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Rovers absehbares Ende

Michael Knigge14. April 2005

Rover steht vor dem Aus. Während BMW, Toyota und Honda erfolgreich in Großbritannien produzieren, steckt der letzte einheimische Massenhersteller seit Jahrzehnten in der Krise. Was machte Rover falsch?

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Auf dem Weg nach Hause: Rover-Arbeiter aus LongbridgeBild: AP

Die aktuellste Pressemitteilung auf der Internetseite des britischen Autoherstellers MG Rover stammt vom 21. Februar 2005 und klingt wie ein vorzeitiger Nachruf. Unter der Überschrift "MG Rover unterzeichnet Abkommen zur Einhaltung der Altauto-Verordnung" erklärt das Unternehmen seinen Kunden wie alte Rover in den kommenden zehn Jahren problemlos entsorgt werden können.

Rover Autohaus in Peking
Autos im Showroom: zu wenig Käufer für Rover-FahrzeugeBild: AP

Während große britische Traditionsmarken wie Rover seit Jahrzehnten in der Krise stecken, bauen ausländische Autobauer gleichzeitig erfolgreich Werke in Großbritannien auf. Japanische Massenhersteller wie Toyota, Nissan und Honda setzen auf Autos "Made in Britain" genauso wie BMW oder Ford. Woran liegt es also, dass ausländische Unternehmen schaffen, was Rover und anderen britischen Firmen nicht gelingt?

Internationale Vorgaben, britische Umsetzung

"Der Erfolg der internationalen Autohersteller in Großbritannien beruht auf genauen Vorgaben aus den Konzernzentralen, die vor Ort von gut ausgebildeten, britischen Arbeitskräften umgesetzt werden", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Auto-Experte an der Fachhochschule Gelsenkirchen mit langjähriger Erfahrung bei verschiedenen Autobauern. Der von BMW in Großbritannien gefertigte Mini sei von BMW geplant worden und werde nur vor Ort gebaut. Ähnlich wie BMW setzten auch andere internationale Konzerne auf neue Fabriken mit modernster Fertigung am liebsten als Neubau auf der grünen Wiese.

Dagegen fertigt Rover immer noch im 101 Jahre alten Traditionswerk Longbridge in den West Midlands bei Birmingham. "Betriebswirtschaftlich ist das Werk Longbridge nicht überlebensfähig", urteilt Dudenhöffer über die Aussichten für den Rover-Stammsitz.

Traditionsbewusstsein statt Innovation

An Traditionen wurde bei Rover immer lange festgehalten. Viel zu lange, wie Auto-Experte Dudenhöffer meint. "Die Probleme bei Rover reichen schon 20 Jahre zurück. Die Marke Rover war immer nur auf den britischen Markt ausgerichtet und es wurde verpasst, sich international aufzustellen. Der Vertrieb, das Marketing und das Händlernetz im Ausland war immer schwach. Außerdem hatte Rover immer mit Qualitätsproblemen zu kämpfen."

Aston Martin DB7
Überlebt, aber nicht mehr unabhängig: Aston MartinBild: APTN

Rovers Hauptproblem ist jedoch die falsche Ausrichtung. Als Massenhersteller konkurriert Rover mit internationalen Branchenriesen wie Volkswagen, Toyota, General Motors und Ford ohne die dafür nötigen Kapazitäten produzieren und verkaufen zu können. "Es kann nicht funktionieren in einem Massenmarkt, wo andere Hersteller Millionen Fahrzeuge absetzen, weniger als 150.000 Fahrzeuge jährlich zu verkaufen. Die Kostensitutation ist so einfach nicht lösbar und die Kunden sind dafür auch nicht da", sagt Dudenhöffer und ergänzt: "Das Volumen ist zu klein und die Qualität der Fahrzeuge ist insgesamt zu schlecht."

Britische Nischenanbieter

Lotus M 250
Klein und fein: Nischenanbieter LotusBild: AP

Das drohende Ende von Rover markiert eine Zäsur in der britischen Automobilgeschichte, denn mit dem Unternehmen aus Birmingham verschwindet der letzte große unabhängige Autobauer Großbritanniens. Das gleiche Schicksal ereilte zuvor schon Marken wie Triumph, Morris oder Hillman, während Namen wie Rolls-Royce, Bentley oder Jaguar nur durch Übernahmen internationaler Automobilkonzerne überlebten. Als unabhängige Autobauer sind nur Nischenanbieter wie TVR und Lotus übrig geblieben.

Eine Neuausrichtung als Nischenanbieter ist für Rover nicht denkbar. "Man kann Rover nur zerschlagen und versuchen, Teile davon weiterzuführen", sagt Dudenhöffer. "Es wird niemandem gelingen, Rover zu retten. Rover erfolgreich zu machen, ist die Quadratur des Kreises."