Auf der schwarzen Liste
11. Mai 2008Immer wieder huscht ein fast schüchternes Lächeln über das Gesicht des simbabwischen Journalisten Itai Mushekwe. Es scheint, als könne der 24-Jährige selbst kaum die Tragweite seiner Situation fassen. Dabei hatte seine journalistische Karriere ganz harmlos angefangen: Seine ersten Erfahrungen sammelte Itai Mushekwe bei einer Schülerzeitung. Nach der Schule dachte er sich: Warum eigentlich nicht Journalist werden?.
"Als junger ambitionierter Journalist bist du voller Tatendrang und tust manchmal Dinge, ohne die Umstände und Konsequenzen einschätzen zu können. Es ist der Glamour, der dich reizt", sagt er heute. "Aber jetzt weiß ich, dass du dich in dem Maße, in dem du Berühmtheit und Respekt in der Gesellschaft erlangst, mit deiner Arbeit auch in Schwierigkeiten stürzen kannst."
Repressionen begannen 2000
Seit dem Beginn der Landreform in Jahr 2000 wird in Simbabwe die Kontrolle über die Journalisten ständig verschärft - ein Höhepunkt der Repression war vor den Wahlen Ende März, wo ausländische Journalisten ausgewiesen und inländische Journalisten kurzerhand massenweise verhaftet wurden. Itai Mushekwe hat es am Anfang jedoch kaum gespürt. Als ganz junger Journalist, der gerade neu eingestiegen war, schrieb er, was von ihm verlangt wurde und freute sich über jeden gedruckten Artikel. Doch dann nahm er vor zwei Jahren an einer Fortbildung zum investigativen Journalismus in Hamburg teil.
"Das war die Wende in meinem Leben. In diesem Kurs habe ich Selbstvertrauen gewonnen. Ich wurde zu einem Journalisten, der sich nicht mit den einfachen Antworten zufrieden gibt", sagt Itai Mushekwe. "Heute bin ich die Sorte Journalist, die auf eine Pressekonferenz geht und nach etwas anderem schaut als dem, was da auf der Bühne schön einstudiert von sich gegeben wird."
Mushekwe stieß auf einen Skandal
Langsam baute der junge Mann in Simbabwe sein Informantennetzwerk bis in einflussreiche Kreise aus und spürte den Geschichten nach. So fand er heraus, dass die Regierung knapp bei Kasse war und deswegen kurzerhand neues Geld in Deutschland drucken ließ und damit auch die Hyperinflation ankurbelte - mittlerweile kostet ein US-Dollar 41 Millionen Simbabwe-Dollar. Der auf mühevollen Recherchen basierende Artikel wurde in Simbabwe nie gedruckt.
Doch Itai Mushekwe ließ sich nicht unterkriegen und fand andere Wege, ihn zu publizieren - unter falschem Namen erschienen seine Artikel in britischen Online-Magazinen und Zeitungen. Dennoch konnte er es kaum glauben, als er im vergangenen Jahr während einer weiteren Fortbildung in Berlin seinen Namen auf einer so genannten "Hit list" im Internet wieder fand. Es war ein heftiger Schock, der ihm die Tragweite seines Handelns vor Augen führte. "Jetzt weiß ich, dass Journalismus kein Spiel ist - vor allem nicht, wenn du sensible Informationen und Staatsgeheimnisse veröffentlichst."
Die Regierung, die auch die Kontrolle über die Polizei und die Armee hat, spielte ihre Stärke direkt das Individuum aus, erklärt er. "Als Journalist bist du ein einfacher Mensch, der alleine auf weiter Flur ist. Das macht dich verletzlich."
Eine Rückkehr wäre lebensgefährlich gewesen
Schlagartig wurde ihm klar, dass er mit einer Rückkehr nach Simbabwe sein Leben riskieren könnte. Mit der Hilfe von Reporter ohne Grenzen konnte er schließlich in Deutschland bleiben. Inzwischen ist er über den ersten Schock hinweg, der ihm anfangs auch die Motivation und Kraft zum Arbeiten nahm. Jetzt schreibt Itai Mushekwe von Deutschland aus weiter und hofft, so zum politischen Wandel in seinem Heimatland beitragen zu können.
"Es ist mein Zuhause. Simbabwe ist meine Heimat, leider ist sie in den Händen von verrückten Politikern gefallen", sagt er. "Ich würde gerne zurück nach Simbabwe gehen, wo auch meine Familie lebt. Wenn sich die politische Situation beruhigt, möchte ich Teil der Generation sein, die das Land wieder aufbaut."