Richard von Weizsäcker – ein Mann des Wortes | Top-Thema – Podcast | DW | 03.02.2015

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Top-Thema – Podcast

Richard von Weizsäcker – ein Mann des Wortes

Der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist im Alter von 94 Jahren in Berlin gestorben. Vor allem seine Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes ist vielen Menschen bis heute in Erinnerung geblieben.

Richard von Weizsäcker – ein Mann des Wortes – das Top-Thema als MP3

Richard von Weizsäcker war kein Bundespräsident zum Anfassen, kein volksnaher Hobbysänger oder Wanderer wie frühere Präsidenten. Er war der Prototyp eines ernsten und gebildeten Politikers, der durch seine Persönlichkeit, seine Geschichte und durch seine diplomatische Art überzeugte.

Vor allem an seine Gedenkrede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 erinnern sich bis heute viele Menschen. „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung“, sagte er darin zum Beispiel. Für die Rede, in der er wie kein anderer Bundespräsident vor ihm die Ursachen des Kriegs und der NS-Verbrechen analysierte, bekam er auch im Ausland große Anerkennung.

Die Herrschaft der Nationalsozialisten und der Untergang des NS-Regimes hatten auch von Weizsäckers Leben beeinflusst. Er wurde am 15. April 1920 in Stuttgart geboren und wuchs in einer Diplomatenfamilie auf. Sein Vater Ernst war von 1938 bis 1943 für das Auswärtige Amt der Nazis tätig, danach bis Kriegsende Diplomat im Vatikan. Richard von Weizsäcker selbst war in der Wehrmacht.

Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Jurist. 1984 wurde der CDU-Politiker zum Bundespräsidenten gewählt. In seiner zehnjährigen Amtszeit war für ihn vor allem die Aussöhnung mit Osteuropa und Israel wichtig. Er war überzeugt: Nicht das Verdrängen macht einen Neubeginn möglich, sondern die Erinnerung. Am 31. Januar 2015 ist von Weizsäcker im Alter von 94 Jahren in Berlin gestorben.


Glossar

ein Amt inne|haben
– ein Amt ausüben; eine bestimmte Position haben

zum Anfassen – hier: so, dass eine berühmte Person Kontakt zu Menschen sucht

volksnah – so, dass ein Politiker oder Herrscher Kontakt zu der Bevölkerung hat

Prototyp, -en (m.) – hier: ein typisches Beispiel für jemanden

Persönlichkeit (f., hier nur Singular) – hier: der Charakter

diplomatisch – hier: politisch vorsichtig; klug und geschickt

Gedenkrede, -n (f.) – eine Rede, die man in Erinnerung an ein Ereignis oder jemanden hält

Befreiung, -en (f.) – hier: der Sieg über ein diktatorisches System

NS – Abkürzung für: der Nationalsozialismus und nationalsozialistisch; die Diktatur Hitlers (1933 – 1945) betreffend

Anerkennung, -en (f.) – das Lob; die positive Beurteilung; der Respekt

Herrschaft (f., nur Singular) – die Tatsache, dass jemand die Macht in einem Land hat

Nationalsozialist, -en (m.) – die Person, die sich den politischen Zielen des Nationalsozialismus im Deutschland der 1930-1940er-Jahre anschloss (Kurzform: der Nazi)

Untergang (m., nur Singular) – hier: das Ende

Regime, -s (n.) – eine Regierung, die nicht demokratisch ist; die Diktatur

Diplomat, -en/Diplomatin, -nen – jemand, der sein Land im Ausland vertritt

Auswärtiges Amt (n., nur Singular) – das Außenministerium

Wehrmacht (f., nur Singular) – die deutsche Armee in der Zeit des → Nationalsozialismus

Jurist, -en/Juristin, -nen – jemand, der Rechtswissenschaft studiert hat und z. B. als Rechtsanwalt arbeitet

Aussöhnung (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man Frieden schließt

etwas verdrängen – versuchen, etwas Unangenehmes zu vergessen


Fragen zum Text

1. Was wird über Richard von Weizsäcker gesagt?

a) Er war daran interessiert, einen guten Kontakt zur Bevölkerung zu haben.
b) Für ihn war immer nur seine eigene Meinung wichtig.
c) Er hatte eine gute Bildung.

2. In einer Rede nennt von Weizsäcker den 8. Mai 1945 einen Tag der Befreiung. Was meint er damit nicht?
a) Er meint damit die Befreiung der Menschen aus den Konzentrationslagern.
b) Er meint, dass sich auch alle Deutschen über das Ende der NS-Zeit freuen sollten.
c) Er meint, dass der 8. Mai 1945 auch für ganz Europa ein guter Tag war.

3. Welche Aussage steht im Text? Von Weizsäckers …
a) Familie war während des Kriegs vor Hitler geflohen.
b) Vater hat für das Hitler-Regime gearbeitet.
c) arbeitete als Jurist im Auswärtigen Amt.

4. Wie heißt der Satz im Perfekt? „Er wuchs in einer Diplomatenfamilie auf.“
a) Er ist in einer Diplomatenfamilie aufgewachsen.
b) Er hat in einer Diplomatenfamilie aufwachsen.
c) Er war in einer Diplomatenfamilie geaufwachsen.

5. Wie heißt der Satz im Perfekt? „1984 wurde er zum Präsidenten gewählt.“
a) 1984 ist er zum Präsidenten geworden gewählt.
b) 1984 ist er zum Präsidenten gewählt geworden.
c) 1984 ist er zum Präsidenten gewählt worden.


Arbeitsauftrag
Findet mehr darüber heraus, welche Folgen Richard von Weizsäckers Rede vom 8. Mai 1985 hatte. Untersucht dabei folgende Punkte: 1. Reaktionen in der Bevölkerung, 2. außenpolitische Folgen. Verfasst einen kurzen Text darüber.

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