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Das Fußball-Winterloch

Stefan Nestler10. Januar 2009

Ze Roberto kehrt nicht aus dem Urlaub nach Schalke zurück. Podolski wechselt von München nach Köln oder auch nicht. Ribéry fährt den Mannschaftsbus gegen die Wand. Wir reden über Fußball, obwohl der Ball ruht.

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Symbolbild Fußball: Bälle auf Rasen. Quelle: dpa
Von wegen der Ball ruht!Bild: dpa

Der Klimawandel hat auch den Fußball erwischt. Denn das Sommerloch ist jetzt ein Winterloch. Wobei die Bundesligaclubs, indem sie in die Sonne fliegen, dafür sorgen, dass es wie ein Sommerloch erscheint. Doch es bleibt ein Loch, oder wie schon Kurt Tucholsky schrieb: "Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist." Im Winterloch gibt es eigentlich nichts über Fußball zu berichten. Der Spielbetrieb ruht, und das Training einer Fußball-Mannschaft ist in etwa so spannend wie ein Krimi ohne Straftat. Streng genommen müsste also der Fußball aus den Gazetten verschwinden. Und auch das Torwandschießen aus dem Aktuellen Sportstudio.

Brasilien ist wärmer

Portrait Ze Roberto, Spieler des FC Schalke 04. Quelle: ap
Urlaub do Brasil: Ze RobertoBild: AP

Das darf natürlich nicht sein. Es gilt also, das Winterloch zu füllen. Nur wie? Zum Beispiel mit dem Urlaub do Brasil, einer beliebten, aber schon ziemlich ausgelutschten Variante, auf die nur noch phantasiearme Clubs wie Schalke 04 zurückgreifen: Der brasilianische Kicker kehrt verspätet oder gar nicht aus dem Weihnachturlaub in der Heimat zurück. Natürlich hat der Club seinem Spieler den Vertragsbruch nahegelegt, nachdem beide schon vorher vereinbart hatten, getrennte Wege zu gehen. Der kälteempfindliche Brasilianer darf also den Sommer in Südamerika genießen und füllt gleichzeitig das Winterloch in Europa.

Schwalbe im Winter

Der Spieler des FC Bayern München, Lukas Podolski, posiert während der FC Bayern Circus-Gala 2008 im Zirkus Krone mit Kindern. Quelle: dpa
Vogelgrippe: Lukas PodolskiBild: picture-alliance / dpa

Nach dem gleichen, eigentlich leicht zu durchschauenden Muster funktioniert die Variante Vogelgrippe, auf die in diesem Winter wieder die Münchner Bayern zurückgegriffen haben. Man verbreitet nach den Feiertagen, ein Spieler habe sich von der Weihnachtsgans die Grippe geholt und könne deshalb nicht mit ins Trainingslager fliegen. Natürlich handelt es sich um den Kicker, den man ohnehin loswerden wollte. Dann werden Schlagzeilen gestreut: Spieler darf nicht wechseln! Lächerliches Angebot! Transfer in den Sternen! Rückkehr zur Erde! Annäherung der Positionen! Einigung steht bevor! Wechsel perfekt! Ach ja, kurz vor dem Abschluss darf sich auch der Spieler selbst äußern: von Vogelgrippe nun keine Spur mehr, präsentiert er sich topfit wie eine Schwalbe im Winter von Dubai.

Dosiert gegen die Mauer

Portrait Franck Ribery, Spieler des FC Bayern München. Quelle: dpa
Crash: Franck RibéryBild: pa / dpa

Sollte das Winterloch immer noch nicht gefüllt sein, bleibt die brachiale Variante namens Crash, derzeit rekordmeisterhaft von Bayern München vorgeführt, aber auch – siehe Ronaldo in Manchester – international verbreitet. Man setze einen Spieler wahlweise ans Steuer des Luxus-Mannschaftsbusses oder eines Ferrari. Dann steuert er das Gefährt dosiert, aber effektvoll gegen die nächste Palme oder Mauer. Geeignet für diese Rolle sind allerdings nur halbwegs intelligente Spieler, die zudem über viel Gefühl im Fuß verfügen. Andernfalls könnte das Winterloch Folgen bis in den Sommer haben und der Klimawandel damit außer Kontrolle geraten.