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Paralympics übertreffen alle Erwartungen

12. September 2016

Die Paralympics in Rio liefern Rekorde in Serie, die Tribünen sind voll, die Zuschauer und auch die Athleten begeistert. Die Spiele der Behindertensportler bieten vieles, was die Olympischen Spiele schuldig blieben.

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400-Meter-Rollstuhl-Rennen. Foto: Imago
Bild: Imago/GEPA pictures/C. Kelemen

"Man hatte schon bei der Eröffnungsfeier das Gefühl: Das könnten die Spiele des Volkes werden. Und es sind die Spiele des Volkes", sagte Philip Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), am Montag. "Es gibt eine Verbindung zwischen dem Paralympischen Geist und dem Carioca Spirit der Leute in Rio hier. Das ist fantastisch." Alleine am vergangenen Samstag wurden 250.000 Zuschauer an den Wettkampfstätten gezählt, so viel wie an keinem Tag der Olympischen Spiele. Das IPC geht davon aus, dass über zwei Millionen der knapp 2,5 Millionen Tickets verkauft werden. Schon morgens bilden sich am Eingang des Olympiaparks im Stadtteil Barra regelmäßig lange Schlagen, das Bus-Transportsystem ist am Limit. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerben bei den Olympischen Spielen sind die Tribünen bei den Paralympics sehr gut gefüllt. Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Friedhelm Julius Beucher, sieht in den gesenkten Eintrittspreisen einen Grund: "Die Paralympics werden zum bezahlbaren Sportereignis für Brasiliens Bevölkerung." Die Olympia-Tickets seien für viele zu teuer gewesen.

"Ungewohnt einfach"

Die deutschen Sportler sind von der Atmosphäre begeistert. "Es ist eine Wahnsinns-Kulisse", sagte der sehbehinderte Kai Kruse, Bronzemedaillen-Gewinner im Zeitfahren über 1000 Meter auf der Radbahn. Auch im Paralympischen Dorf sei alles bestens: "Alle Kritik, die man vorher gehört hat, muss man dementieren. Die geben sich viel Mühe, perfekte Spiele zu liefern." Auch Thomas Schmidberger, der am Sonntag Silber im Rollstuhl-Tischtennis gewann, fühlt sich nach eigenen Worten in Rio sehr wohl: "Die Organisation ist etwas südamerikanisch, ja, aber nicht schlecht. Ungewohnt einfach, wenn man das deutsche Pingelige gewöhnt ist."

Weltrekord-Flut und Dopingverdacht

Die Zuschauer feiern die ehrgeizigen Athleten - und bekommen jede Menge Bestleistungen zu sehen. Für großes Aufsehen sorgte in der Leichtathletik ein 1500-Meter-Finale für sehbehinderte Läufer. Die vier Erstplatzierten waren dabei schneller als der Olympiasieger Matthew Centrowitz aus den USA vor wenigen Wochen. Die ersten vier Wettkampftage der Paralympics brachten eine Flut von 117 Weltrekorden.

Tischtennisspieler Valentin Baus freut sich über Silber. Foto: dpa-pa
Valentin Baus freut sich über Platz zweiBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Der Verdacht, dass nicht alle Bestmarken alleine auf bessere Prothesen und die professionellere Vorbereitung der Sportler zurückzuführen sind, steht im Raum. Weil dem IPC im Vergleich zum olympischen Sport das Geld und vor allem das Personal fehlen, gibt es während der gesamten Paralympics nur 1500 Doping-Tests für mehr als 4300 Athleten. Proben können nur stichprobenartig genommen werden, verpflichtende Kontrollen aller Medaillengewinner gibt es nicht. IPC-Präsident Craven räumte ein, dass es Lücken im Anti-Doping-System gebe: "Wir müssen sehen, welche Lehren wir für die Zukunft daraus ziehen." Nach Angaben des IPC wurde der saudi-arabische Gewichtheber Mashal Alkhazai wegen wiederholten Dopings für acht Jahre gesperrt. Im Urin des 36-Jährigen waren bei einer Trainingskontrolle kurz vor Beginn der Paralympics Spuren eines Anabolikums gefunden worden.

sn/jm (dpa)