1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Pegida"-Demo mit Wasserwerfern aufgelöst

9. Januar 2016

Die Polizei hat die Kundgebung der "Pegida"-Bewegung in Köln nach Krawallen mit Hilfe von Wasserwerfern aufgelöst. Hoffnungen, der Nachmittag bliebe friedlich, erfüllten sich nicht. Mehrere Menschen wurden verletzt.

https://p.dw.com/p/1Hajq
Köln Pegida Polizei Wasserwerfer
Bild: Reuters/W. Rattay

Nach 15 Uhr wurden die Meldungen, die aus Köln kamen, immer bedrohlicher. Zunächst wurde berichtet, dass ein Zug mit etwa 450 auch gewaltbereiten Anhängern der fremdenfeindlichen "Pegida"-Bewegung in der Domstadt eingetroffen sei. Dann meldeten Reporter vor Ort, dass aus der "Pegida"-Kundgebung heraus Böller und Flaschen auf Reporter und Polizisten geworfen wurden.

Als von dem Demonstrationszug, der sich inzwischen in Bewegung gesetzt hatte, immer mehr Gewaltaktionen ausgingen, wartete die Polizei-Führung nicht lange. Die in Bereitschaft gehaltenen Wasserwerfer wurden hinzugezogen, die Polizei begann damit, die Kundgebung aufzulösen. Viele Reporter und andere Zeugen dokumentierten die Geschehnisse im Kurznachrichtendienst Twitter, so etwa DW-Reporterin Dana Regev. Die Polizei habe etliche Randalierer einzeln entfernt oder zum Zug gebracht:

Die Angaben über die Teilnehmerzahlen gingen stark auseinander. Tatsächlich dürften sich mehrere tausend Menschen am Breslauer Platz hinter dem Hauptbahnhof und auf dem Vorplatz am Dom versammelt haben. Nach dem Abschlußbericht der Kölner Polizei wurden mehrere Beamten und ein Journalist verletzt:

Der Landesvorsitzende der Grünen, Sven Lehmann, lobte in einer ersten Bilanz das Vorgehen der Sicherheitsbehörden:

Am Mittag hatten sich zunächst mehr als 1.000 zumeist weibliche Teilnehmer am Dom versammelt, um nach den Übergriffen in der Silvesternacht ihrem Zorn und ihrem Protest "Gegen Männergewalt" - so ein Motto - Luft zu machen. Andere, zumeist aus dem linken Spektrum stammende Demonstranten nahmen bereits die "Pegida"-Anhänger ins Blickfeld, von denen sich mehrere hundert (so die Bundespolizei gegenüber der Nachrichtenagentur dpa) zugleich auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes zusammenfanden. "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda" wurde hier skandiert.

Die Sicherheitskräfte bemühten sich, die Gruppen auseinanderzuhalten, wie auch DW-Reporter Nicolas Martin berichtete.

Die nordrhein-westfälische Landespolizei hatte nach Angaben eines Sprechers rund 1700 Beamte eingesetzt, um die Sicherheit am Bahnhof zu gewährleisten - unter ihnen auch berittene Einheiten und Hundestaffeln.

Köln Pegida Polizei Pfefferspray
Im Einsatz gegen die Randalierer aus den "Pegida"-Reihen.Bild: Reuters/I.Fassbender

Keine pauschale Hetze

Zu der Gegenkundgebung hatten die Bündnisse "Köln gegen Rechts" und "Köln stellt sich quer" aufgerufen, in denen unter anderem Gewerkschaften, Parteien, Kirchen und andere Religionsgemeinschaften sowie weitere gesellschaftliche Organisationen zusammengeschlossen sind. Die Übergriffe gegen Frauen in der Silvesternacht dürften nicht von Rechtsextremen für pauschale Hetze gegen Migranten instrumentalisiert werden, hieß es im Aufruf und in Redebeiträgen. Gewalt gegen Frauen sei immer ein Verbrechen, unabhängig davon, wer die Täter seien.

In der Silvesternacht hatte es in Köln rund um den Hauptbahnhof aus einer großen Menschengruppe heraus sexuelle Übergriffe auf Frauen und anderen Straftaten gegeben. Sie wurden, nach allem, was man bisher weiß, vorwiegend durch Männer aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum begangen. Die Zahl der Strafanzeigen hat sich inzwischen drastisch erhöht. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, liegen inzwischen 379 Strafanzeigen vor. In etwa 40 Prozent der Fälle ermittelten Kriminalbeamte unter anderem wegen Sexualstraftaten.

In den vergangenen Tagen war die Polizeiführung wegen der Einsatzplanung und der Kommunikationsstrategie nach den Übergriffen scharf kritisiert worden. Polizeipräsident Wolfgang Albers wurde am Freitagnachmittag in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Sein bisheriger Stellvertreter führt nun die Geschäfte, der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger steht unter Druck. Und die Stimmung in der sonst so liberalen Stadt Köln ist kurz vor dem Straßenkarneval alles andere als ausgelassen.

ml/uh (dpa,epf,afp)