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Politik

Chinas Hummer-Hunger

Frank Sieren
12. April 2017

Die Chinesen essen immer mehr amerikanischen Hummer. Die Fischer wollen davon profitieren. Immerhin machen sie genau das, was Trump von Peking will: Mehr Produkte nach China verkaufen.

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Unterwasser Karibische Languste Panulirus argus
Bild: picture-alliance/Arco Images/F.Schneider

Seegurke, Aal oder Garnelen, während diese Meeresdelikatessen auf den Speisekarten von gehobenen Restaurants in Chinas Metropolen zu finden sind, war Hummer häufig nicht so populär, weil er zu teuer war. Doch nun können sich die Chinesen den Boston oder den Maine Lobster bequem und preiswert auch online bestellen und bis an die Haustür liefern lassen. Und die Nachfrage steigt mit dem steigenden chinesischen Wohlstand. Im vergangenen Jahr importierten die Chinesen Hummer im Wert von 108 Millionen US-Dollar. 2010 waren es erst 7,4 Millionen Dollar. Die Nachfrage der Chinesen hat dafür gesorgt, dass die amerikanischen Fischer noch immer hohe Preise erzielen können, obwohl viel mehr gefischt wird als früher und die Konkurrenz viel härter geworden ist. Die Fischer in Maine wissen zumindest, dass die Nachfrage aus China ihre Jobs erhält.

Sie sind da schon etwas weiter als ihr Präsident. Sie wissen, dass die Nachfrage aus ihrem eigenen Land schon lange nicht mehr ihr Überleben sichert. Die Nachfrage nach Delikatessen aus Neuengland steigt im Jahr um 30 bis 50 Prozent. China sei Dank. Und, obwohl das nur ein Beispiel von vielen ist: Es ist die andere Seite des Trump-Mantras von Währungsmanipulation und Billigwaren, die den US-Markt überfluten. US-Arbeitsplätze kosten und müssen daher durch hohe Tarifzölle unterbunden werden. Die Hummerfischer können allerdings, auch wenn sie sich noch so anstrengen, das Handelsdefizit von 350 Milliarden US-Dollar, das die USA mit China 2016 erzielen, nur ganz wenig verringern. Und dass, obwohl die Bereiche Transport, Logistik und Onlinehandel von Fischereiprodukten zwischen den beiden Ländern immer enger miteinander verknüpft sind.

Frank Siere
DW-Kolumnist Frank SierenBild: picture-alliance/dpa/M. Tirl

Alibaba-Chef Jack Ma ist allerdings ein gutes Beispiel, wie es für beide Seiten gut laufen könnte. Einerseits schaffen sein Unternehmen Alibaba und auch andere chinesische Firmen in den USA Arbeitsplätze und gleichzeitig verdient zum Beispiel Ma durch seine Handelsplattformen wie Tmall oder Taobao nun an der Nachfrage nach US-Lobster mit. 

Auch in anderen Teilen Asiens steigt die Nachfrage der Krustentiere aus den USA: In Südkorea etwa sind die Importe seit 2010 von 5 Millionen Dollar auf rund 28 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen und in Vietnam in derselben Zeit von rund 143,000 auf 31 Millionen Dollar.

Chinesische und US-Diplomaten sahen das Treffen von Xi und Trump in der vergangenen Woche als positive Grundlage, nun konstruktiv weiter zu machen. Die chinesischen Staatsmedien zeigten zu den Nachrichten Bilder von einem immer wieder milde lächelnden Xi. Die Spitzen, die Trump vorher in Richtung China ausgeteilt hatte, wurden nicht noch mal erwähnt und man zeigte sich versöhnt. 

Der Countdown läuft: 100 Tage, dann treffen sich Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump wieder. Xi hat in Mar-a-Lago eine Gegeneinladung an Trump ausgesprochen.
Sie werden sich ausgerechnet etwa in dem Zeitraum ihrer jeweils nächsten Geburtstage wiedersehen. Denn beide sind Zwilling. Xi hat am 14. Juni und Trump am 15. Juni Geburtstag. Sie könnten sich so gut gegenseitig das größte Geschenk in diesem Jahr machen und die Handelsstreitigkeiten schlichten.
Doch Geduld ist Trumps Stärke nicht, erst am Dienstag hat er per Tweet in Aussicht gestellt, dass China einen besseren Handelsdeal mit den USA bekäme, wenn sie das Nordkorea-Problem lösten. Auch wenn Trump ankündigte, sonst im Alleingang das Nordkorea-Problem zu lösen, hat er den Ball also wieder den Chinesen zugespielt.

Unser Kolumnist, der Bestseller-Autor Frank Sieren ("Geldmacht China"), gilt als einer der führenden deutschen China-Spezialisten. Er lebt seit über 20 Jahren in Peking.