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Solarstrom selber machen: Wie gelingt das?

1. September 2021

Kleine Solaranlagen findet man überall auf der Welt. Sie hängen an Wänden und Balkonen, liegen auf Dächern, Terrassen oder vor dem Zelt. Doch welche Systeme gibt es und was ist zu empfehlen?

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Modul an einer Fassade. Darunter freut sich der Monteur über die Installation.
Sonnenstrom für den Eigengebrauch in Kassel: Freude nach MontageBild: SoLocal Energy

1. Mit Stecker ins Netz: Mini PV für Zuhause

Immer mehr Menschen decken einen Teil ihres Strombedarfs mit Mini-Solaranlagen, sogenannten Stecker-Solargeräten. Dies sind kleine Photovoltaikanlagen mit ein oder zwei Modulen und einer Leistung von bis zu 600 Watt. Das reicht um bis zu 30 Prozent des Strombedarfs eines Haushalts zu decken: Strom für Kühlschrank, Wasch- und Spülmaschine oder den PC.

Das Besondere: Die kleinen Anlagen haben meist ganz normale Haushaltsstecker, die in die Steckdose gesteckt werden und so den Solarstrom ins Hausnetz leiten. Die Installation ist ganz einfach, die Geräte gelten als sicher. Großes Plus: Zum Aufhängen an der Balkonbrüstung, dem Flachdach oder im Garten braucht man keinen Elektriker.

2 Solarmodule a 100 Watt hängen am Balkon in Dinkelsbühl (Bayern) Die älteren Bewohner schauen vom Balkon in die Kamera.
Froh über Eigenstrom: Die 200-Watt-Anlage hilft dem Klima und senkt die Stromkosten Bild: Thomas Seltmann

Der nicht selbst genutzte Solarstrom fließt ins öffentliche Stromnetz.

"Inzwischen sind bereits mehrere Hunderttausend solcher Systeme in Deutschland und den Nachbarländern in Betrieb. Die Geräte sind grundsätzlich sehr sicher, bisher sind keine Schäden bekannt geworden", sagt Thomas Seltmann, Photovoltaikexperte von der Verbraucherzentrale NRW

Und das Interesse ist groß: "Wir stehen bei den Stecker-Solargeräten am Anfang eines Booms", davon ist Seltmann überzeugt.

2 Monteure montieren ein Modul auf einem Hausdach in Ruanda
Inselanlage fern vom Stromnetz in Ruanda: Das Solar Home System reicht für mehrere Lampen, TV und Radio.Bild: Mobisol

2.   Inselanlage: PV-Strom für jede Hütte

2010 hatten noch rund 2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu Elektrizität, weil es in vielen Gebieten der Welt keine Stromnetze gab, heute sind es rund 1,3 Milliarden weniger. Der Grund: Strom lässt sich heute einfach überall mit sogenannten Inselanlagen erzeugen. Mit Solarmodul und Batterie ist das einfach und inzwischen die günstigste Lösung.

Kleine sogenannte Solar Home Systeme haben ein kleines 4 Watt Modul mit Batterie und effizienter LED-Lampe. Dies reicht aus für die Schul- und Hausarbeiten am Abend bei Licht. 

Mit einer etwas größeren Inselanlage und 50-Watt-Modul können zusätzlich auch Fernseher und mehrere Lampen betrieben werden, mit einem 250-Watt-Modul zudem der Kühlschrank.

Wer zudem noch ein Elektroauto mit Solarstrom fahren will, braucht dafür eine Anlage mit einer Gesamtleistung von mindestens 2000 Watt, das sind etwa 10 Quadratmeter Module. Mit dem erzeugten Strom kann ein Auto bis zu 16.000 Kilometer pro Jahr fahren.

Ein Camper vor seinem Zelt in Kanada mit Solarmodul. Im Hintergrund Berge
Strom für Handy und Abendlicht: Klappmodul für Reise mit RucksackBild: Cavan Images/imago

3. Solarkraft für unterwegs

Solare Bewegungsmelder und Solarleuchten gibt es in immer mehr Gärten, und dank PV-Bewässerung können auch Kräutertöpfe oder das Gemüsebeet bewässert werden. Auch bei Campern werden mobile Mini-Anlagen immer beliebter.

