Rhein-Städte sollen Welterbe werden
19. Juni 2012Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), die Oberbürgermeister der drei Städte sowie Vertreter der jüdischen Gemeinden unterzeichneten in Mainz eine Kooperationsvereinbarung als Grundlage für eine Bewerbung der sogenannten SchUM-Gemeinden.
Im Mittelalter jüdische Zentren
Die Abkürzung SchUM geht auf die hebräischen Anfangsbuchstaben der früheren Städtenamen von Speyer, Worms und Mainz, - Schpira, Warmaisa und Magenza - , wobei der Buchstabe Waw wie ein U gesprochen wird. Die drei Städte galten im Mittelalter als geistiges Zentrum des Judentums in Zentraleuropa. Speyer wurde das "Jerusalem am Rhein" genannt. Zugleich sollen nach dem Willen der Landesregierung auch die Dome in Mainz und Worms Weltkulturerbe werden (Artikelbild). Die Speyrer Kathedrale hat bereits diesen Status.
Ministerpräsident Beck bezeichnete die Welterbeinitiative als "ein Anliegen, aus den Lehren der Vergangenheit die richtigen Folgerungen zu ziehen". Dazu gehöre die Erinnerung an die historische Bedeutung der drei Städte. Es sei richtig, "entlang des Rheins die christlichen Dome und eben auch die jüdischen SchUM-Städte als Welterbe anzumelden". Der Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Landesverbandes der jüdischen Gemeinden, Peter Waldmann, verwies darauf, dass die drei Städte "für die Juden wie für die Deutschen eine wichtige Rolle" spielten. "Für Juden ist der Gedanke wichtig, den die SchUM-Gemeinden repräsentieren, denn diese Gemeinden schufen einen Brückenschlag zwischen dem Neuen und dem Alten", erklärte Waldmann.
Nur noch Rest erhalten
Von der einst reichen jüdischen Kultur der drei Städte sind allerdings nach einer Vielzahl von Kriegen, judenfeindlichen Pogromen und dem Nazi-Terror nur noch einige Reste erhalten, insbesondere der mittelalterliche Friedhof "Heiliger Sand" und die nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaute mittelalterliche Synagoge in Worms.
Bis zur Anerkennung der drei Städte als Welterbe ist es aber noch ein langer Weg. Bis August will Rheinland-Pfalz die offiziellen Nominierungsunterlagen der Kultusministerkonferenz vorlegen. Dann können noch Jahre vergehen, bis die UNESCO entscheidet. Nach Angaben der Landesregierung in Mainz wird die aktuelle Vorschlagsliste Deutschlands bei der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur voraussichtlich erst in drei Jahren abgearbeitet sein.
wl/hp (kna, epd, afp)