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Inselgruppen wie Mikronesien drohen in den steigenden Weltmeeren zu versinken. Die Vorboten der Bedrohung sind schon heute spürbar: Das Grundwasser versalzt und das Trinkwasser wird knapp. Doch es gibt Auswege.
Die Appelle des Inselstaates an die westlichen Industriestaaten waren dramatisch. "Mein Land ist kurz davor zu ertrinken", erklärte Emanuel Manny Mori, der Präsident Mikronesiens, im Herbst vergangenen Jahres gegenüber Vertretern der Europäischen Union. Die Forderung: Es müsse endlich ein Umdenken geben in der westlichen Klimapolitik. Inselstaaten wie Mikronesien leiden besonders stark unter der globalen Erwärmung – vor allem durch den steigenden Meeresspiegel. Nicht nur die Bewohner fürchten, dass das Land in nicht allzu ferner Zukunft ganz von der Weltkarte verschwinden könnte.
Mit solchen Entsalzungsanlagen decken die Vereinigten Arabischen Emirate beinahe den gesamten Frischwasser-Bedarf
Doch konkrete Auswirkungen gibt es schon heute: Durch die steigenden Meere mischt sich Salzwasser ins Grundwasser. Die Trinkwasser-Vorräte werden so ungenießbar und die landwirtschaftliche Bewässerung immer schwieriger. Die Böden versalzen und sind damit oft auf Jahre unbrauchbar. "Für kleine Inselstaaten ist das meist besonders schwierig", erläutert Jürgen Kropp vom "Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung", denn hier gebe es meist ohnehin nur sehr eingeschränkte Grundwasser-Ressourcen.
Nicht nur Inselstaaten betroffen
Auch ein hoher Verbrauch fördert die Versalzung der Grundwasser-Vorräte
Doch nicht nur Inselgruppen wie Mikronesien sind von dem Problem betroffen. Auch viele andere Länder kämpfen mit der Versalzung ihrer Grundwasser-Reserven. Regionen mit verhältnismäßig langen Küsten wie zum Beispiel der Gaza-Streifen. Hier ist die Bevölkerungsdichte besonders groß. Entsprechend hoch ist der Wasserverbrauch. Und das sei neben den steigenden Meeresspiegeln ein weiterer wichtiger Grund für die Versalzung des Grundwassers, so Kropp. "Meerwasser kann nur dort eindringen, wo vorher Wasser entnommen wurde". Wenn das Grundwasser versalze, zeige das, dass mehr Grundwasser verbraucht werde, als sich nachbilden kann.
Grundsätzlich gibt es daher zwei Lösungen, sagt Philipp Magiera von der "Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit" (GTZ). Man könne das Angebot an Wasser erhöhen oder eben den Bedarf einschränken. "Ich bin ein großer Anhänger der Wasser-Effizienz", meint Magiera. Denn es gebe viele Beispiele, wie man den Wasserverbrauch reduzieren könne, besonders in der Landwirtschaft. In vielen Regionen wird bis zu 70 Prozent des Grundwassers zur Bewässerung der Felder verwendet. Mit sparsamen Systemen – wie etwa der Tröpfchenbewässerung – könnte man große Mengen Wasser einsparen.
Problem Wasserverschwendung
Steigendes Wasser und Stürme setzen den Küsten zu
Oft geht auch viel Wasser auf dem Weg zum Verbraucher verloren. Viele Länder kämpfen zum Beispiel mit leckenden Rohrsystemen. In solchen Fällen sei es sinnvoller zunächst die undichten Stellen zu reparieren, bevor man mehr Wasser ins System gebe. "Auch im Haushaltsbereich gibt es meist Möglichkeiten Wasser einzusparen", sagt Magiera. Einen sparsameren Wasserverbrauch könne man über ökonomische Maßnahmen erreichen – wie zum Beispiel über die Regulierung des Wasserpreises.
Wenn alle Einsparmöglichkeiten erschöpft sind, dann kann nur das Angebot an Süßwasser erhöht werden. Sind Importe von Wasser keine Option, dann bleibt die Möglichkeit, Meerwasser zu entsalzen. "Das ist technisch heutzutage kein Problem mehr", sagt Jürgen Kropp. In vielen Ländern wird Meerwasserentsalzung schon länger angewandt, wie etwa in Israel oder Saudi-Arabien. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind sogar fast zu 100 Prozent auf entsalztes Meerwasser angewiesen. Das Problem: Entsalzungsanlagen benötigen viel Energie. Energie, die – wie im Nahen Osten – oft aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Das hat CO2-Emissionen zur Folge und treibt den Klimawandel an.
Traditionelle Lösungen
Auch auf Inselstaaten wie Mikronesien werden Entsalzungsanlagen eingesetzt. Allerdings handelt es sich meist um kleine Anlagen mit nur sehr geringen Kapazitäten. Größere Systeme sind meist zu teuer. Außerdem fehlen die notwendigen Energie-Reserven, um sie anzutreiben. Statt High-Tech-Lösungen könnten hier allerdings oft traditionelle Maßnahmen helfen, sagt Magiera. So zum Beispiel das gezielte Auffangen von Regenwasser.