Sie bestehen aus einem sehr kompakt zusammenklappbaren Solarmodul aus Kunststoff und einem Wechselrichter mit Batterie. Diese Anlagen gibt es in allen Größen und für jeden Bedarf: Kleinstanlagen in der Größe von einem Portemonnaie zum Aufladen des Handys oder sehr leistungsstarke Systeme mit einer Leistung von 160 Watt zum Aufladen des Fahrradakkus und zum Betrieb von Laptop und Kühlschrank im Wohnwagen. Viele kaufen sie bei spezialisierten Online-Händlern.

Nach der Reise kann man mobile Module natürlich auch zu Hause nutzen. Das Solarmodul auf der Fensterbank lädt dann das Handy und falls der Strom mal ausfällt, könnte der Kühlschrank trotzdem weiter laufen.

NRW Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und Wolfgang Schuldzinski von der Verbraucherzentrale NRW werben für sogenannte Balkonmodule. Sie stehen hinter einem Balkonmodul
Verbraucherschützer werben für Steckermodule: Gut für Mieter und Klima - und einige Städte bezuschussen sogar den KaufBild: VZ-NRW

4.   Was kosten Mini-Solaranlagen?

Die Leistungsfähigkeit von Modul und Batterie bestimmt den Preis von Minisolaranlagen. Weitere Faktoren sind Qualität, Optik und Funktionalität.

Kleine Solar-Home-Systeme mit Batterie und sparsamer Lampe für das Licht in der Nacht kosten in guter Qualität ab 30 Euro und Inselanlagen, die auch für den Betrieb von Fernseher und Kühlschrank reichen, kosten mehrere Hundert Euro. Solaranlagen für den Campingurlaub mit speziellen Faltmodulen für den Rucksack kosten bei gleicher Leistung etwas mehr.

Stecker-Solargeräte haben meist keine Batterie, können aber direkt ins Stromnetz integriert werden. Diese Anlagen kosten in Europa zwischen 350 und 900 Euro. Laut Verbraucherzentrale haben die Stecker-Geräte in Deutschland nach sechs bis neun Jahren den Gegenwert des Kaufpreises an Strom erzeugt.

In Deutschland kostet der mit Steckermodulen erzeugte Strom zwischen 7 bis 10 Euro Cent pro Kilowattstunde (kWh), in Gegenden mit mehr Sonne wie Südeuropa, Afrika, Lateinamerika, Kalifornien oder vielen Teilen Asiens sind es weniger als 5 Eurocent (6 US-Cent). Im Netz kostet der Strom zwei- bis fünfmal mehr.

Ein junger Mann montiert ein Stecker-Solarmodul an einer Hauswand in Kassel
Steckermodul an der Balkonwand: In Kassel hilft der Verein Solocal Energy sogar bei der MontageBild: SoLocal Energy e.V.

5. Helfen Mini-Solaranlagen beim Klimaschutz?

Minisolaranlagen senken die eigenen Stromkosten und helfen beim Klimaschutz. In Deutschland könnten mit diesen Anlagen laut Deutscher Gesellschaft für Sonnenenergie eine zusätzliche Solarleistung von 1000 bis 2000 Megawatt aufgebaut werden. Das entspricht der Stromerzeugung eines Kohlekraftwerks. Mini-Solaranlagen senken also nicht nur die eigenen Stromkosten, sondern helfen auch beim Klimaschutz.

Experten sehen in den Minianlagen aber noch einen weiteren Vorteil für die Umwelt. "Viele Menschen haben bisher wenig Bezug zum eigenen Stromverbrauch und keine Erfahrung mit Solarstrom und Batteriespeicher", sagt Krisztina André vom Interessenverband  Bündnis Bürgerenergie.

Wer eine Solaranalage betreibt macht Erfahrungen mit der eigenen Energie, will sparen und etwas für die der Umwelt tun. "Auch ist es ein bisschen Fun an der Technik, Spaß daran, einfach selbst zu Hause eigenen Strom zu produzieren", sagt David Breuer vom Onlineshop Yuma für Steckermodule. 

In Verbindung mit E-Autos könnte es künftig einen zusätzlichen Schub für den Betrieb von Solar-Modulen zu Hause geben, ist André überzeugt. Denn deren Akkus können als Speicher genutzt werden. "Elektroautos haben große Batterien und der Strom daraus lässt sich zukünftig auch woanders intelligent nutzen: Für die Deckung des eigenen Strombedarfs im Haus und auch in der Nachbarschaft durch das öffentliche Netz."

Solarzellen statt Glanzlack

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion