Spanier demonstrieren weiter
21. Mai 2011"Wir wollen weitermachen", sagt Carmen Sanchez, die die Proteste in der spanischen Hauptstadt Madrid mitorganisiert hat. Es gehe schließlich nicht um die Kommunalwahlen am Sonntag (22.05.2011), sondern um soziale Einschnitte. Am Samstagabend soll es daher eine neue Massendemonstration geben, wie die Verantwortlichen bekannt gaben.
Unmut Luft machen
Die Proteste gegen die hohe Arbeitslosigkeit und den Sparkurs der Regierung hielten auch am siebten Tag in Folge an. In Madrid versammelten sich auch in der Nacht zum Samstag auf dem zentralen Platz Puerta del Sol Augenzeugen zufolge mindestens 20.000 Menschen.
Sie missachteten damit ein Demonstrationsverbot vor den Kommunal- und Regionalwahlen am Sonntag, das um Mitternacht in der Nacht von Freitag auf Samstag in Kraft treten sollte. Das spanische Recht untersagt politische Veranstaltungen an Wahlwochenenden.
Zapatero will friedliche Demonstrationen zulassen
Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero hatte jedoch angekündigt, friedliche Proteste zu respektieren. Trotz des Entgegenkommens riefen die größtenteils jungen Demonstranten das spanische Volk dazu auf, am Sonntag nicht für Zapateros Sozialistische Partei und auch nicht für die oppositionelle konservative Partido Popular zu stimmen. Die Sozialisten müssen sich Meinungsforschern zufolge auf deutliche Verluste einstellen.
Demonstrationen auch in anderen Städten
Großkundgebungen gab es nach Fernsehberichten auch in Barcelona, Valencia und Sevilla. Insgesamt hatte die Protestbewegung der "Empörten" zu Kundgebungen in rund 150 Städten aufgerufen. Das von der zentralen Wahlbehörde für das Wochenende verhängte Demonstrationsverbot wirkte wie ein Katalysator und sorgte dafür, dass mehr Menschen als in den Tagen zuvor auf die Straße gingen. Kleinere Kundgebungen zur Unterstützung der "spanischen Revolution" fanden nach Berichten des Fernsehens auch in Brüssel, Amsterdam, London, Prag, Budapest und Rabat statt.
Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau
Das hoch verschuldete Spanien muss bislang zwar keine Hilfen von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen. Der Preis dafür ist aber ein harter Sparkurs. Die wirtschaftliche Erholung verläuft schleppend, die Arbeitslosigkeit ist mit einer Quote von 21,3 Prozent so hoch wie in keinem anderen EU-Land. Unter den 18- bis 25-Jährigen liegt sie sogar bei 45 Prozent. Viele davon müssen noch bei ihren Eltern leben, weil sie ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten können. Der IWF sprach bereits von einer "verlorenen Generation".
Autorin: Annamaria Sigrist (rtr. dpa, dapd)
Redaktion: Eleonore Uhlich