1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Südafrika will mit der Infrastruktur überzeugen

7. Juni 2010

Südafrikas Strommonopolist Eskom plant Netzausfälle ein. Auf den Straßen wird bis kurz vor WM-Anpfiff fieberhaft gearbeitet. Busse, Züge und Flugzeuge bereiten sich auf den Ansturm der WM-Touristen vor.

https://p.dw.com/p/Nalm
Letzte Arbeiten an Schnellbus-Haltestelle in Soweto. (Foto: Ulrich Reimann)
Bild: picture-alliance/dpa
Generatoren sorgen für Stromversorgung in Stadien und Pressezentren (Foto: Ulrich Reimann)
Generatoren sorgen für Strom in Stadien und PressezentrenBild: DW

Das Krisenszenario hat der landesweite Stromversorger Eskom schon einmal vorweggenommen: Wenn der Strombedarf wegen eingeschalteter elektrischer Heizöfen in den kalten Winterwochen bei Nachtemperaturen unter fünf Grad in Johannesburg steigt, dann müssen wir unsere Kunden auffordern, alle Geräte auszuschalten. Nur das Fernsehen sollte an bleiben, damit wir informieren können, wann das Licht wieder eingeschaltet werden kann, warnten die Verantwortlichen des Stromanbieters. Südafrikaner haben Erfahrung mit Stromabschaltungen: Bis ins Jahr 2008 gehörte das sogenannte "load-shedding" zum Alltag. Wenn der Energieverbrauch die verfügbare Energie des Stromnetzes überstieg, wurde der Strom abwechselnd in bestimmten Stadtteilen für einige Stunden zur Entlastung abgeschaltet.

Immerhin konnten die Kunden mit dem Stromausfall umgehen, denn Eskom veröffentlichte in den Medien die Stadtteile und Abschaltzeiten rechtzeitig, Kerzen, Gaskocher und -lampen gehörten in jeden Haushalt. Dazu soll es während der WM nicht kommen, das jedenfalls ist das Ergebnis einer unabhängigen Studie der "Korean Power Company" (Kepco). Südafrikas Kapazitäten für die Energieversorgung eines Großereignisses wie der Fußball-Weltmeisterschaft reichen aus und sind vergleichbar mit den Möglichkeiten vergangener WM-Gastgeber, besagt die Studie. Fanparks im Dunkeln, kein Public Viewing, weil Großbildleinwände ohne Strom sind, Abendessen im Hotel bei Kerzenlicht, das hält Johannesburgs Bürgermeister Amos Masondo für ausgeschlossen: "Es wird keine Stromausfälle geben, wir haben umfangreich vorgesorgt: Die Stadt hat eine eigene Stromversorgung, in den Stadien gibt es Generatoren. Wir sind bestens vorbereitet", gibt sich Masondo selbstbewusst.

Bauarbeiten rund um die Stadien bis zum Anpfiff

In Sachen Infrastruktur sind die großen Anstrengungen der Südafrikaner in den meisten Städten noch sichtbar: Schnellstraßen in Durban am Stadion entlang werden nachts gesperrt, um die letzten Schlaglöcher zu beseitigen, die zusätzliche Busspur und die Haltestellen für das neue Schnellbussystem BRT in Johannesburg, Kapstadt und Port Elizabeth werden noch geteert und gepflastert. Wer die Bemühungen der Bauarbeiter in Soweto beobachtet, die unter Zeitdruck die Verkehrsprojekte auf den Baustellen rechtzeitig vor der WM abschließen wollen, bekommt so seine Zweifel. Und wenn dann noch Lusanda Madikizela, die Chefin des WM-Transportwesens, die Möglichkeit von streikenden Arbeitern oder Taxifahrern ins Gespräch bringt, will man sich das drohende Chaos nicht vorstellen.

Busse und Züge als Transportmittel für Stadionbesucher

Metrorail Station direkt am Stadion in Durban (Foto: Ulrich Reimann)
Metrorail Station direkt am Stadion in DurbanBild: DW

Die Provinz Gauteng rechnet mit den meisten WM-Fans. Soccer City Stadion und Ellis Park Stadion in Johannesburg sowie das Loftus-Versfeld-Stadion in Pretoria - in diesen Arenen finden 21 der 64 WM-Spiele statt, hier wird der Straßenverkehr an Spieltagen extrem hoch sein. Sipo Mbele ist in der Provinz Gauteng verantwortlich für das Transportwesen und rät allen Fans dringend, nicht mit dem Mietwagen ins Stadion zu kommen, die meisten Stadien haben keine Parkplätze in unmittelbarer Nähe: "Es wird zehn zusätzliche Züge geben, die die Fans in die Stadien bringen, insgesamt sind es dann 18 Züge. Wir haben 141 Schnellbusse und über 1000 Taxen, die die Zuschauer mitnehmen werden", lautet seine Empfehlung. Metrorail Gauteng will die Züge auf zwölf Strecken in Johannesburg und Pretoria im Fünfminuten-Takt einsetzen, wer eine Eintrittskarte hat, wird umsonst befördert. Johannesburg, Kapstadt, Pretoria und Port Elizabeth wollen mit dem neuen Schnellbussystem BRT und eigenen Busspuren für die zügige Beförderung der Fans zwischen Hotel, Fanpark und Stadion sorgen. Kleinere Spielorte wie Polokwane, Rustenburg und Nelspruit setzen auf ausgebaute Busbahnhöfe, verbesserte Taxistände und generalüberholte Autobahnen, auf denen die Fans mit Reisebussen oder Mietwagen in die Städte anreisen.

Der Gautrain ist das modernste Verkehrsmittel

Feier für erste Arbeiten am Gautrain 2007 (Foto: dpa)
Feier für erste Arbeiten am Gautrain 2007Bild: picture-alliance/dpa

Der Gautrain ist das Prestigeobjekt der WM-Gastgeber, doch seine Fertigstellung gleicht einem Glücksspiel: Erst drei Tage vor dem Eröffnungsspiel wird der Hochgeschwindigkeitszug Passagiere befördern, sagt Marketing Managerin Christine Young: "Der Zug kann sehr leicht WM-Gäste innerhalb von 15 Minuten vom Flughafen nach Sandton fahren. Dort können sie ein Auto mieten oder fahren mit einem Bus weiter in ihr Hotel", hofft Christine Young, dass am 8. Juni die erste Fahrt ohne Probleme verläuft. 2,5 Milliarden Euro haben die WM-Gastgeber für den Nahverkehrszug ausgegeben, die Bauarbeiten eines französisch-kanadischen-südafrikanischen Konsortiums haben 2006 begonnen. Einziger Schönheitsfehler des Zuges, der Spitzengeschwindigkeiten von 160-180 Stundenkilometer erreicht: Erst Mitte 2011 soll er auf der 80 Kilometer langen Strecke zwischen Johannesburg und Pretoria verkehren und so das Verkehrschaos auf der täglich zugestauten Autobahn zwischen den beiden Städten beseitigen. Das war von Anfang an so gedacht, beteuern die Planer. Es kommt aber für die Fußball-Fans ein Jahr zu spät, sie können jetzt im Gautrain für umgerechnet zwölf Euro immerhin die Taxifahrt vom Flughafen in die City auf einer tagsüber oft verstopften Autobahn vermeiden.

Autor: Ulrich Reimann
Redaktion: Arnulf Boettcher