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Spionagesichere Schreibmaschinen

Klaus Deuse12. August 2013

Olympia Business Systems liefert elektrische Schreibmaschinen an den russischen Geheimdienst FSO. Er ist nicht der Einzige, der noch Interesse an dem alten Büroutensil hat.

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Top secret von einer Schribmaschine geschrieben Feng Yu - Fotolia.com
Top SecretBild: Fotolia/Feng Yu

In Zeiten, in denen Nachrichtendienste grenzüberschreitend massenhaft Daten ausspähen, bleibt im Prinzip nichts geheim. Nicht einmal bei Geheimdiensten. So erscheint es etwa dem Föderalen Staatsschutz in Russland, dem FSO, zu riskant, heikle Informationen auf elektronischen Datenträgern zu archivieren. Und darum suchte der FSO Beistand bei einem deutschen Unternehmen, das noch Produkte im Sortiment führt, die heutzutage nur noch wenige benutzen. Und zwar Schreibmaschinen. Trotz der digitalen Kommunikationstechnik bietet das Unternehmen Olympia Business Systems in Hattingen noch immer diese Tipp-Geräte an. Denn die sind international weiter gefragt.

Vier verschiedene Schreibmaschinen-Modelle hat das Hattinger Unternehmen noch im Programm. Zwei tragbare elektronische Modelle und zwei im sogenannten Kompaktbereich, die es mit und ohne Display gibt. Je nach Modell beträgt der Stückpreis zwischen 150 und 300 Euro.

Trotz Nachfrage – mechanische Maschinen nicht im Programm

Rund 3.000 Schreibmaschinen hat Olympia bisher pro Jahr verkauft. Weltweit, sagt Manager Andreas Fostiropoulos, könnten es noch zigtausend mehr sein. Gerade in den Schwellenländern mit instabiler Energieversorgung besteht nach wie vor ein großer Bedarf an mechanischen Schreibmaschinen. Bis vor wenigen Jahren konnte Olympia Systems Aufträge aus diesen Ländern noch abwickeln. Geliefert wurden beträchtliche Stückzahlen, verfrachtet in Containern. Doch mit mechanischen Schreibmaschinen könne man leider nicht mehr dienen, da die Hersteller die Produktion eingestellt haben.

Schreibmaschine Olympia Carrera de Luxe MD Copyright: Olympia Business Systems Vertrieb GmbH
Elektrische Schreibmaschine von OlympiaBild: Olympia Business Systems Vertrieb GmbH

Also bleiben im Gesamtprogramm der Büroprodukte nur noch elektrische Schreibmaschinen übrig. Die allerdings verkaufe man weltweit. "Wir haben auch Kunden im Mittleren und Nahen Osten, die wir auch noch mit Schreibmaschinen bedienen. Selbstverständlich mit der heimischen Schrift, also arabisch." Ob nun arabische, chinesische, oder kyrillische Schriftzeichen, für das Hattinger Unternehmen mit 60 Mitarbeitern ist das kein Problem. Das für elektrische Schreibmaschinen erforderliche Typenrad gibt es in allen Varianten. Bei den Motoren der Maschinen müsse man jedoch stets die unterschiedliche Stromspannung in den jeweiligen Ländern berücksichtigen.

Elektrische Schreibmaschinen ausspähsicher

Mit dem gesamten Sortiment, das auch Handys umfasst, erzielt Olympia Business Systems weltweit jährlich einen Umsatz von rund 33 Millionen Euro. Knapp zwei Prozent davon brachten bisher die Schreibmaschinen ein. Doch dass nun, nachdem russische Geheimdienstler den Sicherheitswert von betipptem Papier entdeckt haben, in Hattingen eine wahre Auftragsflut eingeht, das hält selbst Andreas Fostiropoulos für unwahrscheinlich. "Wir wollen uns nichts vormachen aufgrund der Aktualität, die die Schreibmaschine jetzt durch den FSO erlangt hat. Die Schreibmaschine wird uns noch einige Jahre begleiten. Aber es wird nicht so sein, dass das die Schlüsseltechnologie von morgen ist."

Schreibmaschine Olympia Carrera de Luxe MD - mit russische Tastatur. Copyright: Olympia Business Systems Vertrieb GmbH
Tastaturen angepasst an die jeweilige SpracheBild: Olympia Business Systems Vertrieb GmbH

Schreibmaschinen sind jedoch vor elektronischer Ausspähung sicher. Zumindest mit eingespannten Gewebebändern, von denen der FSO gleich mehrere hundert bestellt hat. Karbonbänder kann der FSO aus einem ganz einfachen Grund nicht gebrauchen, erklärt der Olympiamanager. Denn Karbonband ist reproduzierbar. "Das heißt, wenn ich die Cassette in die Finger bekomme, dann kann ich den Text sehr leicht reproduzieren. Beim Gewebeband sieht es anders aus. Da wird im Prinzip nur Farbe abgeschlagen und das Reproduzieren ist nicht möglich." Nicht einmal die amerikanische NSA könnte diese mit Maschinen getippten Dokumente ausspähen, meint Andreas Fostiropoulus. "Ich wüsste nicht wie. Es gibt keine Verbindung zu irgendwelchen Netzen."

Produktion in China

Auf die Schreibmaschinen wird der FSO allerdings noch rund vier Monate warten müssen. Hergestellt werden die Maschinen nämlich nicht mehr in Deutschland, sondern im Auftrag in China. Das Unternehmen in Hattingen bietet übrigens auch diverse Modelle von Aktenvernichtern an. Doch da habe noch kein Geheimdienst Interesse signalisiert, so Fostiropoulus. Jedenfalls nicht offiziell. Und eine goldene Nase wird sich die Olympia Business Systems an dem Auftrag auch nicht verdienen. In russischer Währung beläuft sich das Auftragsvolumen zwar auf 486.540 Rubel, doch das sind umgerechnet lediglich 11.600 Euro.