Bunt bemalte Ideologie
20. Mai 2010Darf man totalitäre Kunst in derart opulenter Form ausstellen? Die zeitgenössische Kunst und Architektur der "Demokratischen Volksrepublik Korea" ist in Europa beinahe unbekannt. Das will die Ausstellung im Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) ändern. Doch die 100 Ölbilder, Tuschemalereien und Aquarelle sowie etwa 30 Plakate werden weitgehend undokumentiert gezeigt. Das wird von vielen kritisiert.
Im Vordergrund der Ausstellung steht die Verehrung des 1994 verstorbenen "Ewigen Präsidenten" Kim Il Sung und seines Sohnes Kim Jong Il, der jetzt das Land regiert. Peter Noever, der Direktor des Museums für Angewandte Kunst, hat schon im Vorfeld der Schau einige Watschen einstecken müssen. Man warf im vor, er biete dem letzten stalinistischen Regime der Welt eine unbezahlbare Propagandaplattform. Das österreichische Finanzministerium verweigerte Noever die Übernahme der sonst üblichen Staatshaftung für die Schau. Und Politiker der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs, FPÖ, meinten in polemischer Zuspitzung, die Kulturpolitik des Roten Wien verkaufe "kommunistische Propagandabilder mit österreichischem Steuergeld als Kunst".
Der Zugriff des nordkoreanischen Regimes auf die Kunst ist ein totaler. Maler und Bildhauer sind in straff geführten Künstlerverbänden organisiert. Sie beziehen staatliche Gehälter, und so gut wie alle Bilder, die in Wien zu sehen sind, sind in großen staatlichen Ateliers entstanden. "Blumen für Kim Il Sung" ist eine bizarre Schau: Die Bilder geben sich farbenfroh und zukunftsprall. Letztlich wirken sie in ihrer ganzen enthusiastischen Verlogenheit aber nur gespenstisch.
Autor: Günther Birkenstock/Günther Kaindlsdorfer
Redaktion: Marlis Schaum