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Politik

Russische Journalistin verbrennt sich selbst

3. Oktober 2020

Die Chefredakteurin einer unabhängigen russischen Nachrichten-Website stand unter massivem Druck der Behörden. Vor dem Polizeihauptquartier ihrer Stadt zündet Irina Slawina sich an und erliegt ihren Verletzungen.

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Russland Nischni Nowgorod Selbstmord Journalistin Irina Slavina
Polizisten haben das Areal abgesperrt, wo sich Irina Slawina selbst in Brand gesetzt hat Bild: Mikhail Solunin/ITAR-TASS/Imago Images

Die Journalistin Irina Slawina stand der russischen Opposition nahe und arbeitete als Chefredakteurin für das kleine Nachrichtenunternehmen Kosa Press. Die Website veröffentlicht investigative Reportagen und berichtet über Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Slawina starb am Freitag, nachdem sie sich vor dem Polizeihauptquartier in der Industriestadt Nischni Nowgorod, etwa 400 Kilometer östlich von Moskau, selbst in Brand gesetzt hatte, wie Kosa Press mitteilte. Später war die Website nicht mehr abrufbar.

Zuvor hatte Slawina auf ihrer Facebook-Seite geschrieben: "Macht die Russische Föderation für meinen Tod verantwortlich." Auf einem in sozialen Medien veröffentlichten Video war zu sehen, wie sie sich auf einer Bank sitzend anzündet. Ermittler bestätigten später ihren Tod.

Russland | Journalistin Irina Slavina
Chefredakteurin Irina Slawina im Oktober 2019 Bild: AP Photo/picture-alliance

Polizisten durchsuchen ihre Wohnung

Die Journalistin hatte am Donnerstag in sozialen Medien berichtet, dass Polizei und Behördenvertreter ihre Wohnung gestürmt hätten. Sie hätten nach Hinweisen für Verbindungen zu der Oppositionsbewegung Open Russia gesucht, die von dem im Exil lebenden Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski gegründet und von den Behörden unter dem Verdacht der Anstiftung zu Protesten für unerwünscht erklärt worden war. Die Polizisten hätten ihre Notebooks und Computer sowie Laptops und Handys von ihrem Mann und ihrer Tochter konfisziert, erklärte Slawina weiter. 

Opposition ist entsetzt      

Kreml-Kritiker Alexej Nawalny bezeichnete den Tod Slawinas als "furchtbar". Die Vorwürfe gegen sie seien fabriziert worden, erklärte er. "Sie haben sie in den Selbstmord getrieben." Andere Mitglieder der russischen Opposition wiesen darauf hin, Slawina habe seit langem unter dem Druck der Behörden gestanden. "In den vergangenen Jahren war sie wegen ihrer Aktivitäten für die Opposition endlosen Verfolgungen durch die Behörden ausgesetzt", schrieb etwa der Politiker Dmitri Godkow auf Instagram. "Was für ein Albtraum", twitterte der Putin-Kritiker Ilja Jaschin. "Die Regierung bricht die Menschen psychisch."

se/fw (rtr, afp, ap, dpa)