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Gewinner gesucht

Wolfgang van Kann8. August 2008

Bei den 29. Olympischen Sommerspielen kämpfen 11.100 Athleten um Ehre, Medaillen und mitunter hohe Siegprämien. Wer ist dabei besonders erfolgreich? Wie schneiden die Deutschen ab? Wolfgang van Kann hat da eine Ahnung.

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Darum geht's in PekingBild: picture-alliance/ dpa

Wenn die Auguren Recht behalten, dann dürfen sich die USA erstmals bei Olympischen Spielen überhaupt nicht mehr sicher sein, am Ende im Medaillenspiegel, der sich nach der Anzahl der Goldmedaillen richtet, wieder vorne zu sein. Nicht wenige Beobachter erwarten, dass China den Heimvorteil nutzen und erstmals mehr Goldmedaillen als die Amerikaner holen wird.

Schon in den letzten Jahren haben sich die Chinesen kontinuierlich nach vorne gearbeitet. In Sydney 2000 lagen sie noch auf dem dritten Rang mit 28 Goldmedaillen hinter den USA mit 38 und Russland mit 32. Vier Jahre später in Athen verdrängten sie bereits die Russen auf Rang drei. 32:27 lautete 2004 die Bilanz, wobei die Amerikaner mit 36 noch relativ klar vorne lagen.

Auch für Peking wurde lange Zeit ein Dreikampf dieser drei Nationen erwartet, aber ob die Russen nach zuletzt zahlreichen Dopingfällen und den entsprechenden Sperren, diesmal mithalten können, ist zu bezweifeln.

Rollen die Asiaten die Nationenwertung auf?

In der Nationenwertung, die neben den Medaillen auch noch die Ränge 4 - 8 berücksichtigt, werden die Amerikaner allerdings wohl vorne bleiben. Aber gerade hier dürften die anderen asiatischen Nationen ihren Vorteil der "Heimspiele" nutzen und sich besser in Szene setzen, als in den letzten Jahren – Japan und Südkorea haben da in Athen schon die ersten Schritte gemacht. Überhaupt erwartet man allgemein, dass sich die Tendenz fortsetzt, dass immer mehr Nationen zu den Medaillengewinnern gehören. Ob allerdings der Rekord von 80 Nationen im Medaillenspiegel von Athen übertroffen werden kann, bleibt abzuwarten.

Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes
Hofft auf den Aufschwung: Michael VesperBild: picture-alliance/ ZB

Und Deutschland? In den letzten Jahren gab es nur eine Tendenz und die lautete – abwärts. Und so ist die Devise, die Teamchef Dr. Michael Vesper vorgibt, eindeutig: "Seit Barcelona 1992 sind die Ergebnisse der deutschen Mannschaften immer weiter nach unten gegangen. Ich hoffe, dass wir in Athen die Talsohle erreicht haben und es jetzt wieder aufwärts geht."

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: 1992, als der deutsche Sport von der Wiedervereinigung profitierte, erreichte man mit 33 Goldmedaillen noch Rang drei des Medaillenspiegels. In Sydney und Athen waren es gerade mal noch je 13 Goldmedaillen und die Ränge 5 bzw. 6.

Die Ambitionen des deutschen Teams

Britta Steffen
Verhalten optimistisch: Schwimmerin Britta SteffenBild: AP

Entsprechend vorsichtig äußern sich die deutschen Athleten, wie zum Beispiel Schwimmerin Britta Steffen: "Ich möchte gerne ein optimales Rennen schwimmen und dann gucken, wozu es reicht und mich dann auch darüber freuen können, wenn es nicht Gold wird." Etwas offensiver geht man bei den deutschen Fußballerinnen, hier vertreten durch Birgit Prinz, an die Sache ran: "Jeder erwartet von uns eine Medaille, wir erwarten auch von uns eine Medaille. Ich meine, wir sind Weltmeister, von daher können wir eigentlich nicht mit einer anderen Zielvorstellung da reingehen."

Von Seiten der deutschen Fachverbände und auch anderer Beobachter hofft man, den Tiefpunkt überschritten zu haben und die Zahl der Goldmedaillen im Vergleich zu Athen steigern zu können. Die Vorhersagen schwanken zwischen 15 und 25 Goldmedaillen, wobei letztere Zahl doch extrem optimistisch zu sein scheint, vor allem wenn man berücksichtigt, dass frühere Medaillentrümpfe nicht mehr so stechen, wie gewohnt. So haben die erfolgsverwöhnten Ruderer kein klares Siegerboot mehr in ihren Reihen, Leichtathleten und Schwimmer haben teilweise den Anschluss verpasst oder zumindest an Boden verloren.

Wer sind die deutschen Medaillenhoffnungen?

Speerwerferin Steffi Nerius
Medaillenkandidatin? Speerwerferin Steffi NeriusBild: AP

Medaillenkandidaten aus deutscher Sicht sind zweifellos wieder die Kanuten, Schützen, Triathleten, Reiter, Modernen Fünfkämpfer sowie die Kunst- und Turmspringer. In den Mannschaftssportarten setzt man auf die beiden Hockeyteams, die Fußballerinnen und die Handballer. Als Einzelkämpfer ihrer Sportart stehen auch Fechterin Britta Heidemann und Turner Fabian Hambüchen, die Schwimmer Britta Steffen und Paul Biedermann oder die Speerwerferinnen Christina Obergföll und Steffi Nerius, Hammerwerferin Betty Heidler, Diskuswerfer Robert Harting oder Hochspringerin Ariane Friedrich im Rampenlicht.

Aber wie es bei Olympia immer so ist – viele Hoffnungen werden sich zerschlagen, dafür werden sich unerwartete Träume erfüllen. Auf welchem Weg auch immer, erwartet man jedenfalls insgesamt in etwa die gleiche Medaillenzahl, wie man sie in Athen errungen hat - 49.

Medaillenprämie: Deutsche kleckern, Malaysier klotzen

Wenn es eine Wertung nach Siegprämien geben würde, dann lägen die Deutschen ganz weit hinten. 15 000 Euro zahlt die Deutsche Sporthilfe für jede Goldmedaille, Silber und Bronze wird mit 10 000 bzw. 7500 Euro belohnt. Und mit zusätzlichen Sonderprämien von Sponsoren können nur wenige Sportler fest rechnen. Alles in allem Kleingeld im Vergleich zu den 100 000 Euro, die jeder Russe für einen Olympiasieg bekommt. Und das wiederum verblasst gegen die 250 000 Euro, die Malaysias erster Goldmedaillengewinner aller Zeiten bekommen soll. Chinas erstem Olympiasieger von Peking winken 140 000 Euro – mehr als die große Masse der Chinesen in ihrem ganzen Leben verdient.