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Politik

Fehlbildungen bei Babys: Spahn warnt vor Panik

18. September 2019

Wie ernst sind die jüngst aufgetretenen Fälle von Fehlbildungen an Neugeborenen zu nehmen? Der Gesundheitsminister verspricht eine strenge Beobachtung, warnt aber vor Panik. Mediziner springen Spahn bei.

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Ein neugeborenes Baby im Zentrum für angeborene Fehlbildungen des Universitätsklinikums in Frankfurt am Main (Foto: picture-alliance/dpa/A. Dedert)
Ein Neugeborenes im Zentrum für angeborene Fehlbildungen der Uniklinik in Frankfurt am Main (Symbolbild)Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Nach Berichten über eine ungewöhnliche Häufung von Fehlbildungen an den Händen von Neugeborenen in Nordrhein-Westfalen hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Aufklärung versprochen und zugleich vor Mutmaßungen gewarnt. "Wir nehmen das ernst, wir schauen uns das an", sagte Spahn bei einer Veranstaltung des Redaktionsnetzwerks Deutschland in Berlin. Auch Ärzte warnten vor Panikmache. In einem Krankenhaus in Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen wurden innerhalb von drei Monaten drei Kinder mit Fehlbildungen geboren. Die Klinik nannte dies "auffällig".

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)  (Foto: picture-alliance/dpa/T. Weller)
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Bild: picture-alliance/dpa/T. Weller

Spahn wandte sich indes gegen voreilige Schlüsse: "Wir ziehen erst dann Schlussfolgerungen, wenn wir auch etwas wissen." Es gehe nun darum herauszufinden, ob es tatsächlich eine Häufung solcher Fehlbildungen bei Babys gebe. Derzeit laufe eine entsprechende Abfrage in den Bundesländern. Der Gesundheitsminister kritisierte, er lese nun die "wildesten Spekulationen, bis hin zu Handystrahlen". Er warne vor einer Verunsicherung, wenn jeden Tag neue Erklärungen in Umlauf gebracht würden. Bisher gebe es keine Hinweise auf eine Häufung.

Auch Mediziner wandten sich gegen Spekulationen. "Man kann nicht von einer Häufung sprechen, wenn man nicht weiß, wie hoch die Zahl sonst ist", sagte der Abteilungsleiter der Pränatal- und Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Holger Stepan. Dennoch sei es verständlich, dass mehrere Fälle in einem kurzen Zeitraum zunächst stutzig machten.

Der Leiter des Fachbereichs Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Uniklinikum Dresden, Mario Rüdiger (Foto: Imago Images/Sven Ellger)
Der Leiter des Fachbereichs Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Uniklinikum Dresden, Mario RüdigerBild: Imago Images/Sven Ellger

Zu einem vorsichtigen Umgang mit dem Thema riet auch der Leiter des Fachbereichs Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Uniklinikum Dresden, Mario Rüdiger. "Es gibt gelegentlich die Situation, dass eine seltene Erkrankung für eine lange Zeit nicht aufgetreten ist und dann plötzlich mehrere Kinder nacheinander betroffen sind", sagte er. Hier müsse man wachsam sein, aber nicht in Panik verfallen.

"Babys ohne Arme" in Frankreich 

In Frankreich gibt es bereits seit längerem eine Debatte, nachdem sich die Fälle von Fehlbildungen bei Babys in einigen Regionen des Landes gehäuft hatten. Die Kinder leiden an einer Deformation von Gliedmaßen. In Frankreich ist das Phänomen unter dem Schlagwort "Babys ohne Arme" bekannt. Besonders im Département Ain im Osten des Landes, im Département Loire-Atlantique im Westen und in Morbihan in der Bretagne kommen seit mehreren Jahren besonders viele Babys ohne Arme zur Welt. Über die Ursache wird spekuliert. So sollen viele der betroffenen Familien in der Nähe von Feldern leben, weshalb der Verdacht im Raum steht, Pestizide könnten für die Fehlbildungen verantwortlich sein. Sie könnten das Trinkwasser verunreinigt haben. 

sti/uh (afp, dpa)