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"Sarkawi" gesucht, "Zarqawi" gefunden

Wenzel Bilger20. Juli 2004

Das Arabische wird in einer Konsonantenschrift geschrieben. Bei der Transkription in lateinische Buchstaben ergeben sich dadurch unter anderem für die Fahndung nach Verdächtigen aus arabischen Ländern Probleme.

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Jihad oder Dschihad: Probleme mit der Transkription arabischer Wörter

Variationen in der Schreibweise von Namen aus Sprachen mit anderer Schrift sind nicht nur ein Problem in der täglichen journalistischen Arbeit, sie kann zum Beispiel bei Fahndungen nach Personen arabischer Herkunft zu folgenreichen Komplikationen führen. Grundsätzlich ist das Umschreiben, oder Transkribieren, von Eigennamen eine schwierige Sache.

Dabei wird versucht möglichst nah an die Aussprache des jeweiligen Wortes in der Originalsprache heranzukommen. So erklärt es sich, dass zum Beispiel die Franzosen Wörter aus dem Russischen anders transkribieren als etwa die Briten oder die Deutschen. In Paris schreibt man "Eltsine", in London "Yeltsin", wenn man in Berlin den ehemaligen russischen Staatspräsidenten Boris Jelzin meint.

Konsonantenschriften sind anders

Besonders schwierig ist die Umschreibung bei Namen aus Schriftsystemen, die nicht alle Laute notieren. In semitischen Sprachen, dem Hebräischen oder Arabischen zum Beispiel, werden vorwiegend so genannte Konsonantenschriften verwendet. Hier werden nur Mitlaute notiert. Die Vokale variieren je nach grammatikalischer Funktion und Satzstellung, was dazu führt, dass zum Beispiel der arabische Artikel "el" in der Transkription auch als "al" geschrieben werden kann.

Offizielle Standards nur bei geographischen Namen

Für den Gebrauch geographischer Namen durch Ämter gibt es ein Gremium, das bestimmte Standards festlegt. Die Entscheidungen des Ständigen Ausschusses für geografische Namen (StAGN) beim Bundesamt für Kartographie und Geodäsie sind bindend für die Behörden. Bei Personen ist das anders: Die Variationen in der Schreibweise arabischer Personennamen können nun zu Schwierigkeiten führen. Wenn Abu Mussab el Sarkawi, mutmaßlicher Drahtzieher des Widerstandes gegen die multinationalen Sicherheitskräfte im Irak, auch anders geschrieben werden kann, liegt das Problem auf der Hand: Die Fahndung nach "al Zarqawi" zum Beispiel könnte zu keinem Ergebnis führen.

Ähnlichensuche als Lösung

Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden
Eine Lösung gefunden: des Bundeskriminalamt in WiesbadenBild: dpa

In der Fahndungspraxis ist man sich dieses Problems bewusst. Das deutsche Fahndungssystem INPOLneu beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden wurde im Sommer 2003 eingeführt. Es dient außer dem BKA auch dem Bundesgrenzschutz, dem Zoll und den Landespolizeien. Andere Datenbanken wie etwa das Schengener Informationssystem sind angeschlossen. In diesem Internationalen Zusammenhang stellt sich das Problem der Schreibweise. Doch INPOLneu verfügt über eine so genannte Ähnlichensuche.

Diese funktioniert über einen komplizierten Algorithmus. Dabei werden Zeichenreihen schrittweise abgeändert. "Für Laien ist das nur schwer nachvollziehbar", sagt Martina Link vom BKA im Gespräch mit DW-WORLD. "Bindestriche und Vokale werden zum Beispiel ausgespart oder abgeglichen." Der Algorithmus basiert auf der so genannten Kölner Phonetik, die flexibel unterschiedliche Varianten sucht und findet. Wenn nun ein Beamter in INPOLneu den Namen "Sarkawi" eingäbe, würde der Algorithmus etwa nach einer vereinfachten Version wie etwa "ßrkvi" suchen, und auch ein Ergebnis wie "Zarqawi" ausspucken. So ist zumindest auf der Ebene der Software ein Standard geschaffen, wie es ihn sonst nur für geographische Namen gibt. Die Hochsprache wird weiterhin nach der "richtigen" Umschrift suchen.