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Schwere Explosion am Kabuler Flughafen

10. August 2015

Die radikalislamischen Taliban haben Afghanistan mit einer Welle der Gewalt überzogen. Allein am Freitag hatte es in Kabul mehr als 50 Tote gegeben. Nun ist dort ein weiterer Anschlag verübt worden.

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Afghanistan, Anschlag am Flughafen Kabul (Foto: Reuters/A. Masood)
Bild: Reuters/A. Masood

Bei der Explosion einer Autobombe am Kabuler Flughafen sind mindestens fünf Menschen getötet worden. Mindestens 16 Personen wurden verletzt. Darunter seien auch eine Frau und ein Kind, sagte ein Vertreter des Gesundheitsministeriums. Die Detonation habe sich am Montagmittag zur Stoßzeit am ersten Kontrollpunkt der Zufahrt zum internationalen Flughafen ereignet, erklärte der stellvertretende Kabuler Polizeichef Sajed Gul Agha Ruhani. Aus Sicherheitskreisen hieß es, der Anschlag habe offenbar zwei gepanzerten Autos gegelten. Es sei aber nicht klar, wer sich in den Fahrzeugen befand. Die Taliban bekannten sich zu der Bluttat und erklärten, Ziel sei ein ausländischer Truppenkonvoi gewesen.

Drei Anschläge in Kabul an einem Tag

Am Freitag zuvor hatten drei Anschläge die afghanische Hauptstadt erschüttert, dabei wurden mindestens 51 Menschen getötet. Es war die verheerendste Anschlagsserie in Kabul seit Dezember 2011, als mehr als 50 Menschen bei einem Selbstmordanschlag getötet worden waren. Der erste Anschlag des Tages hatte die Bevölkerung am frühen Freitagmorgen getroffen, als ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen in einem dicht besiedelten Wohnviertel explodierte. Zwei weitere Attacken galten einer Polizeiakademie sowie einem US-Militärstützpunkt.

Unter den Opfern waren viele Zivilisten und Polizeianwärter sowie ein Soldat der NATO-Mission "Resolute Support". Mehr als 240 Menschen wurden verletzt. Die Taliban bekannten sich zu den Anschlägen vor der Polizeiakademie sowie zu dem Angriff auf US-Soldaten, wiesen aber jede Verantwortung für die Lastwagenbombe zurück.

USA sagen Unterstützung zu

Die Sicherheitsberaterin von US-Präsident Barack Obama, Susan Rice, telefonierte am Samstag mit dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani wegen der Anschlagserie. Dabei sagte sie ihm anhaltende Unterstützung der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terrorismus zu. Die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan (Unama) teilte mit, die Zahl der zivilen Opfer bei den drei Angriffen in Kabul sei die höchste, die die UN seit Beginn der systematischen Registrierung 2009 an einem einzelnen Tag in Afghanistan verzeichnet hätten.

Thomas Ruttig vom Afghanistan Analysts Network (AAN) sagte im Deutschlandradio Kultur, der Machtkampf innerhalb der Taliban und der Streit über Friedensgespräche zwischen den Taliban und der Regierung spielten möglicherweise eine Rolle bei der jüngsten Gewaltwelle.

Ghani kritisiert Pakistan

Der afghanische Präsident Ashraf Ghani nahm in einer Fernsehansprache Pakistan in die Pflicht. Er forderte das Nachbarland auf, stärker gegen die Taliban vorzugehen. "Die Selbstmordanschläge der letzten Tage haben gezeigt, dass Trainingscamps für Selbstmordattentäter und Bombenproduktionsfabriken in Pakistan nach wie vor aktiv und für das Sterben unserer Landsleute verantwortlich sind", sagte er. Er wisse, dass die Taliban in Pakistan Rückzugsräume hätten und dort aktiv seien.

Seit seinem Amtsantritt vor knapp einem Jahr hatte Ghadi sich um engere Beziehungen mit dem Nachbarn im Osten bemüht. Viele vermuteten, er strebe an, mit Hilfe Pakistans Friedensverhandlungen mit den Taliban zu führen. In seiner Ansprache sagte er jedoch jetzt: "Wir wollen nicht, dass Pakistan die Taliban zu Friedensgesprächen bewegt, wir wollen, dass Pakistan die Aktivitäten der Taliban im Land stoppt."

elst/kle/mb/sp (afp, dpa, rtr, ape)