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Pressestimmen von Montag, 25. Oktober 2004

Christina Pannhausen 24. Oktober 2004

Union Kanzlerkandidatur/ Wahlen im Kosovo / Sprachwettbewerb

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Die anhaltende Diskussion innerhalb der Unionsparteien um die Kanzlerkandidatur, die Parlamentswahl im Kosovo sowie die Kür des schönsten deutschen Wortes beschäftigen an diesem Montag die Kommentatoren in der deutschen Tagespresse.

Mit der Kanzlerdebatte bei der Union beschäftigt sich die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG:

"Angela Merkel ist im Moment eher zur Gelassenheit zu raten. Ihre Kompetenz beweist sie am besten, indem sie ihre Reformkonzepte durchsetzt. Dann, und nur dann wird ihr auch die Kanzlerkandidatur nicht mehr zu nehmen sein. Denn selbst wenn Stoiber eines Tages verzichtet, es bleiben genügend Männer in der CDU, die Probleme mit einer Frau an der Spitze haben und sich natürlich für viel besser halten. Angela Merkel hatte in letzter Zeit kein glückliches Händchen, aber die energische Frau aus dem Osten bewies schon so viel politisches Geschick, Machtbewusstsein und auch Nehmerqualitäten, dass ihr noch einiges zuzutrauen ist."

Die BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG beleuchtet die Rolle des niedersächsischen Ministerpräsidenten:

"Christian Wulff ist ein netter und vorsichtiger Mensch. Er ist nett und sagt nur Gutes über Angela Merkel, seine Parteivorsitzende. Er ist vorsichtig und sagt nichts über den künftigen Kanzler, so er von seiner Partei, der CDU, gestellt würde. Und er ist der perfekte Kandidat, wenn Frau Merkel in eine der vielen Fallen tappt, die in der Union aufgestellt werden, und wenn Edmund Stoiber am Widerstand der Nord- und Westdeutschen scheitert, die nicht zweimal mit einem Bayern verlieren wollen. Jeder Monat ohne Entscheidung ist ein guter Monat für Niedersachsens Ministerpräsidenten."

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München meint:

"Die Christsozialen haben sich mit einer Kanzlerkandidatin Merkel abgefunden, wollen dafür aber die Programmatik der Union auf dem Weg hin zur Bundestagswahl 2006 bestimmen. Dass einige CDU-Landeschefs den Ausweg aus einer solchen verfahrenen Lage in einer vorzeitigen Kandidatenkür suchen, erweckt fast schon Mitleid. Merkel will die Debatte nun stoppen, gerade noch zur rechten Zeit. 2001 war die unionsinterne Inszenierung der Kanzlerkandidatur gelegentlich recht unterhaltsam. Dieser Tage ist sie allenfalls grotesk."

Themenwechsel: Zum Ausgang der Parlamentswahl im Kosovo schreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU:

"Das Abseits stehen der Serben zeigt, dass es fünf Jahre nach dem Ende des Krieges kein 'Wir-Gefühl' in Kosovo gibt, das alle Volksgruppen umfasst. Die Frage ist nun, wie man das Kosovo-Problem unter Einschluss Belgrads löst. Autonomie? Unabhängigkeit? Teilung? Wenn auch das Ziel ungewiss ist, der Weg dorthin ist klar. Er führt über Dreiergespräche zwischen Pristina, Belgrad und der 'Internationalen Gemeinschaft'. Dabei muss die EU eine wichtige Rolle spielen. Denn darin sind sich Albaner und Serben einig: Sie alle wollen EU-Bürger werden." Auch das HANDELSBLATT aus Düsseldorf betont die Bedeutung der internationalen Gemeinshaft:

"Trotzdem führt kein Weg daran vorbei, das Kosovo in absehbarer Zeit in die Unabhängigkeit zu entlassen. Nach dem Wüten des früheren serbischen Diktators Slobodan Milosevic ist es der albanischen Mehrheit nicht mehr zuzumuten, weiterhin zu Serbien-Montenegro zu gehören. Eine Übergangsstufe könnte die Umwandlung des Kosovos in ein Treuhandgebiet der EU sein. Schon nach den Märzunruhen haben die wichtigsten albanischen Politiker und auch die meisten Albaner gelernt, dass sie mehr Verantwortung auch für die Serben übernehmen müssen, wollen sie nicht ihre eigene europäische Zukunft verbauen."

Abschließen ein Blick in die THÜRINGER ZEITUNG aus Erfurt. Sie beschäftigt sich mit der Kür des schönsten deutschen Wortes:

"Habseligkeiten soll es also sein, das schönste Wort deutscher Sprache. Angstsparen würde den Nerv der Deutschen derzeit sicherlich besser treffen. Aber vielleicht ist es bereits der Ausblick in die nahe Zukunft. Es gibt auch Hoffnung. Die Deutschen sind eben nicht nur ein ängstliches, sondern auch ein romantisches Volk. Mit etwas mehr Zuversicht, ließe sich daraus etwas machen."