Radikales Sparprogramm bei Bayer-Konzern
19. November 2010Weltweit sollen bei dem Leverkusener Konzern sogar 4500 der insgesamt knapp 109.000 Arbeitsplätze wegfallen; gleichzeitig dazu will Bayer in Schwellenländern 2500 neue Jobs schaffen. Das heißt, unterm Strich kürzt Bayer die Zahl seiner Beschäftigten um etwa 2000. Mit dem Stellenabbau und der Umschichtung von Arbeitsplätzen reagiert das Unternehmen auf den scharfen Wettbewerb in der Branche und die Einsparungen in den Gesundheitssystemen vieler Industrieländer. Einen Teil des mit dem Stellenabbau eingesparten Geldes will Bayer in neue Pharmaprodukte, in den Pflanzenschutz und in den boomenden Schwellenländern Asiens investieren. Der Stellenabbau soll bis Ende 2012 abgeschlossen sein.
Bayer-Chef Dekkers rechtfertigt Sparpläne
Der seit Anfang Oktober amtierende Konzernchef Dekkers sagte am Donnerstag (18.11.2010): "Die notwendigen finanziellen Mittel zum Ausbau der Wachstumsbereiche müssen (...) durch eine gezielte Umschichtung von Ressourcen sowie durch Effizienz- und Sparmaßnahmen aufgebracht werden." Rund 800 Millionen Euro pro Jahr will der gebürtige Niederländer von 2013 an einsparen. Etwa die Hälfte davon soll Bayer reinvestieren. Allerdings rechnet der Pharma- und Chemiekonzern bis Ende 2012 mit Kosten von etwa einer Milliarde Euro allein für die Umsetzung des Sparpaketes. Bayer habe in allen drei Sparten, dem Gesundheitsbereich HealthCare, dem Pflanzenschutzgeschäft CropScience und im Kunststoffgeschäft MaterialScience großes Geschäftspotenzial, erklärte Dekkers. "Um dieses optimal zu nutzen, müssen wir vorhandene Ressourcen weiter bündeln und unsere Strukturen straffen."
Generika schaffen Kostendruck
Eine Ursache für den Kostendruck bei Bayer ist der Wettbewerb mit den Herstellern billiger Nachahmermedikamente. Dabei ist der Generika-Wettbewerb bei Antibaby-Pillen in den USA ein wichtiger Einzelaspekt warum es in der Gesundheitssparte des Unternehmens zuletzt nicht so rund lief. Billige Nachahmer-Präparate zu dem Verhütungsmittel Yaz werden in großen Mengen auf dem weltgrößten Pharmamarkt angeboten. Dazu machen Nachahmerprodukte dem Konzern auch im Pflanzenschutzgeschäft mit Pestiziden zu schaffen. Weitgehend verschont von den neuen Einsparungen bleibt voraussichtlich die Kunststoffsparte: Dort hatte Bayer in den vergangenen Jahren bereits umfangreiche Sparmaßnahmen aufgelegt.
Auch andere Große in der Branche müssen sparen
Zuletzt hatte der Schweizer Konkurrent Roche ebenfalls vor dem Hintergrund von Belastungen durch Gesundheitsreformen ein umfangreiches Sparprogramm angekündigt. Beim Baseler Konzern sollen 4800 Stellen wegfallen.
Autor: Ulrike Quast (dpa,rtr,dapd)
Redaktion: Martin Schrader