So klug als wie zuvor
Sie werden gern vertauscht – oder sogar gemeinsam verwendet: die beiden vergleichenden Wörter „als“ und „wie“. Grammatikfeste Leute schmerzt das. Aber nicht nur das: Die Bedeutung einer Aussage kann sich ändern.
„Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemüh’n.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor …“
„So klug als wie zuvor“? Na ja, stammt von Goethe, und der darf das. Erstens wegen der dichterischen Freiheit: Beim korrekten „und bin so klug wie zuvor“ hätte dem Wohlklang der Zeile schließlich eine Silbe gefehlt. Und zweitens darf er, weil Deutschlands Dichterfürst seine Verse vor 200 Jahren schmiedete. Da soll die Doppelung von „als“ und „wie“ noch nicht falsch gewesen sein, sagen einige Sprachwissenschaftler.
Falsche Doppelung
Heute aber ist die Doppelung falsch – wenn auch umgangssprachlich weit verbreitet, vor allem in Süddeutschland. Gedoppelt wird jedoch nicht nur traditionell und regional, sondern schlicht aus Unsicherheit. Nach dem Motto: „Doppelt hält besser! „Doppelt (genäht) hält besser!“ umgangssprachlich für: Es ist gut, sich zusätzlich abzusichern “, beziehungsweise „eins von beiden wird auf jeden Fall richtig sein“, wird der Satz wohl schon verstanden.
Wenngleich es grammatikfesten fest hier: sicher bei etwas Menschen etwas in den Ohren schmerzt bei Formulierungen wie: „Früher war es viel leichter als wie heute, einen Job zu finden“. Das tut nicht nur wegen der schlichten Aussage weh. Allerdings, nicht nur die Doppelung ist falsch, auch einzeln trifft ins Schwarze treffen umgangssprachlich für: das Richtige erkennen man mit dem „wie“ oder dem „als“ nicht immer ins Schwarze ins Schwarze treffen umgangssprachlich für: das Richtige erkennen . Konstruktionen wie: „Ich bin größer wie sie“ und „Er kann besser schwimmen wie ich“ sind ausgesprochen gängig. Und leider falsch!
Genauso wie – anders als
Dabei ist die Sache recht einfach auseinanderzuhalten nach der Kurzformel: „genauso wie – anders als“. „Du kannst genauso gut angeln wie ich“. Aber: „Meine Fische sehen viel besser aus als deine“. „Dieser Sommer ist genauso verregnet wie der letzte“. Aber Vorsicht: „Im letzten Jahr war der Regen wärmer als in diesem.“
Nun sind „als“ und „wie“ aber nicht nur als Vergleichspartikeln eine heikle Angelegenheit. Sie legen auch so manche (relative) Beziehung fest zwischen Haupt- und Nebensatz, wodurch sich leicht eine Sinnesänderung ergibt: „Sie handelte, wie sie es in der Fahrschule gelernt hatte“. Also so, wie sie es gelernt hatte. Die Formulierung „Sie handelte, als sie es gelernt hatte“ ist ebenso richtig, bezeichnet nur etwas völlig anderes, nämlich einen Zeitpunkt statt der Art und Weise.
Wie wenn – als ob
Um das Heikle heikel so, dass man sehr vorsichtig mit etwas umgehen muss; kompliziert weiter zu treiben, könnten wir „wenn“ und „ob“ mit ins jemanden mit ins Boot nehmen umgangssprachlich für: jemanden an etwas beteiligen grammatische Boot nehmen jemanden mit ins Boot nehmen umgangssprachlich für: jemanden an etwas beteiligen und vielleicht noch einen deutschen Dichter:
„Wie wenn das Leben wär nichts andres
Als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig Teilchen,
Jedoch wir selber gehen ins Nichts!“
Stammt von Theodor Storm – Sie wissen schon, der mit dem Schimmelreiter. „Wie wenn das Leben wär nichts andres“. Ist korrekt. Mit „als“ geht’s aber auch: „Als ob das Leben wär nichts andres“. Und das hat nichts mit dichterischer Freiheit zu tun, sondern ist verbürgte verbürgt als richtig bestätigt Grammatik. Außerdem ändert sich hier nicht einmal der Sinn. Der Geschmack darf entscheiden.
Es lebe das „als“!
Nun darf dieser Ausflug ins grammatische Dickicht Dickicht, -e (n.) ein dichtes, undurchdringliches Gebüsch nicht zu Ende gehen ohne ein „als“, das in den seltensten Fällen richtig verwendet wird und von keinem „wie“ ersetzt werden kann.
Sprachlicher Unsinn kann sehr sinnvoll sein, und zwar insofern, als er dabei hilft, den Spaß an der Sprache zu behalten. „Insofern, dass; insofern, weil; insofern, wie“ – geht alles nicht, wird aber so häufig statt des korrekten „insofern, als“ benutzt, das man eigentlich erwarten könnte, der Duden klassifiziert es als zulässige Form.
Aber dann müsste der wohl auch die legionenhaft falschen Genitiv-s-Apostrophierungen legitimieren. Hedwig’s Wolllädchen, Rudi’s Grillstube, Petra’s Blumenparadies. Bäh. Da krieg ich Ausschlag, wie wenn ’ne Spinne über meinen Pudding krabbelt. Und das ist nichts anderes als die mildere Variante von: „Da krieg ich Pickel, wie wenn’s im September Weihnachtsmänner im Supermarkt zu kaufen gibt!!!“
So klug als wie zuvor
„Doppelt (genäht) hält besser!“ — umgangssprachlich für: Es ist gut, sich zusätzlich abzusichern
fest — hier: sicher bei etwas
ins Schwarze treffen — umgangssprachlich für: das Richtige erkennen
heikel — so, dass man sehr vorsichtig mit etwas umgehen muss; kompliziert
jemanden mit ins Boot nehmen — umgangssprachlich für: jemanden an etwas beteiligen
verbürgt — als richtig bestätigt
Dickicht, -e (n.) — ein dichtes, undurchdringliches Gebüsch