof Skubiszewski, Polen, links, Hans-Dietrich Genscher, Deutschland, Mitte, und Roland Dumas, Frankreich, rechts, begruessen sich (Archivfoto 2006: AP)
Wiedersehen nach 15 Jahren - Die Initiatoren - Skubiszewski, Genscher und DumasBild: AP

Zu Beginn des "Weimarer Dreiecks" stimmten die Ausgangsüberlegungen der drei Staaten jedoch nicht unmittelbar überein. Nach dem Zerfall des kommunistischen Regimes in Osteuropa und dem Ende des Kalten Krieges hatte Polen in Deutschland einen starken Befürworter seiner Anbindung an den Westen gefunden. Zugleich suchte das Land nach Unterstützung für eine Integration in die EU. Davon sollte auch das europäische Schwergewicht Frankreich überzeugt werden. Hans-Dietrich Genscher wollte die enge Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich auf den neuen Nachbarn Polen erweitern. Ein enges Bündnis mit Polen, so hofften er und die anderen, könne zudem Impulse für die gesamte Osterweiterung der Europäischen Union setzen.

Was zunächst als jährliches Treffen der Außenminister vereinbart war, wurde recht schnell erweitert. Seit 1988 treffen sich auch die Staats- und Regierungschefs und weitere Fachminister in dieser Konstellation. Neben Politik wurde auch das Spektrum der gemeinsamen Projekte auf wirtschaftlichem oder kulturellem Gebiet erweitert. So arbeiten zum Beispiel das deutsch-französische und das deutsch-polnische Jugendwerk eng zusammen. Das Ziel war, dass die drei Nationen, die in der Vergangenheit immer wieder Krieg gegeneinander geführt haben, enger zusammenwachsen.

Aussetzen der Gipfeltreffen

Nach Polens EU-Beitritt 2004 und der Machtübernahme durch die National-Konservativen um Jaroslaw und Lech Kaczynski 2005 blieben mehr und mehr Treffen aus. Anfang 2006 zweifelte der neue polnische Präsident Lech Kaczynski Sinn und Zweck des trilateralen Debattierens an. Ihm fehlten konkrete Ergebnisse. Das für den 03. Juli 2006 geplante Gipfeltreffen mit Angela Merkel und Jacques Chirac in Weimar sagte Kaczynski kurzfristig wegen einer plötzlichen Magenverstimmung ab. Zwar wurde das Treffen im Dezember nachgeholt, doch die Gipfeltreffen anschließend blieben aus.

Der neugewählte polnische Ministerpräsident Donald Tusk warb in seiner ersten Regierungserklärung 2007 für eine Wiederbelebung des Weimarer Dreiecks. Seither haben auf organisatorischer und Außenministerebene wieder mehrere Treffen stattgefunden. Doch der erste Gipfel mit Teilnahme des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, des polnischen Staatspräsidenten Bronisław Komorowski und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde erst 2011 organisiert.

Autor: Nicole Scherschun
Redaktion: Fabian Schmidt