Panzer-Einsatz gegen Drogenbanden
26. November 2010"Wir haben diesen Krieg nicht angefangen", sagte ein Polizeisprecher der brasilianischen Millionenmetropole Rio de Janeiro. "Wir wurden provoziert. Aber wir werden siegreich sein."
Unter dem Schutz von Hubschraubern drang die Polizei mit Panzern in das Armenviertel Vila Cruzeiro vor, das als eine der Hochburgen der Drogenbanden gilt. Es ist das erste Mal, dass Fahrzeuge dieser Art dort eingesetzt wurden.
Kriminelle auf der Flucht
Das Fernsehen übertrug Livebilder von brennenden Fahrzeugen und dunklen Rauchwolken über Vila Cruzeiro. Hunderte bewaffnete Bandenmitglieder setzten sich auf Motorrädern, Pickups und auch zu Fuß in einen benachbarten Stadtteil ab. In den Liveaufnahmen war auch zu sehen, wie einzelne von ihnen von Kugeln getroffen wurden und am Straßenrand liegenblieben.
Seit vergangenem Wochenende kamen bei Razzien und blutigen Auseinandersetzungen in Rio schon mehr als 30 Menschen ums Leben, wie brasilianische Medien berichten. Etwa 200 Menschen seien festgenommen worden.
"Kommando Rot"
Der massive Polizeieinsatz ist Teil der Bemühungen der Regierung, die Gewalt in Rio de Janeiro in den Griff zu bekommen und die Stadt mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 sicherer zu machen. Wie es heißt, befinden sich derzeit 17.500 Polizisten in Alarmbereitschaft. Nach Geheimdienst-Erkenntnissen planen Drogenbanden wie "Comando Vermelho" (Kommando Rot) oder "Amigos de los Amigos" (Freunde der Freunde) auch Bombenanschläge. Allein dem "Comando Vermelho" sollen bis zu 5000 bewaffnete Kriminelle angehören.
Unter den Kämpfen leidet vor allem die Bevölkerung in den Slums, die in Rio Favelas heißen. Die Menschen versteckten sich in ihren Häusern, Schulen blieben geschlossen. "Ich habe so etwas noch nie gesehen", sagte ein Augenzeuge in Vila Cruzeiro. "Das ist eine richtige Militäraktion mit gepanzerten Fahrzeugen, aber diese ist auch nötig. Es ist die einzige Möglichkeit, den Drogenhändlern in der Favela entgegenzutreten."
Autor: Christian Walz (dpa, afp, dapd)
Redaktion: Frank Wörner