Podolski - unbezahlbar und doch verkäuflich
12. Dezember 2011In Köln steht man vor einem Dilemma, das fast jeder Fußballverein ohne das ganz dicke Portemonnaie kennt: Sollte man seinen wichtigsten Leistungsträger halten oder auf dem vermeintlichen Zenit seiner Leistung für gutes Geld verkaufen? Meistens, so viel sei gesagt, läuft es auf die zweite Variante hinaus. Köln wäre gut beraten, die Erste zu wählen.
Denn Lukas Podolski, seines Zeichens längst inoffizieller "Prinz" von Köln, ist derzeit von unschätzbarem Wert für seinen 1. FC Köln. Er spielt in der Form seines Lebens, blüht endlich wieder auf und schoss schon 13 Tore – so viel wie noch nie zu diesem Zeitpunkt in der Saison. Die Tatsache, dass er an knapp 70 Prozent der Kölner Saisontore beteiligt war, sagt alles über seinen Stellenwert für das ansonsten allenfalls mittelmäßig besetzte Team.
Sollte man seine "Seele" verkaufen?
Und noch einen Wert hat er für den Verein: Er ist Identifikationsfigur, Publikumsliebling, Aushängeschild und bringt dem Verein so reichlich Einnahmen aus Merchandise und Marketing. Manch ein Anhänger sieht ihn darüber hinaus längst als "Seele" des Clubs. Kurzum: Köln darf Podolski nicht verkaufen, denn solch einen Spieler gibt es kein zweites Mal auf dem Transfermarkt, für kein Geld der Welt.
Und doch werden sie ihn gehen lassen müssen. Denn Fußball ist ein Geschäft, sowohl für den Verein als auch für den Spieler. Verlängert Podolski nicht – und danach sieht es aus – kann der FC ihn praktisch nicht über den Sommer hinaus halten. Denn danach könnte "Poldi" ablösefrei wechseln – eine finanzielle Katastrophe für den mit rund 30 Millionen Euro verschuldeten Verein.
Ihm wurde viel versprochen - gehalten wurde es nicht
Podolski selbst muss spätestens im Sommer die Herausforderung suchen, denn dann ist er 27 Jahre alt und noch interessant für die großen Klubs, die immer mehr auf junge Spieler setzen. Dort könnte er beweisen, dass er nicht nur in der Nationalelf, sondern auch im Klubfußball weltklasse spielen kann. In Köln geht das nicht. Dort haben sie ihm schon einmal, 2009, als er von den Bayern heimkehrte an den Rhein, viel versprochen: Sie wollten ein Team um ihn herum aufbauen – und hatten gar nicht das Geld dafür. Heute sieht es nicht anders aus. Und genau deshalb sollte Lukas Podolski seinen geliebten FC noch einmal verlassen – es muss ja nicht für immer sein…
Autor: Joscha Weber
Redaktion: Olivia Fritz