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Papst besucht berühmten Wallfahrtsort

6. November 2010

Zwei Tage, zwei Pilgerstätten: Mit Santiago de Compostela und der Sagrada Familia besucht Benedikt XVI. in Spanien zwei bedeutende Stationen der katholischen Welt. Doch die Reise ist nicht nur von Jubel begleitet.

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Der Papst und Prinz Felipe von Asturien (Foto: AP)
Der Papst und Prinz Felipe von AsturienBild: AP

Noch bevor das Oberhaupt der Katholischen Kirche am Samstag (06.11.2010) spanischen Boden betrat, sprach Benedikt von "aggressivem Säkularismus", der sich in dem südeuropäischen Land breitmache. Die Äußerungen führten zu teils heftigen Reaktionen in den spanischen Medien. Kritik gab es vor allem für den Vergleich des gegenwärtigen Säkularismus mit dem spanischen Antiklerikalismus der 1930er Jahre, zu Zeiten der Zweiten Spanischen Republik.

Spanien ist zwar noch immer eines der katholischsten Länder der Welt - neun von zehn Spaniern sind römisch-katholisch. Doch auch hier nehmen immer weniger Menschen aktiv am religiösen Leben teil.

Zwischen Protest und Begeisterung

Pilgerin auf dem Jakobsweg (Foto: AP)
Ziel: Das Pilgern auf dem Jakobsweg wieder christlich deutenBild: AP

Vielleicht symbolisch für die Situation der Kirche: Am Freitag demonstrierten Hunderte Menschen gegen den Besuch des Papstes in dem nordspanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela – doch bisher hält eine große Mehrheit ihrer Kirche die Treue: Rund 200.000 Menschen sind extra angereist, um mit dem Papst das "Heilige Jakobus-Jahr" zu feiern.

Am Flughafen von Lavacolla wurde Benedikt von Spaniens Thronfolger, Prinz Felipe von Asturien, und Prinzessin Letizia begrüßt. Auch Spaniens Samstagspresse hieß den Papst willkommen. Die Tageszeitung "La Razon" titelte mit einem riesigen Aufmacherbild der Kathedrale von Santiago de Compostela, einem "Bienvenido" in großen, schwarzen Lettern und den Worten: "Der Papst hebt heute in Santiago die christlichen Wurzeln Europas hervor und weiht morgen die Sagrada Familia ein."

In geistlicher Mission unterwegs

Zwei Nonnen vor der Sagrada Familia (Foto: AP)
Die Sagrada Familia: Symbol für die Nähe von Kunst und KircheBild: AP

In beiden Städten - Santiago de Compostela und Barcelona – ist der Papst vor allem in geistlicher Mission unterwegs. In Santiago geht es ihm nicht zuletzt darum, das Pilgern auf dem Jakobsweg wieder christlich zu deuten und dieses in den vergangenen Jahren zum massenhaften "Ego-Kult" gewordene Phänomen in den Schoß der Kirche zurückzubringen.

Zu Pilgern heiße nicht einfach, irgendeinen Ort aufzusuchen, um dessen Schätze und Geschichte zu bewundern, Pilgern bedeute vielmehr eine Begegnung mit Gott, betonte der Papst vor den Gläubigen in Santiago de Compostela. In der Jakobus-Kathedrale ging er den vorgeschriebenen Pilgerweg durch die Kathedrale, betete vor dem Grab des Apostels in der Krypta und umarmte anschließend dessen Statue auf dem Altar.

Weniger heikel ist das Unterfangen in Barcelona, die Weihe der Kirche Sagrada Familia des Architekten Antoni Gaudi am Sonntag. Die Kirche der Heiligen Familie ist eine Art Symbol für die Nähe von Kunst und Kirche, die von der Spätantike bis ins 19. Jahrhundert in Europa noch selbstverständlich war. Dass ein Kirchenbau, dessen Baustil noch im vorletzten Jahrhundert wurzelt, erst jetzt geweiht wird, unterstreicht freilich, wie wenig selbstverständlich die Nähe von Kirche und Kunst heute noch ist.

Autor: Michael Borgers (kna, dpa)

Redaktion: Ursula Kissel