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Schlagabtausch um den Titel

Joscha Weber11. April 2012

Fußball ist auf'm Platz? Von wegen! Denn schon lange vor dem Anpfiff zum Gipfeltreffen zwischen Dortmund und München hat das Duell um die Meisterschaft begonnen – zumindest auf verbaler Ebene.

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Bundesliga Gipfel Borussia Dortmund gegen Bayern München 2011 (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Wer in München von der "Abteilung Attacke" spricht, meint nicht etwa Torjäger Mario Gomez und Kollegen. Nein, es geht viel mehr um jene hohe Kunst der Verbal-Attacke, mit der die Bayern bisher noch jeden ihrer Gegner versuchten einzuschüchtern. Doch ausgerechnet "Abteilungsleiter" Uli Hoeneß bleibt vor dem vermeintlich entscheidenden Duell um die deutsche Meisterschaft zwischen Borussia Dortmund und Bayern München am Mittwochabend seltsam still. Hat die psychologische Kriegsführung als Wegbereiter späterer Meisterfeiern in München tatsächlich ausgedient?

Nadelstiche? Dortmund lacht sich kaputt!

Nicht ganz. "Wir wollen die Tabellenführung zurück!", fordert ein selbstbewusster Bayern-Kapitän Philipp Lahm und sein Mannschaftskollege Mario Gomez plant sogar schon mehr: "Wir haben die Situation, die wir wollten: Wir können aus eigener Kraft Meister werden." Aber auf den Punkt gebracht hat das bayerische Selbstwertgefühl vor dem Spiel der Spiele der gebürtige Dortmunder und heutige Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger: "Wir reisen mit breiter Brust nach Dortmund." Das ist er wohl, der von Hoeneß geforderte "Zermürbungskampf", versehen mit "Nadelstichen", die den Gegner an sich selbst zweifeln lassen sollen.

Die Antwort aus Dortmund: demonstrative Gelassenheit. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist sich sicher, dass sich seine Spieler über die Münchener Spitzen "kaputt lachen". "Wir haben nicht im Ansatz Angst", berichtet Watzke von der Front und unterstellt der Waffe des Gegners gleich auch noch Nutzlosigkeit: "Dieser ganze Psycho-Quatsch ist Kindergarten und bringt nichts." Dabei scheint man längst auch beim BVB davon Gebrauch zu machen: "Wenn wir gewinnen, glaube ich nicht, dass wir uns das noch nehmen lassen", gibt sich Mats Hummels selbstbewusst und der momentan stark auftrumpfende Ilkay Gündogan stichelt weiter: "Wir sind momentan vorne, von daher müssen die Bayern auf uns schauen. Wir schauen nur auf uns selbst."

Münchens Arjen Robben (l.) und Dortmunds Marcel Schmelzer kämpfen um den Ball. (Foto: Sven Hoppe dpa/lby)
Kann der BVB den Bayern wieder eins auswischen?Bild: picture-alliance/dpa

Ein Hype wie bei "El Clásico"

Vor lauter verbaler Giftpfeile geraten die Fakten etwas aus dem Blickfeld: Das Duell Erster (BVB) gegen Zweiter (Bayern) wäre nur bei einem Sieg der Borussia möglicherweise vorentscheidend, denn dann hätte Dortmund sechs Punkte Vorsprung. Das seit 23 Spielen ungeschlagene Team von Trainer Jürgen Klopp gewann die letzten drei Aufeinandertreffen mit den Bayern. Da aber auch nach dieser Partie noch zwölf Punkte zu vergeben sind, ist der Hype um das Gipfeltreffen, der fast schon an "El Clásico" zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona erinnert, wohl übertrieben.

Dahinter hofft Verfolger Schalke 04 hofft auf eine Niederlage der Bayern um so mit einem Erfolg beim 1. FC Nürnberg bis auf drei Punkte an die Münchner heranrücken zu können. Im derzeitigen Fünfkampf um die Europaliga-Plätze hat Hannover 96 an Boden verloren, setzt gegen den Tabellennachbarn VfL Wolfsburg aber auf seine Heimstärke. Der Hamburger SV will bei 1899 Hoffenheim wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt holen. Das abgeschlagene Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern dürfte auch bei Bayer Leverkusen auf verlorenem Posten stehen.