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Pop kommt. Zurück?

12. August 2009

Sie ist die größte Musik- und Entertainment-Messe der Welt: Die Popkomm. Besser gesagt: Sie war es. Dieses Jahr fällt sie aus. Ausgerechnet die Kölner lachen sich jetzt ins Fäustchen: Die c/o pop wittert ihre Chance.

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Vorbereitungen für die Popkomm 2007 (Bild: AP)
Neuer Anstrich oder Untergang? Die Popkomm in BerlinBild: AP

Hier hatte sie ihre Geburtsstunde, hier saßen die Macher, die Kreativen, die Manager, die "Szene": Wuppertal, Düsseldorf, schließlich Köln. Die Popkomm war in Nordrhein-Westfalen zu Hause, 13 Jahre lang, von 1990 bis 2003. Dann kam Berlin. Sämtliche großen Plattenfirmen, der Musiksender MTV Deutschland und VIVA siedelten nach und nach in die deutsche Hauptstadt um. Die Künstler waren ohnehin schon lange dort.

DJ Koze (Foto: c/o pop)
Produzent, DJ, Label´-Gründer: Der Hamburger DJ Koze auf der c/o PopBild: c/o pop

Vier Jahre lang residierte die größte Musik- und Entertainment-Messe nun in Berlin, im Frühjahr wurde klar, dass sie dieses Jahr nicht stattfinden wird. Die Plattenfirmen klagten über Internet-Piraterie und wollten sich die Teilnahme nicht mehr leisten.

Jetzt wittern andere eine Chance, wenn der Messeriese Popkomm wegfällt. "c/o pop" nennt sich der Veranstalter, eher ein Festival mit Kongress als eine Messe. Seit sechs Jahren macht die c/o pop Veranstaltungen, redet über die Musikbranche und Synergien, will aber keine Messe sein.

Köln, Berlin, Köln?

Ölbilder von Musikstars (Foto: dpa)
Kunst ist Pop: huldigungen in Öl an die großen der MusikszeneBild: picture-alliance/ dpa

Doch es geht nicht nur um Musik – es geht auch um den Standort. In Berlin, so scheint es, hat es die Popkomm nicht geschafft. Das könnte Köln jetzt wieder zu Gute kommen: Das Festival c/o Pop ist bereit für Größeres.

"Wir wissen selbst, was Kultur für ein harter Standortfaktor sein kann, wenn es in Zukunft darum geht, hier Leute in die Stadt zu holen, um Köln zumindest im nationalen, aber auch im internationalen Vergleich nicht ganz abrauschen zu lassen", erklärt Ralph Christoph. Er ist ehemaliger Musikjournalist des renommierten Magazins Spex. Mit Geldern eines landesweiten Wettbewerbs – immerhin 1,5 Millionen Euro – wird in Köln erstmal in eine Kreativzentrale investiert, wo sich neue Medienfirmen ansiedeln sollen.

Stabile Finanzlage

Tanzende Menschen (Foto: dpa)
Musikmesse heißt auch immer viel Party: Hier bei der Popkomm in Berlin 2007Bild: picture-alliance/ dpa

Setzte man anfänglich bei der c/o pop noch verstärkt auf elektronische Popmusik und Protagonisten aus der Kölner Musikszene, so spielen heute Genre übergreifende Musik und internationale Relevanz eine Rolle. Ökonomisch geht es dem Festival gut: Seit 2008 schreibt die c/o pop schwarze Zahlen, und auch im Krisenjahr 2009 bleibt die Unterstützung durch Sponsoren, die Stadt Köln und das Land Nordrhein-Westfalen stabil.

Wohin geht’s mit der Musikindustrie?

Flaggen der Popkomm 2008 (Foto: Popkomm)
Letztes Jahr wehten die Fahnen noch: Die Popkomm in Berin hat dieses Jahr zuBild: Popkomm 2008

Angesichts der gegenwärtigen Malaise der Musikindustrie scheint ein Messe-Engagement nicht sinnvoll, sondern eher veraltet. Denn Plattenfirmen würden dort hauptsächlich neue Tonträger vermarkten oder attraktive Künstler präsentieren. Damit lassen sich aber im Download-Zeitalter keine großen Gewinne mehr erwirtschaften. Die Suche nach neuen Geschäftsideen und Formaten sowie Fusionen mit anderen Entertainment-Branchen scheint unabdingbar. Das hat man bei der c/o pop kapiert und setzt deshalb mit dem Kongressformat, der so genannten c/o pop convention, auf ein Festival mit viel Zeit und Platz für Diskussion. Wohin es geht mit der Musikindustrie soll dabei zur Debatte stehen: Branchenfusionen, neue Softwares und Radioformate werden auf dem Festival diskutiert. Das Pop-Experimentierfeld ist eröffnet.

Autor: Olaf Karnik
Redaktion: Elena Singer