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Schweineherzen für Menschen

5. April 2016

Schon lange versuchen Forscher, Organe von Tieren für Menschen nutzbar zu machen. Bislang erfolglos. Jetzt aber zeigen Versuche mit Schweineherzen, die Affen transplantiert wurden, dass es durchaus klappen könnte.

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Deutschland Schweine im Stall
Bild: picture-alliance/dpa

Dass das Herz eines Schweins erfolgreich in den Körper eines Affen verpflanzt wird, ist nur der Anfang. Ziel ist es, Schweineherzen auch Menschen einzupflanzen, die ein neues Herz brauchen. Schweineherzen eignen sich dafür besonders gut, da wir diesen Tieren vom Stoffwechsel her sehr ähnlich sind.

Bislang scheiterten Versuche, Organe zwischen unterschiedlichen Arten zu verpflanzen und sie längere Zeit funktionstüchtig zu halten. Genau das ist jetzt US-amerikanischen und deutschen Wissenschaftlern gelungen, wie sie im Fachmagazin Nature Communications berichten.

Die Forscher haben in einem Langzeitversuch ein Schweineherz in den Bauchraum eines Affens gepflanzt und dort an die Blutversorgung angeschlossen. Dank eines speziellen Wirkstoffcocktails hat das Herz danach gut zweieinhalb Jahre problemlos weiter gepumpt.

In früheren Versuchen hat dies maximal halb so lange funktioniert. Die größte Herausforderung: Der Körper des Affen darf das fremde Herz nicht abstoßen.

Das Team um Muhammad Mohiuddin von den National Institutes of Health (NIH) in Bethesda im US-Staat Maryland konnte das Abstoß-Risiko bei fünf Anubispavianen vergleichsweise lange verhindern. Die Forscher hatten den zwei bis drei Jahre alten Affen Herzen genmodifizierter, sechs bis acht Wochen alter Schweine eingesetzt. Im Schnitt arbeiteten die Organe 298 Tage.

Noch ein Haken

Die Schweineherzen schlugen zwar, übernahmen im Affen aber noch nicht die eigentliche Funktion eines Herzens.

"Diese wirklich zu ersetzen, wird der nächste Schritt sein, an dem wir in München gerade arbeiten", erklärt Bruno Reichart, Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs für Xenotransplantation.

Doch schon die Tatsache, dass das Abstoßen der Organe verhindert werden konnte, sei ein Durchbruch. Ihre neue Methode der Immunsuppression sei, so Reichard, "sehr simpel, nicht toxisch und auch beim Menschen machbar".

Das Team verwendete einen Mix aus bestimmten Antikörpern und Medikamenten. "Die Organe starben erst ab, nachdem die Immunsuppression abgesetzt wurde, um zu testen, ob die Organe sich eventuell angepasst hätten", sagt Reichart.

Großes Potenzial

Der Langzeitversuch zeigt, dass die Vision von Schweinen als potenzielle Organspender für Menschen realistisch ist.

2015 gab es nach Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) allein in Deutschland mehr als 280 Herztransplantationen. Im Jahr zuvor standen rund 300 Transplantationen mehr als 500 Menschen gegenüber, die auf ein Spenderherz warteten.

hf/jh (dpa)