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Führungskräfte für Afrika

10. September 2009

Afrika braucht Führungskräfte. Und zwar vom eigenen Kontinent. Die vor einem Jahr in Johannesburg eröffnete "African Leadership Academy" will helfen, diese Forderung in die Tat umzusetzen.

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Drei Studenten (Foto: Nina Gruntkowski)
Studenten der "African Leadership Academy"Bild: DW / Gruntkowski

In dem großzügigen Klassenzimmer haben sich vier Dreiergruppen verteilt. Die Schüler diskutieren ihre Ideen für ein Computerspiel, das in Afrika spielt. Michael Kayemba aus Uganda hört seinem Mitschüler aus Nigeria aufmerksam zu. Der 17-Jährige fühlte sich sofort angesprochen, als ihm vor eineinhalb Jahren die Broschüre der "African Leadership Academy" in die Hände fiel. Ihm gefällt der Ansatz der Schule, politische und wirtschaftliche Führungskräfte für Afrika auszubilden. "Ich erhoffe mir vor allem, dass ich lerne, meine kreativen Ideen zum Wohl der Menschen umzusetzen", erklärt der Ugander.

Mit sozialem Engagement in die Führungsetagen

Dozentin und Studenten im Unterrichtsraum (Foto: Nina Gruntkowski)
Auch die soziale Kompetenz soll im Unterricht gestärkt werdenBild: DW / Gruntkowski

Michael Kayemba hatte sich schon in seiner ugandischen Heimatgemeinde sozial engagiert. Nachdem die Mutter eines Freundes an Krebs gestorben war, gründete er die "Human Alliance for Cancer Awareness", eine Arbeitsgruppe, die über die Risiken von Krebs aufklärt. Denn viele in Uganda wissen kaum etwas über die Krankheit, die auch dort eine der häufigsten Todesursachen ist. Wie Kayemba haben sich viele Schüler zum Wohl ihrer Gemeinden eingesetzt bevor sie an der "African Leadership Academy" in Johannesburg aufgenommen wurden - denn dort sollen nicht nur die fachlichen, sondern auch die sozialen Qualitäten gefördert werden.

Eine etwas andere Schule

Campus der panafrikanischen Akademie für Führungskräfte (Foto: Nina Gruntkowski)
Auf dem Campus der AkademieBild: DW / Gruntkowski

Der Schulgründer und Direktor Fred Swaniker kam in Ghana zur Welt und lebte in weiteren acht afrikanischen Ländern. Wo er auch war, sah er viel Potential, das jedoch meist aus Eigeninteresse von den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft verspielt wurde. Da sowohl seine Großmutter als auch seine Mutter Schulen gegründet hatten, lag die Idee einer Schule für afrikanische Führungskräfte nahe. Denn ihm war klar, dass es zu spät ist, die aktuellen Entscheidungsträger in Afrika umzuerziehen.

Stattdessen setzt er auf den Nachwuchs: "Wir bilden unsere Ärzte und Ingenieure aus, aber es gibt keine Schulen für Führungskräfte. Man geht davon aus, dass die einfach vom Himmel fallen. Wir aber wollen aktiv dazu beitragen, Führungskräfte für unseren Kontinent heranzuziehen", erklärt Fred Swaniker, der seinen Job in der Wirtschaft an den Nagel gehängt hat, um zusammen mit drei früheren Kollegen die "African Leadership Academy" zu gründen. Die private Schule finanziert sich über Spenden von Privatpersonen und Unternehmen aus der ganzen Welt, denn momentan haben acht von zehn Schülern ein Stipendium. Für die Zukunft ist geplant, dass jeder zweite Schüler die Schulgebühren zahlt, so dass sich die Schule irgendwann selbst finanziert.

Innerafrikanische Kooperation fördern

Mann am Rednerpult vor dem Logo der Akademie (Foto: Nina Gruntkowski)
Hier werden die jungen Nachwuchskräfte fit gemachtBild: DW / Gruntkowski

Auch Michael Kayemba ist mit einem Stipendium an der "African Leadership Academy", an der Schüler aus 36 afrikanischen Ländern gemeinsam leben und lernen. Neben den üblichen Fächern stehen Führungsqualitäten und Unternehmertum, aber auch afrikanische Studien auf dem Stundenplan. So soll auch das Wissen um den eigenen Kontinent vergrößert werden. Michael Kayemba ist inzwischen vorsichtiger geworden mit leichtfertigen Verallgemeinerungen über Menschen anderer Länder. In seinem Heimatland redet man beispielsweise viel darüber, wie die Tansanier so sind. Der tägliche Kontakt mit Schulkameraden aus Sierra Leone, Angola und vielen anderen afrikanischen Ländern hat ihm vor Augen geführt, wie unrecht man dem Einzelnen mit Verallgemeinerungen tut.

So hilft auch das internationale Lernumfeld der Schule, Vorurteile unter Afrikanern abzubauen, was dem Kontinent in Zukunft zugute kommen könnte. Denn immer wieder musste der Schuldirektor feststellen, dass die Afrikaner nicht genug miteinander kooperieren: Gerade mal zehn Prozent des afrikanischen Handels geschieht zwischen den afrikanischen Ländern. In Europa hingegen bleiben 80 Prozent in der Europäischen Union; in Nordamerika sieht es ähnlich aus. "Wir stehen also da und beschweren uns über die Handelsbarrieren für unsere Waren in Übersee, dabei schöpfen wir nicht mal die Möglichkeiten in Afrika aus", kritisiert Fred Swaniker.

Im August hat der zweite Jahrgang den Campus der African Leadership Academy in Johannesburg bezogen. Doch ob sich Führungsqualitäten tatsächlich in der Schule lernen lassen, wird erst die Zukunft zeigen.

Autorin: Nina Gruntkowski
Redaktion: Katrin Ogunsade