Spitzensportler drängt es ins Netz
24. Februar 2011Immer mehr Spitzensportler begeben sich mit einer eigenen Homepage ins Internet. Zum Beispiel auch Roman Weidenfeller, Torwart beim Meisterschaftskandidaten Borussia Dortmund. Und er begründet warum: "Insgesamt ist es gut, dass man so eine Möglichkeit hat, sich auch persönlich mal darzustellen und vielleicht das eine oder andere auch klarzustellen, was vielleicht in der Öffentlichkeit falsch herüber gekommen ist."
Auf seiner Internetseite verrät Roman Weidenfeller alles über seine aktuelle Lieblingsmusik, seine Lieblingsgerichte und wie er sich bevorzugt kleidet. "Oder eben, was man in der Freizeit macht. Und das liest man ja nicht jeden Tag auch in der Presse. Da kann sich jeder Fan auch sehr gut informieren.“
Schweinsteiger hilft bei der Hausarbeit
Für Weidenfellers Internet-Auftritt zeichnet die Agentur Seven Dead Cats (7DC) aus Dortmund verantwortlich. Deren Kundenliste liest sich beinahe wie die Aufstellung der Nationalelf. Von Manuel Neuer über Michael Ballack und Mesut Özil bis zu Bastian Schweinsteiger. Aber auch Formel 1-Rennfahrer Nick Heidfeld und Tennisspieler Tommy Haas haben 7DC ihre Seite im Internet anvertraut.
Vor allem Fußballer betrachten ihren Internet-Auftritt als ein ganz persönliches Medium. Hier können sie unabhängig von den Interessen ihrer Vereine agieren und gegenüber den Fans ihr Profil polieren. Also verrät etwa Bastian Schweinsteiger, dass er auch bei der Hausarbeit mithilft. Das mag banal anmuten, doch solche privaten Einblicke kommen bei den Fans gut an und steigern die Beliebtheit. Was sich wiederum für die Spieler auszahlen kann. Mit ihrer Homepage präsentieren sich die Sportler nämlich zugleich auch potenziellen Sponsoren.
Homepage steigert den Marktwert
Nach einer Untersuchung der Universität Zürich kann eine ansprechende Homepage den Marktwert eines Spielers um bis zu 13 Prozent steigern. Gewiefte Profisportler wissen, dass sie dazu professionelle Unterstützung benötigen. Auf dem Sportsektor gehört die Dortmunder Agentur 7DC zu den führenden in Europa. Da man auch Unternehmen betreut, die Sponsorenrechte besitzen, weiß man auch, welcher Sportler zu welchem Unternehmenskonzept passen könnte.
Wenn Leistung und Image stimmen, zahlen sich Sportler als Werbeträger für Sponsoren einträglich aus. Doch bis sich ein hoch gelobter Kicker höchstpersönlich im Netz präsentieren kann, vergehen nach Angaben von 7DC-Chefredakteur Ulrich Hesse oftmals mehr als sechs Monate. "Wir sprechen lange mit den Spielern. Wir gucken uns an, wie ihre Karriere gelaufen ist, was das für Typen sind und die Sachen, die sie mögen und die sie nicht mögen." Erst danach erstellen die Grafiker mehrere Vorschläge, die sie den Sportlern zur Auswahl vorlegen.
Fans wollen ernst genommen werden
Eines der Zauberworte in dieser Branche heißt übrigens Authentizität. Denn nur Sportler, deren persönlicher Homepage-Auftritt von den Fans als glaubwürdig empfunden wird, finden im Netz Anklang. Die User, weiß Hesse, möchten nicht nur informativ versorgt, sondern im Netz auch Teil einer Gemeinschaft werden. Fans, die via Internet Kontakt zu ihrem Lieblingssportler suchen, wollen ernst genommen werden. Darum bieten die meisten Sportler auf ihren Homepages auch Foren, Message-Balls und Gästebücher an. "Was auch eine große Rolle spielt ist: Viele Leute gehen da auch hin, um sich auszutauschen, um den Spielern eine Nachricht zu hinterlassen und Gleichgesinnte zu finden."
So zieht zur Belebung der Kommunikation die Tennisspielerin Andrea Petkovic, die bei den Australien Open erst im Viertelfinale ausschied, alle technischen Register. Sie versorgt ihre Fangemeinde auf ihrer Internetseite auch mit frischen Videobotschaften. In die Kamera lächelnd teilt sie etwa mit: "Hallo, meine Lieben. Wie ihr seht, bin ich wieder aus Australien zurück. Ja, mir ist es gut ergangen in Australien. Ich bin braun geworden und ich habe auch einigermaßen gut gespielt. Ansonsten gibt es noch das Gewinnspiel. Denkt dran: Es gibt immer noch den Schläger zu gewinnen."
Bis zu 500.000 Klicks im Monat
Die Resonanz im Netz auf private Einblicke ist beachtlich. Nach Angaben von 7DC-Geschäftsführer Huck wird die Seite eines Fußballspielers im Monat bis zu 500.000 Mal aufgerufen. Vor einem Großereignis wie der Fußballweltmeisterschaft zählt man sogar bis zu sechs Millionen Seitenaufrufe. "Das ist für die Seite eines Einzelspielers schon enorm."
Und durchaus einträglich. Vor allem dann, wenn ein bekannter Kicker seine Homepage als Vermarktungsplattform für eigene Fanartikel nutzt. 18 Mitarbeiter sorgen bei 7DC dafür, dass die Seiten quasi rund um die Uhr aktualisiert werden. Immer in Absprache mit den Sportlern. Der Jahresumsatz der Agentur liegt bei rund 1,5 Millionen Euro. Tendenz steigend. Denn auch die Nachfrage nach Informationen über Sportler und deren Privatleben im Internet schnellt weiter in die Höhe.
Autor: Klaus Deuse
Redaktion: Wolfgang van Kann