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Papst beklagt "geistlichen Analphabetismus"

15. Mai 2016

In seiner Pfingstpredigt hat Papst Franziskus die Christen dazu aufgerufen, sich wieder als Kinder Gottes zu betrachten. In Deutschland riefen die beiden Kirchen zu mehr Offenheit unter den Menschen auf.

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Papst Franziskus bei seiner Pfingstmesse im Petersdom, Vatikan (Foto: rtr)
Bild: Reuters/T. Gentile

An Pfingsten hat Papst Franziskus die Christen in aller Welt zur Überwindung eines "geistlichen Analphabetismus" aufgerufen. Viele Menschen befänden sich in der Situation eines Waisen, weil sie sich nicht mehr als Kinder Gottes begriffen, sagte er in einem Festgottesdienst im Petersdom. Dieser geistliche Analphabetismus mache unfähig zu beten. Kennzeichen seien eine innere Einsamkeit, die zu existenzieller Traurigkeit werden könne, sowie das Gefühl einer "vermeintlichen Unabhängigkeit von Gott". Aus diesem Waisen-Dasein könnten nur der Heilige Geist und Jesus Christus den Menschen befreien.

Aufruf zu mehr Offenheit, Warnung vor Leitkultur

In Deutschland riefen Amtsträger der katholischen und evangelischen Kirche zu mehr Offenheit unter den Menschen auf. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, rief zu mehr echter Kommunikation auf. In den sozialen Medien finde häufig nur noch ein Abladen der eigenen Befindlichkeiten und der eigenen Frustration statt, sagte Bedford-Strohm.

Heinrich Bedford-Strohm, EKD Ratsvorsitzender (Foto: dpa)
EKD Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-StrohmBild: picture-alliance/dpa/M. Hibbeler

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, nahm das Miteinander zwischen den Menschen in den Blick. Christen dürften nicht "hinter verschlossenen Türen und in einer feindlichen Abgrenzung zu anderen Religionen" leben, forderte Marx in München. Das gelte auch mit Blick auf die "sehr vielschichtige Wirklichkeit des Islam in unserem Land". Er kritisierte Tendenzen, "neue Mauern aufzubauen und sogenannte Leitkulturen gesetzlich festzulegen".

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (Foto: dpa)
Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender Deutsche BischofskonferenzBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Karl Lehman: Keine Gespräche mit der AfD

Der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, ging in einem Interview des Deutschlandfunks auf die jüngsten Wahlerfolge der rechtspopulistischen "Alternative für Deutschland" (AfD) ein. Er lehne Gespräche mit der AfD derzeit ab. Das Grundmuster der Partei und das nationalistische "Gerüchlein" seien ihm zu groß, sagte der 79-Jährige. Er selbst nutze auch den Ausdruck des "christlichen Abendlands" nicht mehr, weil die Falschen dieses Wort nutzten, sagte Lehmann. Er spreche lieber von Europa.

Heiliger Geist und Frühlingsfest

Pfingsten ist für Christen das Fest des Heiligen Geistes und gilt als Geburtsfest der Kirche. Damit endet die 50-tägige Osterzeit. Das Wort Pfingsten leitet sich ab von "Pentekoste", dem griechischen Begriff für "fünfzig". Die Apostelgeschichte berichtet, wie die Jünger Jesu durch das Pfingstwunder "mit Heiligem Geist erfüllt wurden und begannen, mit anderen Zungen zu reden". Das sogenannte Sprachenwunder will darauf hinweisen, dass die Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus sprachübergreifende Bedeutung für die ganze Welt hat.

Ein Kirschblütenzweig vor blauem Himmel (Foto: DW)
Im historischen Ursprung ist das Pfingstfest ein FrühlingsfestBild: DW/H. Mund

Historisch gesehen ist das Pfingstfest auch ein Frühlingsfest. Bräuche, die mit Wachsen, Blühen und Wiedererwachen der Natur zu tun haben, tauchen vor dem herannahenden Sommer noch einmal auf. Prozessionen sollen der neuen Saat Segen bringen.

cw/hf (epd, kna, dpa)