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Publizist Lord Weidenfeld gestorben

20. Januar 2016

Der österreichisch-britische Journalist und Autor galt als eine der großen Verleger-Persönlichkeiten seiner Zeit. Und oft war Lord George Weidenfeld am Weltgeschehen selbst unmittelbar beteiligt.

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Lord George Weidenfeld / 1919 - 2016 (Archiv: Picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/N. Bachmann

Der Publizist und Diplomat Lord George Weidenfeld ist tot. Er sei am Mittwochmorgen im Alter von 96 Jahren gestorben, teilte der Axel Springer-Verlag mit. Zeit seines Lebens engagierte sich Weidenfeld als Journalist und Diplomat für die Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel, für Frieden im Nahen Osten sowie für das transatlantische Verhältnis.

Der in Wien als Arthur George Weidenfeld geborene Jude war 1938 nach der Verhaftung seines Vaters vor den Nationalsozialisten nach England geflohen und hatte dort bei der BBC seine legendäre journalistische Karriere begonnen. Er wurde britischer Staatsbürger und war Mitbegründer des Verlagshauses Weidenfeld & Nicolson in London.

Sein Buch über den Aufstieg der Nazis in Deutschland, "The Goebbels experiment" (1942), war eine erste umfassende Studie über Hitlers Propaganda-Apparat.

Rechte Hand des ersten israelischen Präsidenten

Im Exil traf er Frankreichs späteren Präsidenten Charles de Gaulle. 1948, bei der Gründung des Staates Israel, arbeitete Weidenfeld als Berater der israelischen Regierung und war 1949 ein Jahr lang Kabinettschef des ersten Staatspräsidenten Chaim Weizman.

Mitte der 1970er Jahre ließ sich Weidenfeld als Berater des britischen Labour-Premiers Harold Wilson engagieren, der dafür sorgte, dass er in den Adelsstand erhoben und Mitglied des Oberhauses wurde.

Brückenbauer und Kosmopolit

Weidenfeld war Träger zahlreicher internationaler Auszeichnungen und Ehrungen, unter anderem für seine Bemühungen um die europäische Integration. Viele Jahre war er als Autor und Kolumnist für die Zeitungen "Die Welt" und "Bild am Sonntag" tätig und ein allseits gefragter Kommentator.

Mit Lord Weidenfeld habe die Welt "eine herausragende Persönlichkeit verloren", würdigte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier den Verstorbenen. Steinmeier hob dessen Vielseitigkeit, Scharfsinn und Intellekt hervor. "Als Brückenbauer" habe er sich mit all seiner Energie "für Themen eingesetzt, die aktueller denn je sind: vom Religionsdialog über die Beziehungen Europas zu Israel bis hin zur europäischen Integration", erklärte der SPD-Politiker.

SC/se (dpa, epd)