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Schlange um den Bauch gebunden

Markus Grunwald23. August 2004

Die Nachfrage nach exotischen Tieren ist hoch. Wenn diese nicht auf legale Weise zu kaufen sind, bieten Schmuggler gerne ihre Dienste an. Der illegale Handel mit exotischen Tieren und Pflanzen ist ein Milliardengeschäft.

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Diese Spaltenschildkröte aus Afrika wurde vom Zoll beschlagnahmtBild: AP

Auf fünf bis acht Milliarden Euro schätzt Volker Homes den Gewinn, den Schmuggler mit dem Handel wilder Tiere und Pflanzen weltweit erzielen. Homes ist Artenschutzexperte bei der Umweltschutzorganisation WWF und er hat einen neuen Trend festgestellt. "Die Leute wollen weniger eine Hund oder Papagei haben. Voll im Trend liegen zurzeit Eidechsen, wie Leguane und Warane. In England übersteigt die Zahl der gehaltenen Eidechsen mittlerweile die Zahl der Hunde und Katzen." Diese Entwicklung sei in allen Industriestaaten festzustellen, die auch das Hauptziel von Tier- und Pflanzenschmugglern sind. "Hinzu kommt noch China und andere Gegenden in Asien, wo Tierteile zu Medizin weiterverarbeitet werden."

Keine Skrupel

Einige Sammler seien besonders skrupellos. Sie begehren vor allem Tierarten, die kurz vor dem Aussterben stehen. Und das Schlimme sei, dass ihre Nachfrage bedient wird, da ein erfolgreicher Schmuggel einen enormen Profit verspricht. Das wird an dem Beispiel der Steppenschildkröte deutlich. Sie ist legal in Deutschland einführbar. "In Zentralasien kostet eine Schildkröte zwischen 30 bis 50 Cent. Hier in Deutschland geht die Steppenschildkröte für mehrere Hundert Euro über den Tisch", so Homes. Angesichts der hohen Gewinnspanne bei einem legal einführbaren Tier, will er überhaupt nicht wissen, wie viel Geld Händler für ein Tier erhalten, dessen Art kurz vor dem Aussterben steht. Der Tierschmuggel sei nach der Lebensraumerweiterung des Menschen der Hauptgrund für das Artensterben auf der Welt.

Sehr begehrt seien auch exotische Hölzer und Zierfische, mit denen hohe Gewinne erzielt werden. Vor allem bei Meereszierfischen erwartet der Artenschutzexperte einen Boom. "Bis vor kurzem war es sehr schwer, ein Aquarium mit Meerwasser zu betreiben. Aber mittlerweile ist die Technik soweit fortgeschritten, dass diese Aquarien genau so einfach zu bedienen sind wie Süßwasseraquarien." Als Folge dieses technischen Fortschritts werde die Nachfrage nach Fischen aus dem Meer steigen.

Eine Boa voller Kokain

Im Gegensatz zu anderen Bereichen des Schmuggels ist das Profil der Schmuggler von exotischen Tieren und Pflanzen vielschichtig. "Das geht von organisierten Banden über professionelle Sammler bis hin zum normalen Touristen", sagt Michael Müller-Boge, Artenschutzreferent beim Bundesamt für Naturschutz. Er glaubt, dass die Profischmuggler nur sehr selten vom Zoll entdeckt werden, was die Zahlen des Zollkriminalamtes zu bestätigen scheinen. "Zu 80 Prozent sind es in Deutschland Touristen, die wir mit geschmuggelten Tieren oder Pflanzen erwischen", so Leonard Bierl, Pressesprecher des Zollkriminalamtes.


Und die Leute würden auf die komischsten Ideen kommen. "Wir hatten mal jemanden, der sich eine Schlange um den Bauch gebunden hatte." Was ebenfalls zunimmt, ist der Schmuggel von Drogen in Tieren. In Miami entdeckte der Zoll in den Bäuchen von 252 Boas Kondome mit 39 Kilogramm Kokain.

EU-Erweiterung könnte Schmuggel verstärken

Besonders große Sorge bereitet europäischen Tierschützern die jüngste EU-Erweiterung. Durch den Beitritt der osteuropäischen Länder erwartet Volker Homes eine Zunahme des Artenschmuggels in der EU. "Schmuggler waren in den osteuropäischen Ländern schon immer besonders aktiv." Durch die Öffnung stehe ihnen nun Tür und Tor nach Westeuropa offen. Der WWF fordert daher eine stärkere und bessere Zusammenarbeit der Zoll-, Polizei- und Naturschutzbehörden in diesem Bereich.