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Pressestimmen von Mittwoch, 2.Januar 2002

Ulrike Quast2. Januar 2002

Die Einführung des Euro / Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan

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Das beherrschende Thema auf den Kommentarseiten der deutschen Tagespresse ist die offizielle Einführung der europäischen Einheitswährung Euro.

Hierzu schreibt der GENERAL-ANZEIGER aus Bonn:

"Die Einführung des Euro als alleinige Währung in zunächst zwölf von 15 EU-Ländern bedeutet weit mehr als nur eine finanztechnische Maßnahme. Sie wird Europa verändern. Sie wird zwar nicht nationale Unterschiede, Mentalitäten oder Gewohnheiten aufheben, aber bei den Menschen zwischen Finnmark und Algarve, Bretagne und türkischer Grenze das Bewusstsein wecken, Teil einer Verantwortungsgemeinschaft zu sein. Mit dem Verzicht auf die Währungshoheit haben die Mitgliedstaaten einen der wichtigsten Bereiche nationaler Souveränität aufgegeben. Ein Ereignis ohne Zweifel, dessen endgültige Auswirkungen selbst mit Phantasie begabte Zeitgenossen gegenwärtig nur erahnen können."

Die Tageszeitung DIE WELT kommentiert:

"Die Begeisterung, mit der die Deutschen in der Silvesternacht die Ausgabe der Euro-Scheine gefeiert haben, lässt alle Kritiker verstummen, die jahrelang vor der neuen Währung gewarnt haben. ... Jetzt kommt es darauf an, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen und die Begeisterung nicht zu lähmen. Die Unkenrufer, die steigende Preise prognostizieren, müssen enttäuscht werden. ... Der Euro wird Brücken bauen und Tore öffnen, wie es seine Scheine symbolisch zeigen. Kriege sind zwischen Ländern, die eine gemeinsame Währung haben, nicht mehr denkbar. Europa ist einen großen Schritt weitergekommen. Deshalb haben seine Bürger allen Grund zur Freude."

Und jetzt der WESTFÄLISCHE ANZEIGER aus Hamm:

"Der König ist tot, es lebe der König! Dieser historische Grundsatz gilt, wie wir spätestens seit gestern wissen, auch für die mächtigste aller Monarchien. Kurz haben wir geweint, hehre Nachrufe verfasst. Doch jetzt kann es uns nun gar nicht schnell genug gehen, die Überreste der toten Währung loszuwerden. Dass der Wechsel derart unspektakulär zu verlaufen scheint, verdanken wir sicherlich zum Teil einer guten Vorbereitung. Daneben zeigt sich jedoch, dass es den Menschen in der Praxis weitgehend egal ist, was draufsteht auf ihren Münzen und Scheinen - Hauptsache, der Gegenwert stimmt; Hauptsache, es wird richtig gerechnet. ... Der Euro ist an der Macht. Huldigen wir fortan ihm!"

In der SAARBRÜCKER ZEITUNG lesen wir:

"Jetzt ist der Euro endlich da, wo er hingehört: In den Geldbörsen der Bürger. Zugegeben: Es war eine schwere Geburt. Dafür hat die technische Einführung offenbar bestens geklappt."

Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg meint:

"Einem Jahrhundertereignis haben wir beigewohnt. Und nahmen es gelassen hin. Es ist wie beim Urlaub im Ausland: Wir müssen uns an zunächst fremdes Geld gewöhnen. Und das Rechnen mit Peseten oder Drachmen haben wir dann ja auch meistens ganz gut auf die Reihe bekommen."

In der FRANKFURTER RUNDSCHAU heißt es zur Euro-Einführung:

"Der Euro schafft eine neue Identität für die europäischen Bürger, den Euro-Bürger. Es wäre da in höchstem Maße widersinnig, in einem gemeinsamen Markt mit einer gemeinsamen Währung fünfzehn verschiedene Konjunktur-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitiken neben- und gegeneinander wurschteln zu lassen. Das wäre organisierte Instabilität. Als nächste Stufe braucht die EU darum eine Art Wirtschafts- und Sozialregierung. Die muss den gemeinsamen Rahmen
abstecken, in dem sich die einzelnen Länder bewegen dürfen."

Zuletzt noch ein Blick auf den geplanten Einsatz von Bundeswehr- Soldaten in der Afghanistan-Schutztruppe. Hierzu merkt die LAUSITZER RUNDSCHAU in Cottbus kritisch an:

"Der bisher wohl gefährlichste Einsatz der Bundeswehr im Ausland lässt sich scheinbar gemächlich an. Knapp zwei Wochen nach dem Beschluss des Bundestages erkundet eine Handvoll Offiziere erst einmal die Lage. Und von der Maxime, bis zu 1200 deutsche Soldaten in Marsch zu setzen, dürfte auch nicht annähernd Gebrauch gemacht werden. Nur etwa 800 Mann sollen es sein. Was wie eine Art Entwarnung klingt, muss jedoch sehr bedenklich stimmen. Denn wenn die internationale Friedenstruppe unter dem Strich nur ein symbolisches Kontingent umfasst, dann stellt sich die Frage nach dem Sinn der ganzen Operation."