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Scheitern Deutschlands Windkraft-Pläne?

14. Februar 2012

Nach dem Energieriesen RWE warnt nun auch E.ON die Bundesregierung vor einem Scheitern ihrer Ausbaupläne für Windkraft auf See. Die Netzbetreiber kämen mit dem Anschluss der Windparks nicht hinterher.

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Windräder des Offshore-Windparks «EnBW Baltic 1»(Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

"Die Situation ist katastrophal", sagte der Chef der E.ON-Sparte Climate & Renewables, Mike Winkel, der "Berliner Zeitung". "Niemand wird weiter investieren, wenn der Netzanschluss so unsicher ist wie derzeit, weder E.ON noch andere." Dieses Problem gefährde die Energiewende in Deutschland ganz akut. Der von E.ON geplante Offshore-Windpark Amrumbank werde vom zuständigen Stromnetzbetreiber Tennet nach derzeitigem Stand erst mit rund 15 Monaten Verspätung angeschlossen - geplant sei März 2015, sagte Winkel.

Die Netzbetreiber hätten sich selbst über- und die Probleme unterschätzt. Zudem seien die finanziellen Anreize für die Netzbetreiber unzureichend, da die Regulierungsbehörde ihnen Investitionen nicht besonders hoch vergüte. Drittens schafften die Lieferanten es nicht, die benötigten Kabel herzustellen. Überdies beklagte Winkel ein "großes Durcheinander an Zuständigkeiten" der Behörden.

Ehrgeizige Pläne

Die Bundesregierung will bis 2020 den Anteil von Ökostrom am Verbrauch von derzeit 20 auf mindestens 35 Prozent erhöhen. Dazu sollen Windkraftanlagen auf dem Meer einen wesentlichen Teil beitragen. E.ON baut vor der Nordseeinsel Amrum eine Anlage mit einer Leistung von 288 Megawatt, die 300.000 Haushalte mit Strom versorgen soll. Konkurrent RWE will 30 Kilometer vor Helgoland einen Windpark mit einer Leistung von 295 Megawatt in die Nordsee bauen, der Bauriese Hochtief plant 80 Anlagen mit jeweils sieben Megawatt Nennleistung.

In den vergangenen Wochen war jedoch wiederholt Kritik an Problemen beim Aufbau von Windkraftparks in Nord- und Ostsee laut geworden. Bundeskartellamts-Chef Andreas Mundt hatte am vergangenen Mittwoch auf einer Energiemesse in Essen erhebliche Zweifel an der Realisierung der Ziele der Bundesregierung geäußert. Um diese Ziele zu erreichen, müssten jedes Jahr mehrere Windparks offshore in Betrieb gehen. Schon jetzt aber gebe es Probleme, die vorhandenen Anlagen an das Stromnetz anzuschließen.

Auch RWE klagt

Auch der Energiekonzern RWE beklagte den Zeitverzug beim Anschluss der Windräder. Die RWE-Manager Leonhard Birnbaum und Fritz Vahrenholt hatten sich bereits vor zwei Wochen in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und Umweltminister Norbert Röttgen gewandt und die Bundesregierung vor einem Verfehlen der Windkraft-Ziele gewarnt.

Auch beim Münchener Elektrokonzern Siemens läuft das Geschäft mit erneuerbaren Energien, auf das der Konzern nach dem angekündigten Atomausstieg in Deutschland große Hoffnungen gesetzt hatte, nicht rund. Die Bereiche Solar- und Windenergie teilten sich im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres, das bei Siemens am 30. September beginnt, einen Verlust von 48 Millionen Euro. Bürokratische Hindernisse bei der Anbindung von Windparks auf hoher See an das Stromnetz hätten die Münchener zu Abschreibungen in Höhe von 203 Millionen Euro gezwungen, sagte Siemens-Finanzchef Joe Kaiser in der vergangenen Woche dem "Handelsblatt". "Wir haben die Komplexität der Projekte nicht erkannt."

wen/li (rtr, dpa)