Balance zwischen Tradition und Kommerz

Ein Verein, der sehr stolz auf seine lange Historie ist - das ist Borussia Dortmund. Der BVB hat einige seiner Anhänger gegen sich aufgebracht, als er in der Sommerpause nach China reiste. Bis dahin war es Tradition, solche Marketing-Touren in Nachbar- oder nahegelegene Länder zu absolvieren. Doch der Verein hat die China-Reise verteidigt und auch Klub-Legende Karl-Heinz Riedle meint, dass Dortmund nur mit den europäischen Topvereinen mithalten könne, wenn sie "offen für kommerzielle Geschäftsfelder bleibt."

"Es ist sehr wichtig für Dortmund, die richtige Balance zwischen Tradition und Kommerzialisierung zu finden", sagt der 51-Jährige, der seit November 2014 als Internationaler Markenbotschafter für den BVB tätig ist, gegenüber der Deutschen Welle. "Die Fans wollen in der Bundesliga und auch in der Champions League ihre Mannschaft siegen sehen. Ein Klub wie Dortmund muss liefern, sonst sind die Anhänger nicht glücklich. Um auf diesem Niveau mithalten zu können, müssen wir uns kommerziellen Möglichkeiten öffnen, um sicher zu stellen, dass wir auch die besten Spieler kaufen können."

Märkte erobern

Riedle, der beim legendären Champions-League-Sieg 1997 zwei Tore erzielte, vergleicht den Verein mit Liverpool und Manchester United. Beide Klubs hätten es geschafft, ihre Integrität und ihren Erfolg zu wahren, obwohl sie global tätig seien. "Sie bedienen eben auch andere Länder wie China und die USA", erläutert Riedle. "Man kann es nicht allen Leute immer Recht machen, aber Dortmund muss die richtige Balance finden - und ich denke, dass tun sie", erklärt Riedle weiter.

Auf dem Platz musste der BVB die Weggänge von Kapitän Mats Hummels (Bayern München) und Schlüsselspielern wie Ilkay Gündogan (Manchester City) und Henrik Mkhitaryan (Manchester United) verkraften, aber Riedle verteidigt die Transferpolitik seines Klubs. Seiner Meinung nach müsse Qualität durch Qualität ersetzt werden.

"Das Herz herausgerissen"

"Hummels, Gündogan oder Mkhitaryan in einem Sommer zu verlieren, das war sehr schwer für uns. Das war, als ob das Herz aus dem Team herausgerissen wurde", gibt Riedle zu. Aber auch wenn das Herzstück der Mannschaft nicht mehr da ist, Dortmund hat viele Gründe, optimistisch zu sein, denn die jungen Neuzugänge überzeugen unter Tuchels Führung. Einer von ihnen ist der 19-jährige Ousmane Dembele: "Er  ist gerade mal 19 Jahre alt und meiner Meinung nach ist er einer der besten Fußball-Talente der Welt."

" Er macht auch Fehler, zum Beispiel dribbelt er zu lange, wenn er den Ball auch hätte abgeben können, aber er lernt noch. Er hat ein großes Selbstbewusstsein für sein Alter. Dembele hat in der Bundesliga bislang ein Tor erzielt, beim 5:1 gegen den VfL Wolfsburg. "Einige Leute sagen, unserem Team fehle die Erfahrung. Aber ich denke, wir haben genau den richtigen Mix. Die jungen Spieler müssen von den älteren lernen." Von Dortmund werde immer erwartet, um den Titel mitspielen zu können, aber die Vereinsführung sei sich einig, dass es mit einer Gruppe von jungen Spielern ein, zwei oder sogar drei Jahre dauere, bis man am Leistungslimit sei. "Es ist besser, junge Spieler mit Zukunft zu holen, als welche, die 29 oder 30 Jahre alt sind."

Guerreiro: Mehr als nur Back-Up

Riedle glaubt, dass Trainer Tuchel genau der richtige für die jungen Spieler sei. "Tuchel hat viele Talente. Eines davon ist, junge Spieler zu stärken und ihnen neue Aufgaben zu geben. Jeder dachte, Raphael Guerreiro spiele auf der Position von Marcel Schmelzer hinten links, als Back-up", sagt Riedle. Aber unter Tuchel können auch beide zusammen spielen. "Tuchel hatte eine Idee und jeder ist überrascht, wie gut Guerreiro seinen Job macht."

Am Freitag können Dortmunds junge Talente wieder ihr Potential zeigen. Dann spielt der BVB am 7. Spieltag der Bundesliga gegen den derzeit Tabellenzweiten Hertha BSC (20:30 Uhr MESZ im DW-Liveticker)