Rekordschäden durch Flut und Hagel
27. Dezember 2021Seit gut einem halben Jahrhundert führt die deutsche Versicherungswirtschaft akribisch Buch über Schäden, die durch Naturkatastrophen ausgelöst wurden. So manch milliardenschwerer Gesamtschaden musste in dieser Zeit beglichen werden. Aber in den vergangenen zwölf Monaten wurde ein neuer Rekord aufgestellt - durch die Flut im Juli und den Hagelschlag im Frühsommer.
"Noch nie haben Naturgefahren in Deutschland so hohe Schäden verursacht wie im zu Ende gehenden Jahr", teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. Insgesamt summieren sich die versicherten Schäden demnach auf rund 12,5 Milliarden Euro.
Damit sei 2021 "das teuerste Naturgefahrenjahr seit Beginn der Statistik Anfang der 1970er-Jahre", so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Neun Milliarden Euro entfallen auf Schäden an Wohngebäuden, Hausrat und Betrieben durch Überschwemmung und Starkregen sowie zwei Milliarden Euro auf Sturm- und Hagelschäden. Die restlichen 1,5 Milliarden Euro sind nach GDV-Angaben auf Naturgefahrenschäden an Kraftfahrzeugen zurückzuführen.
31 Jahre alter Rekord übertroffen
Insgesamt übertreffen die aktuellen Schäden in Deutschland noch das Orkan-Jahr 1990. Damals hatten die Stürme "Daria", "Vivian" und "Wiebke" Deutschland heimgesucht, sodass sich die versicherten Schäden - nach heutigen Preisen - auf 11,5 Milliarden Euro summierten.
In diesem Jahr liegen die Naturkatastrophen-Schäden bei mehr als dem Dreifachen des langjährigen Durchschnitts von 3,8 Milliarden Euro. Forscher rechnen aufgrund des Klimawandels auch in Ländern wie Deutschland in den nächsten Jahren mit steigenden Schäden durch Überschwemmungen, Hagel oder schwere Stürme.
Neue Policen nur noch mit neuen Bedingungen
Die versicherten Schäden durch die Hochwasserkatastrophe Mitte Juli, die vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz massive Schäden hinterlassen hatte und bei der mehr als 180 Menschen getötet worden waren, beziffert der GDV auf 8,2 Milliarden Euro. Bereits im Juni hatte eine Unwetterserie versicherte Schäden in Höhe von 1,7 Milliarden Euro verursacht, auch viele Autos waren von schweren Hagelschäden betroffen.
Die Sturzflut im Rheinland hatte erneut eine Debatte über eine Pflichtversicherung gegen Naturgefahren ausgelöst. Nach Ansicht des GDV würde sie das Problem aber nicht lösen. Die Versicherer wollen stattdessen nur noch Wohngebäude-Policen anbieten, die Elementargefahren wie Hochwasser und Starkregen einschließen, wie GDV-Chef Asmussen erläuterte. Zugleich fordert die Versicherungswirtschaft ein "nachhaltiges Umsteuern der öffentlichen Hand", etwa durch klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten und eine verpflichtende Klima-Gefährdungsbeurteilung bei Baugenehmigungen.
AR/sti (afp, rtr)