Russischer Schauspieler Ustinow vorerst frei
20. September 2019Pawel Ustinow war vor sieben Wochen am Rande einer Kundgebung festgenommen worden. Nun konnte er das Gefängnis verlassen. Der 23-Jährige kam allerdings nur unter Auflagen frei, wie die russische Agentur Interfax meldet. Er dürfe Moskau nicht verlassen. "Das ist ein Sieg für uns alle", sagte die Mutter des Schauspielers, Tatjana Ustinowa. "Ich denke, wir werden gewinnen", sagte sie zu der Berufungsverhandlung, die für kommenden Donnerstag geplant ist. Ustinows Anwalt Anatoli Kutscherena und Menschenrechtler sprachen von einer "gerechten Entscheidung".
Breite Kritik am Schuldspruch
Zuvor hatte es selbst aus kremltreuen Kreisen Kritik an der Schärfe des Urteils gegen Ustinow und an einem Missbrauch der Justiz in Russland für politische Zwecke gegeben. Auch ansonsten dem Kreml nahestehende russisch-orthodoxe Priester, Showstars und Künstler hatten sich mit Ustinow solidarisiert. Sie kritisierten die Justizwillkür. Die Geistlichen schrieben in einem Brief, dass der Machtapparat die Justiz benutze, um gegen Andersdenkende vorzugehen. Die Generalstaatsanwaltschaft forderte das Gericht daraufhin auf, das Urteil wegen Teilnahme an ungenehmigten Oppositionsprotesten und wegen Verletzung eines Polizeibeamten abzumildern.
Ustinow hatte betont, zufällig an dem Ort der Proteste gewesen zu sein. Ein Video zeigt, wie er auf der Straße telefoniert - plötzlich packen ihn Polizisten und werfen ihn zu Boden. Ein Polizist prügelt dann mit dem Schlagstock auf den wehrlosen Mann ein. Dagegen hatte ein Polizist vor Gericht ausgesagt, Ustinow habe ihm die Schulter ausgekugelt. Der Uniformierte erhielt eine Beförderung, Ustinow wurde zu dreieinhalb Jahren Straflager verurteilt. Bei der Kundgebung war die Polizei auch gegen andere Demonstranten massiv vorgegangen. Die Bilder lösten breites Entsetzen aus.
Polizei und Justiz stehen seit Wochen in der Kritik, mit überzogener Härte gegen Teilnehmer der Demonstrationen vorzugehen. Bei den Protesten gegen den Ausschluss Dutzender prominenter Oppositioneller bei der Stadtratswahl am 8. September hatte es Tausende Festnahmen gegeben. Mehrere Teilnehmer wurden zu Haft im Straflager verurteilt.
cgn/kis (dpa, rtre)