Reformer oder Autokraten? - Arabiens Monarchen
Die Monarchen der arabischen Welt führen ihre Staaten durch Zeiten tiefgreifender Veränderungen. Auf die Herausforderungen des Umbruchs reagieren sie auf unterschiedliche Weise.
Mohammed: der Maßvolle
Der König von Marokko gilt als reformbereiter Monarch. Er liberalisierte das Familienrecht, förderte die Berbersprachen, setzte nach den autoritären Herrschaftsjahren seines Vaters eine Wiederversöhnungskommission ein. Auf die im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 auftretenden Proteste reagierte er maßvoll. Kritiker werfen ihm allerdings vor, einen ausgesprochen aufwendigen Hofstaat zu betreiben.
Abdullah: der Steuermann
König Abdullah II. von Jordanien gilt als besonnener Monarch. Umsichtig steuert er Jordanien - eines der ärmsten arabischen Länder - durch die vielen Herausforderungen. Die Staatskassen sind leer, der Haushalt auch durch die Versorgung der Flüchtlinge aus den Nachbarstaaten angespannt. Durch seinen dialogbereiten Stil versucht Abdullah auch, dem religiösen Fundamentalismus entgegenzutreten.
Salman und Mohammed: die Autokraten
Saudi-Arabiens König Salman hat seinen Nachfolger bereits bestimmt: seinen Sohn, Kronprinz Mohammed. Dieser setzt auf vorsichtige Reformen. Allerdings geriet er nach der Ermordung des saudischen Journalisten Khashoggi in der Botschaft des Königreichs in Istanbul international in die Schlagzeilen. Ihm wird vorgeworfen, von dem Verbrechen mindestens gewusst zu haben.
Mohammed al Maktum: der Verschwiegene
Diskret, aber bestimmt gestaltet der Emir von Dubai die Geschicke des Emirats. So verordnete er ihm eine Kultur der religiösen Toleranz. In Dubai leben viele Christen, vor allem als Gastarbeiter. Privat scheint er weniger auskömmlich: Vor wenigen Wochen wurde er von seiner sechsten Ehefrau, Prinzessin Haya aus Jordanien, verlassen. Sie hält sich nun in einem Land in Europa auf und bittet um Asyl.
Khalifa bin Zayed Al Nahyan: der Mächtige
Die Spannungen mit dem Iran, der Krieg im Jemen, der Boykott von Katar: Es gibt viele Herausforderungen, durch die Khalifa bin Zayed Al Nahyan, der Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, den vereinten Staatenbund lotsen muss. Dies tut er routiniert und entschlossen, mal in Absprache mit Anderen, mal rigoros die eigenen Vorstellungen durchsetzend.
Scheich Tamim bin Hamad II.: der Umtriebige
Katars Herrscher fährt einen eigenwilligen Kurs. Er pflegt gute Kontakte zum Iran, ein Umstand, den ihm die Nachbarstaaten auf der Golfhalbinsel verübeln und das Emirat darum boykottieren. Sie werfen ihm auch die Finanzierung terroristischer Gruppierungen im Nahen Osten vor. Gute Kontakte pflegt er zur Hamas im Gazastreifen. Doch der Emir baut auch andere Beziehungen aus, etwa zur Türkei.
Sultan Qabus bin Said: der Besonnene
Still und unauffällig regiert Qabus bin Said das Sultanat Oman im Süden der Arabischen Halbinsel. Seit 1970 im Amt, modernisierte er das bis dahin rückständige Land und brachte es zu moderatem Wohlstand. Nach innen ist das Land geordnet und vergleichsweise liberal, nach außen spielt es in mehreren Konflikten eine Vermittlerrolle, so derzeit zwischen den USA und dem Iran.