Potemkin lässt grüßen
30. Mai 2003Russlands Präsident Wladimir Putin hat mehr als 45 Staatschefs aus aller Welt in seine Heimatstadt eingeladen. Ein Gipfel der Superlative. Und das Wetter spielt mit. Blauer Himmel und Sonne. Sankt Petersburg strahlt, und das ist kein Zufall. Zehn Flugzeuge der russischen Luftwaffe vertreiben mit Geschossen aus Trockeneis jedes Wölkchen, das die 300-Jahr-Feierlichkeiten trüben könnte.
Weiße Nächte an der Newa
Es sind Feiern der Superlative, die die Stadtverwaltung organisiert hat: Wasserspiele, sportliche Wettkämpfe, Konzerte und Laser-Shows werden den Petersburgern geboten. Rund um die Uhr, 24 Stunden. Denn dank der Weißen Nächte wird es zurzeit nicht dunkel an der Newa.
Die Petersburger selbst haben zu all den offiziellen Feierlichkeiten allerdings unterschiedliche Meinungen. Viele finden es sehr schön, dass die Stadt so aufwendig den 300. Geburtstag feiert. Taxifahrer Alexej hingegen ist eher skeptisch. Er wollte sich mit seiner Familie die Lasershow auf dem Schlossplatz anschauen. Aber dort herrschte um Mitternacht das reinste Chaos. "Die Organisation war sehr schlecht. Und es war nicht sehr interessant", meint Alexej. Aber immerhin: Das Laser-Spektakel soll jetzt wiederholt werden.
Stauproblem gelöst
Für mehr als eine Milliarde Euro hat Russlands Präsident Wladimir Putin die historischen Sehenswürdigkeiten seiner Heimatstadt renovieren lassen. Es ist so sauber wie nie zuvor in Russlands alter Zarenstadt. Und Staus gibt es momentan auch nicht, weil viele Straßen für Autos gesperrt sind. Auf den ersten Blick ist jetzt alles ganz schön, sagt Alexej. Aber an den Häusern haben sie doch nur die Fassade neu angestrichen. Dahinter sei alles so heruntergekommen wie eh und je.
Wo die barocken Stadtpalais besonders schöne Fassaden haben, an der Prachtstrasse Newskij-Prospekt, leitet der Deutsche Thomas Noll eines der besten Hotels der Stadt. Am Samstag (31.5.) erwartet Petersburg 45 Staatschefs aus aller Welt. Einige von ihnen werden auch in Thomas Nolls Luxusherberge wohnen. Da geht's, sagt der Hoteldirektor vor allem um eins: um Sicherheit.
Die Bürger sollen aufs Land fahren
Das ist viel Arbeit. Bilder und Kronleuchter müssen abgehängt werden. Und dann kommt ja auch noch Joschka Fischer. "Für den mussten wir einen Jogging-Track finden", sagt Noll. Was wohl gar nicht so einfach ist in Sankt Petersburg. Einfacher seien da schon die Essenswünsche der VIPS: "Viele wollen Kaviar probieren ..."
Wenn die Regierungschefs aus aller Welt an die Newa kommen, ist es für die meisten Petersburger vorbei mit dem Feiern. Zu Veranstaltungen dürfen dann nur noch geladene Gäste und selbst Anwohner brauchen dann einen Passierschein, um zu ihrer Wohnung zu kommen. Der Tipp des Bürgermeisters an die Petersburger: Sie sollten übers Wochenende auf die Datscha fahren.