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Politik

Raketen schlagen bei Präsidentenpalast ein

20. Juli 2021

In der afghanischen Hauptstadt sind mehrere Raketen nahe dem Präsidentenpalast explodiert. Die Taliban und die Regierung in Kabul hatten keine Waffenruhe während des Opferfestes Eid al-Adha vereinbart.

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Afghanistan Kabul Präsidentenpalast
Der Präsidentenpalast in Kabul liegt in der besonders stark gesicherten Grünen Zone (Archivbild)Bild: Reuters/M. Ismail

Die Geschosse gingen im Stadtzentrum unweit einer Zeremonie nieder, an der Afghanistans Präsident Aschraf Ghani teilnahm. Aus dem Innenministerium hieß es zudem, eine Rakete habe ein nur wenige Meter vom Präsidentenpalast entferntes Regierungsgebäude getroffen. In einem Video des Senders ToloNews war zu sehen, wie Ghani, Vizepräsident Amrullah Saleh und weitere hochrangige Politiker trotz des Raketenangriffs weiter beteten. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Emergency wurden mindestens sechs Menschen verletzt.

Inzwischen beanspruchte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) den Raketenangriff in Kabul für sich. Der IS teilte auf seiner Plattform Naschir News mit, "Soldaten des Kalifats" hätten den Präsidialpalast des "afghanischen Tyrannen" angegriffen. Sie hätten mit sieben Raketen des Typs Katjuscha den Palast und innerhalb der sogenannten Grünen Zone von Kabul beschossen und die Ziele direkt getroffen.

In einer Ansprache kurz nach dem Vorfall hatte Präsident Ghani die militant-islamistischen Taliban für den Anschlag verantwortlich gemacht. Die Islamisten hätten weder den Willen noch die Absicht, die anhaltenden Konflikte politisch beizulegen, sagte er. Man könne das Land nicht mit Raketen erobern, sondern nur, indem man die Herzen der Menschen für sich gewinne.

Die Taliban erklärten, sie hätten mit dem Raketenangriff auf den stark befestigten Präsidentenpalast nichts zu tun. Ein Sprecher der Extremisten sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Taliban seien während des Festes Eid al-Adha im Verteidigungszustand. Auf die Frage, ob dies eine Waffenruhe bedeute, äußerte sich der Sprecher nicht. Anders als in früheren Jahren haben sich die Taliban diesmal nicht zu einer Waffenruhe während des Festes bereiterklärt. Das Opferfest Eid al-Adha ist das höchste islamische Fest und wird zum Höhepunkt des Hadsch gefeiert, der Pilgerfahrt nach Mekka.

Taliban rücken vor

Seit Wochen rücken die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan vor. Bereits jetzt kontrollieren die Radikalislamisten rund die Hälfte der 400 Bezirke im Land und mehrere strategisch wichtige Grenzübergänge. Gespräche zwischen ihnen und der Regierung in Kabul über eine Aussetzung der Offensive während des Opferfestes waren ergebnislos geblieben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Bereitschaft seines Landes bekräftigt, den internationalen Flughafen Kabul nach dem vollständigen Abzug der internationalen Truppen aus dem Land abzusichern. Ankara stehe der Idee, den Betrieb des Flughafens zu gewährleisten, "positiv" gegenüber, sagte Erdogan bei einer Ansprache im nordzyprischen Teil von Nikosia. Die USA müssten jedoch "einige Bedingungen" erfüllen.

Aschraf Ghani
Präsident Aschraf Ghani setzte seine Gebete trotz mehrerer lauter Explosionen fort (Archivbild)Bild: Reuters/M. Ismail

Dem Vormarsch der Extremisten war der Beginn des Abzuges ausländischer Truppen vorausgegangen. Von 1996 bis zu ihrem Sturz durch die US-geführten Truppen 2001 hatten die Taliban Afghanistan beherrscht und die Menschenrechte massiv beschnitten.

Die USA intervenierten in Afghanistan an der Spitze eines NATO-Bündnisses kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Bis Ende August sollen alle US-Truppen abgezogen werden. Die Bundeswehr, die in Kundus im Norden stationiert war, hatte bereits am 30. Juni ihren Einsatz beendet.

nob/sti/kle (rtr, afp)