Skurrile Bundesliga-Debüts ausländischer Profis
Willkommen in Deutschland! Die Bundesligageschichte ist reich an Anekdoten von ausländischen Profis, die ihr Glück in der Liga versucht haben: von einem verschwundenen Geldkoffer bis zu einer angeblichen Schnee-Allergie.
Von Bayern geträumt, bei 1860 unterschrieben
Die Aufregung beim ghanaischen Nationalspieler Abedi Pelé (r.) ist groß, als er 1996 vom Interesse eines Klubs aus München erfährt. Der dreifache afrikanische Fußballer des Jahres hofft, seine glanzvolle Karriere beim Rekordmeister FC Bayern München beenden zu können. Erst im Nachhinein stellt er fest, dass er einen Vertrag bei Lokalrivale 1860 München unterschrieben hat.
Eine vermeintliche Schnee-Allergie
1964 holt der 1. FC Köln für 150.000 D-Mark den ersten Brasilianer in die Bundesliga. José Gilson Rodrigues, genannt Zezé, kommt in einem Bananendampfer am Kölner Hafen an, umjubelt von den Fans. Doch nach fünf torlosen Spielen flüchtet der Stürmer kurz vor dem Wintereinbruch wieder in die Heimat - nachdem ihm ein spanischer Arzt eine Schnee-Allergie attestiert hat.
Hilfe vom Zwillingsbruder
Was tun, wenn man bei einem großen deutschen Verein zum Probetraining eingeladen ist und den Vertrag unbedingt bekommen will? Der Jugoslawe Srđan Čebinac hat die zündende Idee: Er läßt sich 1965 beim Vorspielen beim 1. FC Köln von seinem begabteren Zwillingsbruder Zvezdan (im Bild) vertreten. Erst nach der Unterschrift fliegt der Schwindel auf. Srđan spielt nur drei Mal für Köln.
45 Minuten Bundesliga
Genau 45 Minuten. So kurz ist die Bundesligageschichte von Ibrahim Sunday, der 1975 der erste Afrikaner im deutschen Fußball wird. Im Spiel gegen Essen ein Jahr später ist Sunday im Bremer Team der dritte Ausländer auf dem Platz und somit nach damaliger Regelung einer zu viel. Auch danach hat er kein Glück: Der Ghanaer ist den Bremer Verantwortlichen zu schmächtig und wird nicht mehr aufgestellt.
Vom Weltstar zum Räuber
Einen Monat vor dem Mauerfall wechselt Igor Belanow von Dynamo Kiew zu Borussia Mönchengladbach. Es ist die erste West-Station des sowjetischen Außenstürmers, der als Weltstar kommt und ein Jahr später als verurteilter Verbrecher geht. In der Winterpause wird er mit seiner Gattin Irina bei einem Diebstahl erwischt und zu einer Geldstrafe verurteilt.
Der falsche Flo
Die norwegische Familie Flo ist gut vertreten im Profifußball. Von den vier Cousins Håvard, Jarle, Jostein und Tore André ist Letzterer der Bekannteste. Ihn will Werder Bremen, verpflichtet 1996 aber stattdessen Håvard. Werders Scouts hatten ihn wohl verwechselt. Håvard Flo stürmt drei Jahre für Bremen und erzielt gerade mal fünf Tore.
Die Sache mit der zugefrorenen Scheibe
Dedé ist Borussia Dortmund 13 Jahre lang treu gewesen, wurde zum Publikumsliebling. Der Brasilianer besitzt mittlerweile sogar die deutsche Staatsangehörigkeit, dabei war ihm die neue Heimat zu Beginn fremd: Beim ersten Wintereinbruch bittet er Sportdirektor Michael Zorc verzweifelt um Hilfe, weil er die zugefrorenen Auto-Scheiben für einen Fahrzeugschaden hält.
Aachen zahlt für einen ablösefreien Spieler
2001 bezahlt Alemannia Aachen 290.000 D-Mark Ablöse für den Australier Mark Rudan. Das Geld wird einem vermeintlichen Manager des Vereins Northern Spirit Sydney in einem Koffer übergeben. Der Innenverteidiger ist eigentlich ablösefrei, hat aber Blanko-Vordrucke seines ehemaligen Vereins besorgt und diese der Alemannia als Rechnung gestellt. Rudan erhält eine Bewährungsstrafe.
"Stürmer? Habe ich noch nie gespielt."
Borussia Mönchengladbach braucht im Winter 2007 dringend einen Stürmer und holt den Dänen Mikkel Thygesen für zwei Millionen Ablöse vom FC Midtjylland. Trainer Jupp Heynckes freut sich: “Es ist der Stürmer, der uns gefehlt hat.“ Darauf reagiert Thygesen: “Stürmer? Habe ich noch nie gespielt.“ Nach nur fünf Bundesligaspielen geht der Mittelfeldspieler zurück zum FC Midtjylland.
Drama um Breno
Zwölf Millionen Euro bezahlt Bayern München für den vielversprechenden 18-jährigen Verteidiger Breno. Doch die Bundesliga wird für den Brasilianer zum Albtraum. Breno muss dreimal operiert werden, beginnt zu trinken und nimmt regelmäßig Schlafmittel. 2011 der Tiefpunkt: Breno steckt seine Villa in Brand und wird zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.
Auch der Playstation-Freund hilft nicht
Aller Anfang ist schwer: Als der 19-jährige Japaner Takashi Usami im Juli 2011 zu Bayern München wechselt, stellen ihm die Verantwortlichen extra einen Landsmann zur Seite. Der soll Usami vom Training abholen und mit ihm auf der Playstation spielen. Doch die Sonderbetreuung hilft nicht: Usami darf nur drei Mal für Bayern in der Bundesliga auflaufen.
Neun Zentimeter fehlen
Anfang 2013 will Hannover 96 einen kopfballstarken Mittelfeldspieler verpflichten. Nach kurzer Videoanalyse bezahlt der Klub 1,3 Millionen Euro für den angeblich 1,90 Meter großen und 88 Kilogramm schweren Brasilianer França. Bei seiner Vorstellung die Ernüchterung: França wiegt zwar 88 Kilogramm, ist aber neun Zentimeter kleiner als versprochen.