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Papiertiger ohne Zähne

19. April 2002

Fast zwei Wochen berieten 180 Staaten in Den Haag über gemeinsamen Arten- und Umweltschutz. Doch der Schutz des Urwaldes blieb auf der 6. Artenschutzkonferenz auf der Strecke.

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Taten statt leerer Worte: Umweltorganisationen geben den Kampf nicht aufBild: AP

Viel hatten sich die Umweltminister in Den Haag vorgenommen. Drei große Maßnahmenpakete standen auf dem Programm: Der Schutz besonderer Pflanzen- und Tierarten, die Nutzung genetischer Ressourcen und der Schutz des Urwaldes.

Der Urwald, der keiner sein darf

Regenwald in Puerto Rico
Caribbean National Forest, Puerto RicoBild: AP

Und genau dieser Punkt war einer der umstrittensten auf der UN-Konferenz. Zwar hatten die Delgierten ein 130 Punkte umfassendes Arbeitsprogramm zum Schutz der Wälder verabschiedet. Doch Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace üben scharfe Kritik: Von einer Trendwende zum Schutz der Urwälder und ihrer Artenvielfalt könne nicht die Rede sein, betonte Martin Kaiser. Der Greenpeace-Waldexperte ist besorgt. Nicht einmal auf eine Definition der Urwälder habe man sich einigen können, sagte der Umweltschützer gegenüber DW-WORLD. Länder wie Kanada und Brasilien haben sich geweigert den Begriff "Urwald" für ihren eigenen Baumbestand anzuerkennen.

Urwälder weiterhin bedroht - auch in der Taiga

Noch verschließen diese Industrieländer die Augen vor der bitteren ökologischen Wahrheit: Weltweit sind die Urwaldgebiete stark bedroht. Auch deutsche Firmen machen gute Geschäfte mit dem Holz aus gefährdeten russischen Baumbeständen. Durch Abholzung, illegalen Holzschlag und Handel mit Tropenhölzern sowie Brandrodung wird nicht nur Lebensraum für Mensch und Tier zerstört, sondern auch für weitere Erderwärmung gesorgt, so die Umweltverbände. Auch wenn das nun verabschiedete Maßnahmenpaket die illegale Abholzung verbietet, der Urwaldschutz bleibt weiter Sorgenkind.

Eindeutige Signale: Biopiraterie und Artenschutz

Pfeilgiftfrosch in Panama
Giftfrosch in PanamaBild: AP

Einstimmig haben sich die Länder auf Richtlinien zum Thema "genetische Ressourcen" und den Umgang damit geeinigt. Danach sollen Pharma- und Agrokonzerne nur Zugang zu Pflanzen und Tiere in Entwicklungsländern bekommen, wenn sie einen Teil des Profits in die Länder zurückfließen lassen. Bislang wurden Entwicklungsländer immer wieder Opfer von "Biopiraterie". Große Konzerne westlicher Industriestaaten beanspruchten begehrte Stoff für sich, indem sie einfach die Patente darauf anmeldeten. Wertvolle Ressourcen wurden auf diese Weise der einheimischen Bevölkerung entzogen. Weiterhin einigte man sich in Den Haag gemeinsam darauf, das weltweite Aussterben von seltenen Arten bis zum Jahr 2010 zu stoppen

Hoffnung in Johannesburg

Doch noch ist der Kampf für einen angemessenen Schutz der Urwälder nicht verloren. Umweltorganisationen erhoffen sich von dem anstehenden "Weltgipfel zur nachhaltigen Entwicklung" in Johannesburg eine erneute Diskussion und weitreichende Entscheidungen. Dort müsse das Thema Urwald unbedingt noch einmal auf die Tagesordnung gesetzt werden, so Greenpeace-Experte Martin Kaiser. (pt)