1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Seit 20 Jahren gibt es Kulturstaatsminister

Ceyda Nurtsch
30. Oktober 2018

Mit einem Festakt in Berlin ist das 20-jährige Bestehen des Amtes des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefeiert worden. Unter den Teilnehmern waren auch die bisherigen Amtsinhaber.

https://p.dw.com/p/37MFC
Staatsministerin für Kultur und Medien - Monika Grütters
Die aktuelle Kulturstaatsministerin: Monika Grütters (CDU)Bild: picture alliance/dpa/S. Stache

An dem Festakt im Humboldt Forum des Berliner Schlosses nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bisherigen Amtsinhaber Monika Grütters, Bernd Neumann, Christina Weiss, Julian Nida-Rümelin und Michael Naumann sowie 600 hochrangige Gäste teil. Der Festakt war damit die erste große öffentliche Veranstaltung im neuen Foyer des Humboldt Forums, das offiziell Ende 2019 eröffnet werden soll. Das Amt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) wurde 1998 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder geschaffen und sollte Aktivitäten bündeln, die vorher in den Aufgabenbereich verschiedener Ministerien gefallen waren.

Die erste Rednerin des Abends war die amtierende Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie zog Parallelen zwischen dem Humboldt Forum, Deutschlands "größter Kulturbaustelle", und der Bundeskulturpolitik. So stehe der Veranstaltungsort exemplarisch für ein Forum der Verständigung und ein Museum der Weltkulturen, das zur Reflexion des eigenen Standpunkts wie auch zum Perspektivenwechsel einlade.

"Das Eigene im Austausch mit dem anderen definieren"

"Dass wir im Herzen der deutschen Hauptstadt nicht uns selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern das Eigene im Austausch mit dem anderen definieren, offenbart das Selbstverständnis der Kulturnation Deutschland im 21. Jahrhundert", so Grütters weiter. Das zeige auch, dass Deutschland gelernt habe, mit den tiefen Abgründen und Umbrüchen in der Geschichte umzugehen.

Schröder und die Kulturstaatssekretäre
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (M.) mit den beiden ersten Kulturstaatsministern Michael Naumann (1998-2001, l.) und Julian Nida-Rümelin (2001-2002)Bild: AP

In Bezug auf die bereits vor der Eröffnung entfachte Kontroverse zu dem Kreuz auf der Kuppel des Forums betonte Grütters die christliche Tradition Deutschlands. Das Land empfehle sich heute als "Partner in der Welt, als treibende Kraft der Verständigung der Völker, eines Dialogs der Weltkulturen unter dem Symbol des Christentums, unter dem Kreuz des Berliner Schlosses", erklärte die Kulturstaatsministerin. Denn Deutschlands Haltung der Offenheit, der Freiheit, Barmherzigkeit und Solidarität habe ihre Wurzeln auch und insbesondere im christlichen Menschenbild.

Kultur als Mittel gegen populistische Einfalt

Grütters nahm auch Bezug auf den wachsenden Populismus in Deutschland: "Kulturelle Vielfalt, in der sich auch sperrige, provozierende und irritierende Positionen in Freiheit entfalten können, dürfen und müssen, ist deshalb das Beste, was wir populistischer Einfalt entgegensetzen können." Ihre Rede schloss die CDU-Politikerin mit einer Hoffnung: "Wir bleiben Verteidiger der Vielfalt und Hüter der Freiheit für Kultur und Medien in der Hoffnung, dass es im Deutschland des 21. Jahrhunderts niemals so weit kommen möge, für derlei demokratische Grundüberzeugung Kult- und damit Ausnahmestatus reklamieren zu dürfen."

Der zweite Redner des Abends war der Journalist und Autor Volker Weidermann. Mit Beispielen von Kurt Eisner, Günter Grass, Willy Brandt und Wolf Biermann plädierte er für positivere, künstlerische Zukunftsvisionen.

"Es gibt viel Zerrissenheit in diesem Land, und Häme, Ressentiments und Angst, Aggression und Hass, Sehnsucht zurück in dunkle Regionen der Vergangenheit und ein allgemeiner Unwille, einander zuzuhören", so Weidermann. Es fehle mitunter auch "das erzählerische, zukunftsweisende, mitreißende, einigende, literarische Moment in der Politik." Man brauche Widerspruchskünstler und eine Literatur, die sich einmischen wolle, die die Kraft dazu habe und den Willen, von den anderen Möglichkeiten und Welten zu erzählen.

Neugier uns Selbstbewusstsein gehören zusammen

Als letzte Rednerin des Abends sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie sagte, Deutschland verstehe sich als historisch gewachsene europäische Kulturnation. Dementsprechend hoch sei der Stellenwert, den die Bundesregierung der Kultur- und Medienpolitik einräume.

Humboldt Forum im Berliner Schloss "Festveranstaltung 20 Jahre BKM" - Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht beim Festakt im Humboldt ForumBild: DW/C. Nurtsch

In ihrer Rede sprach sich die Bundeskanzlerin zudem gegen Abschottung und für kulturelle Bereicherung aus: "Neugier und andere Kulturen und das Bewusstsein für die eigene Kultur gehören unmittelbar zusammen. Je besser wir unsere eigenen kulturellen Hintergründe kennen, umso besser können wir auch die Kulturen anderer Länder und Völker begreifen, Gemeinsamkeiten sehen, Unterschiede verstehen, und umso besser lassen sich auch Wege zu einem friedlichen und gedeihlichen Miteinander unserer Welt finden."

Darüber hinaus betonte Merkel die Bedeutung der Aufarbeitung von Geschichte und unterstrich die Rolle der Medien. Eine besondere Ehrung kam dabei der Deutschen Welle zu.

Besondere Würdigung der Deutschen Welle

"Ich möchte ausdrücklich würdigen, dass unsere Medieninstitutionen als Botschafter eines offenen und freien Miteinanders in der Welt wirken", betonte Merkel. Hervorheben wolle sie in diesem Zusammenhang die Deutsche Welle. Sie leiste unverzichtbare Arbeit in Ländern, in denen der freie Zugang zu unabhängigen Medien oft sehr schwer sei.

Auch ging Merkel auf die Situation der Kunstfreiheit sowie die finanzielle Situation von Künstlern ein. Künstler und Kreative müssten von ihrer Arbeit auch leben können. Zudem sei es nicht hinnehmbar, dass Frauen noch immer weniger verdienten als ihre männlichen Kollegen.

Die Festveranstaltung krönten Max Raabe und sein Palast Orchester. Sie nahmen das Publikum mit auf eine Zeitreise in die Goldenen Zwanziger - die Blütezeit der deutschen Kunst und Kultur.