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Prozess gegen Terrorverdächtige in Athen

17. Januar 2011

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen hat in Athen der Prozess gegen 13 mutmaßliche Mitglieder einer anarchistischen Gruppe begonnen. Die Angeklagten sollen mehrere Bombenanschläge verübt haben.

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Bereitschaftspolizisten, Beamte einer Sondereinheit sowie ein Kameramann vor einem Fahrzeug in Athen (Foto: AP/dapd)
Der Prozess findet im Athener Hochsicherheitsgefängnis Korydallos stattBild: AP

Zum Prozessauftakt gegen mutmaßliche Bombenleger in Athen am Montag (17.01.2011) waren von 13 Angeklagten nur neun anwesend, die restlichen vier werden noch gesucht. Ihnen werden mehrere Bombenanschläge vorgeworfen, bei denen es allerdings keine Verletzten und nur geringen Schaden gab.

Die Angeklagten sollen Mitglieder einer linksextremen Organisation, der anarchistischen Gruppe "Verschwörung der Feuerzellen", sein und stehen auch in dem Verdacht, eine Reihe von Briefbomben an europäische Politiker geschickt zu haben. Eine dieser Bomben landete auch im Kanzleramt in Berlin.

Drakonische Sicherheitsmaßnahmen

Bereitschaftspolizisten und Beamte einer Sondereinheit vor dem Hochsicherheitsgefängnis Korydallos (Foto: AP/dapd)
Die Auftaktsitzung musste mehrmals unterbrochen werdenBild: AP

Die zwischen 19 und 30 Jahre alten Angeklagten müssen sich vor dem Anti-Terror-Gericht im Athener Hochsicherheitsgefängnis Korydallos wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation verantworten. Die "Verschwörung der Feuerzellen" hat sich bereits zu einer Reihe von Paketbombenanschlägen im November und den Anschlag auf ein Gerichtsgebäude im Dezember bekannt. Im Falle einer Verurteilung droht jedem der Angeklagten eine Freiheitsstrafe von 25 Jahren.

Vor dem Gerichtssaal hatten sich dutzende Sympathisanten versammelt, die ihnen lautstark beistanden. Dutzende Bereitschaftspolizisten und Beamte einer Sondereinheit bezogen Stellung vor dem Gebäude. Die Auftaktsitzung wurde mehrmals unterbrochen. Die Angeklagten forderten, dass sich Anhänger nicht ausweisen müssen, wenn sie den Anhörungen beiwohnen. Der Antrag wurde abgelehnt.

27-jährige Deutsche im Visier der Polizei

Bereitschaftspolizisten sichern das Gefängnis (Foto: AP)
Die Polizei hat sich in den Augen der griechischen Presse eine 'Blamage ohnegleichen' geleistetBild: AP

Im Vorfeld des Prozesses hat sich die Polizei in den Augen der griechischen Presse eine "Blamage ohnegleichen" geleistet. Die griechische Justiz musste eine 27-jährige Deutsche freilassen, die vergangenen Freitag wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung festgenommen worden war. Die Polizei hatte sie - offenbar fälschlicherweise - für die Tochter der mutmaßlichen früheren RAF-Terroristin Barbara Meyer gehalten.

In einer Erklärung nahm die Polizei in Athen am Montag von dieser Darstellung Abstand. "Das hat mit dem Fall nichts zu tun", hieß es. Die Anklage gegen die 27-Jährige bleibt nach Angaben des griechischen Rundfunks bestehen. Der Anwalt der Frau hat jede Verwicklung seiner Mandantin in Anschläge zurückgewiesen. Nach seinen Angaben geriet sie nur durch ihre Freundschaft zu vier der Festgenommenen ins Visier der Polizei.

Gruppen wollen Sturz des Systems

In Athen und anderen griechischen Städten verüben immer wieder linksgerichtete oder anarchistische Gruppen Anschläge. "Verschwörung der Feuerzellen" trat erstmals Anfang 2008 öffentlich in Erscheinung. Sie und andere Gruppen wie "Volksaktion", "Revolutionärer Kampf" und "Sekte der Revolutionäre" bezeichneten sich in früheren Bekennerschreiben als "Stadtguerilla". Sie wollen nach eigenen Angaben den Sturz des Systems durch Terror und Chaos erzwingen. Einige von ihnen sollen Kontakte zu anarchistischen Gruppierungen in Italien und anderen Mittelmeerstaaten haben.

Autorin: Pia Gram (dpa, dapd, afp)

Redaktion: Dirk Eckert