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Staatsanwälte ermitteln im Organspende-Skandal

2. Januar 2013

In den Skandal um Organ-Transplantationen an der Uniklinik Leipzig hat sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Krankenakten von Leber-Patienten sollen gefälscht worden sein.

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Ärzte bei einer Transplantation (Archivbild: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Ein Sprecher der Leipziger Staatsanwaltschaft teilte mit, es werde geprüft, ob ein Anfangsverdacht für eine mögliche Straftat bestehe. Ein anschließendes Ermittlungsverfahren sei möglich.

Nach Angaben der Universitätsklinik waren in den Jahren 2010 und 2011 in mindestens 38 Fällen Patientenakten manipuliert worden. Die Kranken wurden wahrheitswidrig als Dialysepatienten ausgegeben, damit sie auf der Warteliste der internationalen Organvermittlung Eurotransplant für eine Transplantation weiter nach oben rutschten. Bei Blutwäsche-Patienten gelten Transplantationen als dringlicher. Die Klinik hat den Direktor der Transplantationschirurgie und zwei Oberärzte mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden.

Die Leitung der Klinik erklärte vor Journalisten in Leipzig, das Motiv für die Manipulationen sei unklar. Der medizinische Vorstand, Professor Wolfgang Fleig, sagte: "Ich kann nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass kein Geld geflossen ist." Soweit er die beschuldigten Ärzte und die betroffenen Patienten kenne, könne er sich eine Bestechung jedoch nicht vorstellen.

Mit dem Leipziger Fall zieht der Skandal um Manipulationen der Wartelisten für Organ-Empfänger weitere Kreise. Auch in München, Göttingen und Regensburg stehen Mediziner in Verdacht, mit falschen Angaben die Priorität für Transplantationen bestimmter Organ-Empfänger erhöht zu haben. Auch dort ermitteln Staatsanwaltschaften. Als Konsequenz hatten Politik und Ärzteschaft vereinbart, alle 47 Transplantationszentren in Deutschland sukzessive zu überprüfen.

Betrug mit Organspenden

Die im niederländischen Leiden ansässige Stiftung Eurotransplant vermittelt gespendete Organe in sieben europäische Länder mit insgesamt 124 Millionen Einwohnern. Derzeit warten in Deutschland rund 12.000 Menschen auf ein Organ. Täglich sterben drei von ihnen, weil es nicht genügend Spender gibt.

Das Bundesgesundheitsministerium sieht wegen der Vorfälle in Leipzig keinen akuten Handlungsbedarf. "Es gibt Überwachungs-, Prüfungs-, Kontrollmechanismen, die funktionieren", sagte eine Sprecherin in Berlin und verwies auf die bisher aufgedeckten Fälle. Kritik daran, dass die Prüfung der Transplantationszentren unter dem Dach der Bundesärztekammer stattfindet, wies sie zurück. Die Prüfungskommission arbeite unabhängig.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Ulrich Montgomery, wies in der "Bild"-Zeitung daraufhin, dass die Prüfungskommission insgesamt etwa 140 Transplantations-Programme untersuche, was etwa drei Jahre dauern werde. Dien Aufdeckung weiterer Skandale sei daher nicht ausgeschlossen. Zugleich warnte der Ärztepräsident vor Panikmache. "Die Transplantationsmedizin in Deutschland war wahrscheinlich noch nie so sicher und vor Schummeleien geschützt wie derzeit", sagte er dem "Tagesspiegel" aus Berlin.

wl/kis (dpa, epd, dapd, rtr)