Rosch Haschana: Das jüdische Neujahrsfest
Das jüdische Neujahrsfest wird an den beiden ersten Tagen des jüdischen Monats Tischri gefeiert, in diesem Jahr am 4. und 5. September. Das Fest hat vor allem spirituellen Charakter.
Kehret um und wachet auf!
Am jüdischen Neujahrsfest gibt es keine Party-Feiern mit Feuerwerk wie in der Nacht zum 1. Januar. Das Fest dient der Erinnerung an die Vollendung der Schöpfung und auch der persönlichen Besinnung.
Vergebung der Sünden
"Man soll sich an die Sünden und Fehler des vergangenen Jahres erinnern und Gott um Vergebung bitten", sagt der Augsburger Rabbiner Henry G. Brandt. Rosch Haschana ist der Anfang von zehn Tagen der Reue, die im großen Versöhnungstag enden, dem Jom Kippur. "Am Schluss steht die Hoffnung, ein besserer Mensch geworden zu sein und gereinigt das neue Jahr zu beginnen."
Höhepunkt des Jahres
Rosch Haschana ist die wichtigste Feier im religiösen Leben der Juden und dauert zwei Tage. "Dass Neujahr im September liegt, hat möglicherweise wirtschaftliche Gründe", vermutet der Rabbiner Henry G. Brandt. "Zu dieser Zeit wurden Schulden bezahlt und Neuanfänge begonnen. Dann haben Weise vor Jahrtausenden ausgerechnet, dass an diesem Tag die Welt erschaffen wurde."
Tag des Posaunenschalls
Am jüdischen Neujahrsfest ist es religiöse Pflicht, in ein Widderhorn zu blasen, das sogenannte Schofar. Es erzeugt urtümliche Klänge und dient nicht dazu, eine Melodie zu spielen, sondern die Sündigen mit seinem kraftvollen Ton zur Umkehr aufzurufen.
Das Wasser nimmt die Sünden auf
"Taschlich" ist ein auf der ganzen Welt verbreiteter jüdischer Brauch zum Neujahrsfest. Die Gläubigen gehen zu einem fließenden Wasser oder ans Meer und leeren ihre Taschen. Die Krümel darin symbolisieren die Sünden, die nun vom Wasser fortgetragen werden. Während der Zeremonie werden Texte aus religiösen Schriften gelesen.
Süßer Honig für ein gutes Jahr
Eine andere Art, sich das Beste für das neue Jahr zu wünschen, besteht darin, Äpfel in Honig zu tauchen. Das drückt die Hoffnung aus, das nächste Jahr werde so süß wie der Honig. Der Brauch stammt aus der Zeit, als Äpfel Früchte waren, die man nur zu einer bestimmten Jahreszeit bekam. Heute gibt es alles zu jeder Zeit im Supermarkt.
Eine Krone aus Brot
Zu jedem jüdischen Feiertag wird gesegnetes Brot gereicht. An Rosch Haschana hat es jedoch eine besondere Form - statt länglicher Stangen gibt es runde Brote. Sie symbolisieren eine Königskrone. Denn am jüdischen Neujahrstag spricht man von Gott als König, der im Altertum zugleich auch der höchste Richter war.
Den Armen geben
Gläubige Juden bekennen sich am Neujahrsfest zu ihren Sünden. Und sie folgen der Aufforderung, Armen zu helfen. Mit kleinen und großen Spenden soll man an Rosch Haschana zu mehr Gerechtigkeit in der Welt beitragen.
Umstrittenes Opfer-Ritual
Kaparot ist ein alter Brauch, den liberale Juden grundsätzlich ablehnen. Beim Kaparot-Schlagen wird ein Huhn um den Kopf herum geschleudert, nachdem die eigenen Sünden symbolisch auf das Tier übertragen wurden.
Jeder feiert auf seine Weise
Nicht alle Juden sind religiöse Menschen. Viele nutzen die beiden Feiertage deshalb eher zur Entspannung. Unser Bild zeigt junge israelische Frauen am Strand von Tel Aviv.