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Gesellschaft

Plácido Domingo weist Vorwürfe zurück

14. August 2019

Mehrere Frauen werfen dem spanischen Opernstar Plácido Domingo vor, sie sexuell bedrängt zu haben. Der 78-Jährige weist ihre Anschuldigungen zurück. Die Opernhäuser reagieren unterschiedlich auf die Vorwürfe.

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Opernsänger, Placido Domingo
Bild: imago images/H. Minchenko

"Die Anschuldigungen dieser ungenannten Personen, die bis zu dreißig Jahre zurückliegen, sind zutiefst beunruhigend und - so wie sie dargestellt werden - unzutreffend", erklärte Plácido Domingo in einer Stellungnahme.

Es sei schmerzhaft zu hören, dass er jemanden verletzt haben könnte oder Unwohlsein verursacht habe, so der weltberühmte Sänger weiter. Er habe geglaubt, dass all seine Handlungen und Beziehungen immer "gewünscht und einvernehmlich waren". Gleichwohl erkenne er an, dass sich heutige Regeln und Standards von denen der Vergangenheit unterschieden.

Konsequenzen an Opernhäusern 

Die Oper von Los Angeles, deren Generaldirektor Domingo seit 2003 ist, kündigte nach Bekanntwerden der Vorwürfe eine unabhängige Untersuchung mit Hilfe externer Berater an. "Wir sind entschlossen, unser Möglichstes zu tun, um eine professionelle Umgebung zu fördern, in der unsere Angestellten und Künstler sich wohl fühlen, wertgeschätzt und respektiert", sagte ein Sprecher des Opernhauses.

Die Orchestervereinigung von Philadelphia zog ihre Einladung an Domingo für ihr Eröffnungskonzert am 18. September mit der Begründung zurück, das Orchester, sein Personal und Publikum brauchten eine "respektvolle Umgebung". Auch die Oper von San Francisco sagte einen geplanten Auftritt Domingos ab.

Domingos Gastspiele bei den Salzburger Festspielen am 25. und 31. August sollen dagegen wie geplant stattfinden. Sie kenne Domingo seit mehr als 25 Jahren und sei von Anfang an von seinem wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern des Festivals beeindruckt gewesen, sagte die Leiterin der Festspiele, Helga Rabl-Stadler. Es sei "sachlich falsch und menschlich unverantwortlich, zum derzeitigen Zeitpunkt endgültige Urteile und darauf beruhende Entscheidungen zu fällen".

Die Metropolitan Oper in New York (Met) teilte mit, sie werde das Ergebnis der Untersuchung in Los Angeles abwarten, bevor sie eine endgültige Entscheidung über die Zusammenarbeit mit Domingo treffe. Der langjährige musikalische Leiter der Met, James Levine, war im vergangenen Jahr nach einer internen Untersuchung zu Missbrauchsvorwürfen entlassen worden.

Auswirkungen auf die Karriere

Nach einem Bericht der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press haben mehrere Sängerinnen und eine Tänzerin dem Opernstar sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Die Frauen berichteten demnach von Umarmungen, von Küssen auf den Mund, von nächtlichen Telefonanrufen und davon, dass Domingo auf private Treffen gedrängt habe.

Betroffene hätten auch von negativen Folgen für ihre Karriere berichtet, nachdem sie sich Domingos Avancen verweigert hätten. Die betroffenen Frauen äußerten sich mit einer Ausnahme anonym. Die angeblichen Übergriffe reichen demnach bis zu drei Jahrzehnte zurück.

Domingo ist einer der größten Klassikstars der Gegenwart. Über Jahrzehnte war der Tenor an allen großen Opernhäusern der Welt zu Gast. Vor einigen Jahren wechselte er ins Baritonfach. Er bestritt als Opernsänger mehr als 4000 Auftritte. Im vergangenen Jahr sang er bei den Salzburger Festspielen seine 150. Opernrolle.

Große Erfolge feierte Domingo als einer der "Drei Tenöre" zusammen mit Luciano Pavarotti und José Carreras. Als Dirigent leitete er mehr als 500 Opernaufführungen und Konzerte. Seit 2003 ist Domingo Generaldirektor der Oper von Los Angeles.

uh/ tla/ bb (dpa, afp)