Petersberg - Der Berg der Geschichte
Unglaublich, was auf dem Petersberg bei Bonn schon alles passiert ist. Nach zweijähriger Umbauzeit erstrahlt das dortige Grandhotel seit 2019 in neuem Glanz - Anlass, auf die mehr als 100-jährige Geschichte zu blicken.
Kann man nicht meckern
In den vergangenen Jahren hat man viel gehämmert, gebohrt und geschraubt auf dem Petersberg bei Bonn. Für rund 40 Millionen Euro wurde das dortige Grandhotel saniert - und zeigt sich seit 2019 nun in feinstem Gewand. Die Immobilie gehört dem deutschen Staat, der sie als Gästehaus nutzt. Betrieben wird das Hotel von der Steigenberger-Gruppe.
Lage, Lage, Lage
So ungewöhnlich wie die Konstellation mit dem Staat als Eigentümer und einer privaten Hotelkette als Betreiber ist auch, was hier in den vergangen Jahren so alles passiert ist. Ungewöhnlich, oder sagen wir besser außergewöhnlich, ist in jedem Fall die Lage auf einem der Berge des Siebengebirges bei Königswinter. An klaren Tagen kann man bis zum 33 Kilometer entfernten Kölner Dom sehen.
Zimmer mit Ausblick
Den Blick über den Rhein und Bonn dürfen alle Gäste, Politiker und Prominente genießen. Die Regierung darf sich freuen: Seit 2019 kann sie wieder Konferenzen und andere Veranstaltungen in neuem Ambiente abhalten und Gäste in neu gestalteten Zimmern beherbergen. Aber so sah es nicht immer aus.
Rückblick
Um 1900 hatte das Hotel auf dem Petersberg eine ganz andere Gestalt: ab 1888 erbaut, 1892 eröffnet - und 1911 wegen mangelnden Erfolgs zwangsversteigert. Neuer Eigentümer wurde Ferdinand Mülhens, Inhaber des Kölner Parfümunternehmens "4711". Mülhens ließ das Hotel komplett umbauen. Ende Mai 1914 wiedereröffnet, musste es wenige Monate später erneut schließen - dann begann der Erste Weltkrieg.
Hitler trifft Chamberlain
Sechs Jahre blieb das Hotel geschlossen, dann wurde es mehrfach umgebaut und erweitert. International trat das Haus erstmals in der Nazizeit in Erscheinung. 1938 wohnte dort der britische Premierminister Neville Chamberlain, während er mit Adolf Hitler verhandelte, der genau gegenüber auf der anderen Rheinseite im Rheinhotel Dreesen wohnte.
Adenauer wird empfangen
Auch während des Zweiten Weltkriegs blieb das Hotel geschlossen. Danach wurde es beschlagnahmt und diente den drei Hohen Kommissaren der West-Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich als Sitz, an dem sie 1949 den frisch gewählten ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer empfingen. Unterzeichnet wurde dort das Petersberger Abkommen, das Deutschland mehr Eigenständigkeit zubilligte.
"Teppich-Gate"
Das Treffen zwischen Adenauer und den drei Hohen Kommissaren sorgte nicht nur wegen des für Deutschland so wichtigen Vertrags für Aufsehen, sondern auch, weil Adenauer sich nicht ans Protokoll hielt. Die drei Hohen Kommissare standen bei dem Empfang auf einem Teppich. Die deutsche Delegation sollte davor stehen bleiben. Doch Adenauer stellte sich selbstbewusst zu ihnen auf den Teppich.
Hoffentlich war die Queen amused
1952 zogen die Hohen Kommissare aus, zwei Jahre später wurde das Hotel auf dem Petersberg wiedereröffnet. Die Bundesregierung - damals war Bonn Hauptstadt - mietete das Haus für Staatsgäste an. Der erste war bereits im Jahr der Eröffnung Äthiopiens Regent Haile Selassie. Und auch Queen Elisabeth II. (hier mit Bundespräsident Heinrich Lübke) wohnte 1965 bei ihrem ersten Deutschlandbesuch dort.
Crash, boom, Breschnew
Weil unrentabel, wurde das Hotel 1969 abermals geschlossen. Eigens für den Besuch von Leonid Breschnew, Präsident der Sowjetunion, wurde das Haus 1973 für kurze Zeit wieder eröffnet. Von der deutschen Regierung bekam Breschnew einen Mercedes geschenkt. Den fuhr er auf dem waldreichen Petersberg auch persönlich - allerdings gegen einen Baum. Immerhin blieb er unverletzt.
Gorbatschow grüßt Genscher
Auf Betreiben von Bundeskanzler Helmut Schmidt kaufte die Bundesrepublik den Petersberg 1979 und ließ das Hotel umfangreich umbauen. Erst 1990 wurde es wiedereröffnet. Im selben Jahr besuchte Breschnews Nachfolger Michail Gorbatschow (2. v. r.) als erstes Staatsoberhaupt das wiedervereinte Deutschland. Auch er war Gast auf dem Petersberg, hier mit Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (r.).
Gäste, Gäste, Gäste
In den 1990er Jahren folgten weitere hochkarätige Gäste wie Japans Kaiser Akihito, Südafrikas Präsident Nelson Mandela oder US-Präsident Bill Clinton (hier mit Bundeskanzler Helmut Kohl, dessen Frau Hannelore und seiner Frau Hillary). 1995 heirateten übrigens Formel-1-Rennfahrer Michael Schumacher und seine damalige Freundin Corinna auf dem Petersberg.
Afghanistan-Konferenz
Auch internationale Tagungen finden auf dem Petersberg statt, wie hier die erste Afghanistan-Konferenz 2001, bei der es um den Wiederaufbau des Landes ging. Einige der Folgetreffen zog es auch wieder auf den Petersberg - wie 2002 und 2011. Dem "Petersberger Klimadialog" gab der Petersberg den Namen, auch wenn dort nur die erste Konferenz 2010 stattfand.
Achtung, nicht verwechseln
Seitdem findet die Konferenz, die zur Vorbereitung der UN-Klimakonferenzen dient, jährlich in Berlin statt. Neben dem "Petersberger Klimadialog" gibt es auch den - Achtung Verwechslungsgefahr! - "Petersburger Dialog". Der fand erstmalig im russischen Petersburg statt und hat daher seinen Namen. Es ist ein jährlich stattfindendes Diskussionsforum zwischen Russland und Deutschland.